Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich wünsche Euch einen guten Morgen! Ich grüße Euch herzlich. An den Viewing-Points in der Produktion, den mobilen Endgeräten im Werk und in mobiler Arbeit zu Hause!
Mir wäre es natürlich lieber gewesen, wenn wir, wie im November, auch dieses Mal zumindest zum Teil gemeinsam in Halle 11 gewesen wären. Ich kann Euch sagen: An diesen Tagen sehe ich immer besonders unsere tiefe Verbundenheit zu Volkswagen. Wir ringen oft leidenschaftlich über den richtigen Weg, der uns aber im Ziel eint: Wir wollen, dass Volkswagen die besten Autos der Welt baut. Und auch wenn wir heute nur digital zusammenkommen: Ich bin sicher, dass wir diese Betriebsversammlung zu einer erfolgreichen machen und gemeinsam zeigen: Die Zukunft von Volkswagen liegt in Wolfsburg!
Mit Euch - als engagierter Belegschaft, die hervorragende Arbeit leistet und so dafür sorgt, dass wir unseren Weg in die E-Mobilität gehen können.
Mit uns - als Betriebsrat, der für Euch einsteht und den Konzern mit dem Management vorantreibt.
Mit uns allen. Wir sind die Volkswagen-Familie, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir lassen uns von Herausforderungen nicht spalten, wir bewältigen sie gemeinsam. Das ist es, was uns stark macht. Und das ist es, was wir jetzt tun müssen: Gemeinsam diese Krise bewältigen.
Lasst uns heute offen über unsere Lage sprechen, aber lasst uns auch gemeinsam zeigen, was in uns steckt. In diesem Sinne: Herzlich Willkommen zu unserer digitalen Betriebsversammlung, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich freue mich, dass Ihr Euch zugeschaltet habt.
Sehr geehrter Herr Pötsch, sehr geehrter Herr Dr. Diess, meine Damen und Herren des Vorstands und des Managements,
auch ich begrüße Sie zur Betriebsversammlung.
In den vergangenen Wochen und Monaten nach der Betriebsversammlung ist viel passiert und mir ist bewusst, dass die letzte Zeit viele Fragen aufgeworfen und für Verunsicherung gesorgt hat. Leider auch für Sorgen und Ängste. Und ich denke, es ist gerade deshalb wichtig für uns, dass wir heute über die Situation unseres Standortes sprechen. Ich möchte das ganz offen von Beginn an sagen: Die kommenden Monate werden hart, sie werden uns viel abverlangen und sie erfordern unsere ganze Kraft für unser Unternehmen und unsere Arbeitsplätze. Aber Ihr könnt Euch auf uns als Betriebsrat verlassen! Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind an Eurer Seite. Wir kämpfen für Euch. Wir werden immer alles geben, um das Bestmögliche für Euch herauszuholen. Und ich bin überzeugt, dass wir am Ende gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen und wieder gemeinsam Erfolge feiern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihr wisst, dass unsere Lage seit November nicht besser geworden ist. Und wir befinden uns in einem schwierigen Spannungsfeld: Einerseits bewegt sich der Konzern auf einem Rekordniveau, was uns natürlich freut. Aber andererseits und zur gleichen Zeit sind Volkswagen und unser Stammsitz Wolfsburg in einer schweren Krise. Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen seit Jahren. Bei der Belegschaftsinformation im November habe ich gesagt, dass uns die Halbleiterkrise auch in diesem Jahr beschäftigen wird und das ist leider genauso eingetreten und hat weitreichende Folgen für uns hier in Wolfsburg. Wo stehen wir also aktuell? Ehrlich gesagt: Die Antwort auf diese Frage tut weh. Aber wir müssen unsere Lage sehen, wie sie ist. Ich beginne mal mit der Situation im direkten Bereich.
Im Dezember hat das Unternehmen die Verträge von 491 Leiharbeitskräften auslaufen lassen. Das hat uns tief bewegt. Wir wissen, was das bedeutet. Hinter jeder einzelnen Leiharbeiterin, hinter jedem Leiharbeiter steht ein persönliches Schicksal. Jede und jeder hatte die Hoffnung, hier bleiben zu können – meine Kolleginnen und Kollegen im Betriebsrat und mich eingeschlossen. Denn wir sind Betriebsräte: Wir wollen Beschäftigung sichern, das ist doch klar. Und ja, natürlich haben wir für den Verbleib gekämpft, so wie wir es immer tun. Aber nun zeigt sich leider, warum wir das Unternehmen nicht überzeugen konnten, die Leiharbeitenden zu halten.
Für dieses Jahr stehen 570.000 Fahrzeuge im Programm. Wir alle wissen, was das bedeutet: Das entspricht weder dem, was wir vereinbart haben, noch dem, was dieses Werk leisten kann, was Ihr liebe Kolleginnen und Kollegen, leisten könnt. So bitter das ist: Inzwischen geht es bei uns um die Beschäftigung für unsere Stammbelegschaft, um Eure Beschäftigung. Und Ihr könnt mir glauben, wie froh ich bin, dass wir eine Beschäftigungssicherung bis 2029 haben. Als wir sie damals verhandelt haben, war das, glaube ich, für viele eine Selbstverständlichkeit. Niemand hätte gedacht, dass wir sie so schnell so dringend brauchen würden. Das zeigt aber auch, wie wichtig Tarifverträge und betriebliche Mitbestimmung sind. Denn so transparent muss ich sein: Unsere verhandelte Beschäftigungssicherung bewahrt uns gerade davor, dass der Vorstand mit uns über ganz andere Maßnahmen spricht.
Und ich sage ganz klar in Richtung unseres Konzernvorstandes: Dass die Schichtfahrweise angepasst werden soll, obwohl die Auftragssituation weiterhin stark ist – dieser Widerspruch ist nur schwer auszuhalten. Sie tragen die Hauptverantwortung für unsere Lage und deswegen lassen wir nicht zu, dass Konsequenzen allein auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Vom Vorhaben des Unternehmens, an drei von vier Montagelinien Nachtschichten zu streichen, könnten rund 5000 Kolleginnen und Kollegen betroffen sein. Die hätten dann am Ende des Monats erheblich weniger Geld auf dem Konto. Und es würde das gewohnte Privatleben, z. B. Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen durcheinander bringen. Und deswegen ist das ein Thema, bei dem wir derzeit intensiv verhandeln.
Kolleginnen und Kollegen, das ist mir ein ganz wichtiger Punkt: Das Unternehmen sagt nicht einfach die Nachtschichten ab, wir als Betriebsrat nicken es ab und alles fügt sich wie von Geisterhand. Das Thema ist viel komplizierter. Passiert ist bisher folgendes: Die Unternehmensseite hat bisherige Verabredungen für die bisherige Fahrweise aufgekündigt. An den Montagelinien 1 bis 3 sollen die Nachtschichten entfallen, weil das Volumen unterirdisch ist – und noch länger so bleibt. Das Unternehmen will es künftig also anders haben. Und da fängt das Thema erst an: Wir sind jetzt in Verhandlungen dazu, was dieses "anders" genau heißen soll und wo Eure Belange bleiben, die Belange von Euch Beschäftigten. Hier wird ein bestehendes, eingeschwungenes System angefasst. Wenn man irgendwo einen Teil bewegt, hat das viele Auswirkungen. Da geht es zum Beispiel um die angrenzenden Bereiche und darum, wie alles ineinander fasst und sich gegenseitig beeinflusst. Wenn ein Schichtsystem entfallen soll, muss stattdessen ein anderes greifen. Und genau da sind wir jetzt in der Diskussion. Das Unternehmen will ein paar Dinge. Wir aber auch! Der Entfall der Zulagen ist dabei ein wichtiger Punkt.
Und aus diesem Grund fordere ich auch einen Ausgleich, der diese Verluste abfedert. Denn Sie, sehr geehrte Konzernvorstände, wissen genau, dass nicht nur die Marke Volkswagen besonders stark vom Halbleiter-Mangel betroffen ist, sondern vor allem auch unser Standort Wolfsburg und damit unsere Beschäftigten hier. Das sind Ihre Entscheidungen gewesen, das ist Ihre Verantwortung. Und deswegen sind Sie den Kolleginnen und Kollegen einen Ausgleich schuldig.
Um da mal Zahlen sprechen zu lassen: Kein Standort hat unter dem Halbleiter-Mangel so sehr gelitten wie Wolfsburg. Vorrang hatten vor allem die MEBs in Zwickau, aber teilweise auch unsere großen Gewinnbringer bei Porsche und Audi. Darüber hinaus gab es aber etliche Halbleiter, die spezifisch nur in der Golf-Familie und im Tiguan verbaut werden. Ganz klar: Ich bin der Halbleiter-Taskforce sehr dankbar für ihren Einsatz, mit dem die Kolleginnen und Kollegen auch an Wochenenden und Feiertagen nicht pausieren. Und ich möchte mir nicht vorstellen, wie es ohne Euer Engagement aussehen würde. Aber hätte das Unternehmen genügend Halbleiter zur Verfügung gehabt und sie nicht per Mangelverwaltung verteilen müssen, hätten wir in Wolfsburg im vergangenen Jahr 330.000 Fahrzeuge mehr bauen können. 330.000!
Deswegen ist die Sache ganz klar für uns: Wenn diese Teileknappheit anhält und die Programme so niedrig bleiben, dass Nachtschichten entfallen müssen, darf das nicht einseitig zulasten der Kolleginnen und Kollegen gehen.
Und da kommen wir auch gleich zum nächsten Punkt: Denn leider ist es ja so, dass zusätzlich auch das Gerücht herumgeistert, wir würden Hunderte Beschäftigte zwangsversetzen. Ich finde es wirklich übel, dass so etwas verbreitet wird. Ich sage es einmal ganz deutlich für alle: Gegen den eigenen Willen wird aus unserer Stammbelegschaft niemand in andere Werke versetzt. Das haben wir in der Vergangenheit nicht getan und wir werden jetzt nicht damit anfangen. Dafür gebe ich Euch mein Wort als Betriebsratsvorsitzende, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Etwas anders ist die Situation für unsere Agebis. Dort lassen die Tarifverträge einen Standortwechsel unter Umständen zu. Hier müssen wir damit rechnen, dass das Unternehmen diese Option zieht. Das ist aber bisher weder erfolgt, geschweige denn ist etwas entschieden.
Liebe Konzernvorstände, Sie können sich also schon mal überlegen, welches attraktive Mobilitätsangebot Sie uns dazu unterbreiten. Ich wiederhole es gerne noch einmal: Wir lassen es nicht zu, dass die Beschäftigten allein die Quittung bekommen, egal ob es um Nachtschichten oder Standortwechsel geht. Das ist mit mir als der Betriebsratsvorsitzenden nicht zu machen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich weiß, dass es gerade viel Verunsicherung gibt, aber Ihr könnt Euch auf mich und den Betriebsrat verlassen: Wir kämpfen für Euch. Wir machen uns in den Verhandlungen stark für Euch. Für einen Ausgleich zu den gestrichenen Nachtschichten und faire Angebote für einen möglichen Standortwechsel. Das sind schwierige Gespräche, das sind harte Diskussionen. Ich weiß, dass ihr euch schnell Klarheit wünscht, das möchte ich auch, aber kurzfristige Klarheit, heißt, dass wir akzeptieren müssen, was jetzt auf dem Tisch liegt.
Volkswagen ist im vergangenen Jahrzehnt durch den Einsatz von Euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, so erfolgreich geworden. Durch Euren Einsatz, Eure tägliche Arbeit – egal ob in der Produktion oder im Büro. Ich sage es ganz deutlich mit Blick auf unseren Konzernvorstand: Einen attraktiven Arbeitgeber – und wir sind uns ja einig, dass Volkswagen das weiterhin sein möchte – einen attraktiven Arbeitgeber erkennt man nicht in guten Zeiten, man erkennt ihn in Krisen, wenn es darauf ankommt, Probleme gemeinsam zu bewältigen ohne, dass es einseitig auf Kosten der Beschäftigten geht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum sage ich das? Es ist eben nicht selbstverständlich für das Unternehmen und unseren Vorstand – für die Öffentlichkeit im Übrigen auch nich – dass es einen Ausgleich für die entfallenden Nachtschichten gibt. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass es ein attraktives Angebot für einen Standortwechsel gibt. Es wird Einschnitte geben, es wird Einbußen geben. Das können wir nicht verhindern. Aber wir werden dafür sorgen, dass die Auswirkungen so gut wie möglich abgefedert werden. Auch hier gibt es das Gerücht, dass das Thema bis nach der Betriebsratswahl verzögert wird. Wir wollen so schnell wie möglich Klarheit schaffen, aber werden den Verhandlungstisch nicht eher verlassen, ehe wir einen fairen Ausgleich ausgehandelt haben. Darauf könnt ihr Euch verlassen.
Es ist mir wichtig, dass es gerade jetzt, in diesen für unseren Konzern schwierigen Zeiten eine finanzielle Anerkennung für Eure Arbeit gibt. Es ist für mich ein Zeichen der Wertschätzung. Wir sehen, was Ihr alle gemeinsam in den vergangenen zwei Jahren für Volkswagen geleistet habt. Und deswegen habe ich mich auch für den zweiten Corona-Bonus eingesetzt: Ihr alle, liebe Kolleginnen und Kollegen, macht über die gesamte Pandemie hinweg einen großartigen Job und dafür danke ich euch.
Ich erinnere mich noch an die Anfangszeiten und die Anstrengungen, die wir unternommen haben, um die Schutzmaßnahmen umzusetzen. Fast zwei Jahre später arbeiten die Kolleginnen und Kollegen in der Fertigung weiterhin mit Masken, mit Einschränkungen. Das ist gerade bei körperlicher Arbeit anstrengend. Und auf der anderen Seite sehen wir die Kolleginnen und Kollegen in mobiler Arbeit. Sie müssen weiterhin 100 Prozent oder sogar mehr im Job erfüllen und gleichzeitig ihre Kinder betreuen und Home-Schooling machen. Eine Kollegin hat mich angerufen und gesagt: Daniela, für viele im Unternehmen ist es offenbar selbstverständlich, dass wir alles unter einen Hut kriegen. So etwas bewegt mich zutiefst. Und ich möchte mit dem Corona-Bonus ausdrücken, dass es eine Wertschätzung dafür gibt, was Ihr für ein Engagement für Volkswagen erbringt.
Und um das direkt zu sagen: Der Corona-Bonus hat nichts mit der Ergebnisbeteiligung zu tun. Natürlich kämpfen wir auch an dieser Stelle dafür, dass berücksichtigt wird, dass Ihr als Beschäftigte nichts für die Halbleiter-Situation könnt. Das habe ich bei der Belegschaftsinformation im November gesagt und das gilt weiterhin.
Und um das einmal grundsätzlich klarzustellen: Das Bonussystem muss auch insgesamt hinterfragt werden. Die aktuelle Regelung ist offensichtlich nicht mehr zeitgemäß. Ich erwarte deshalb vom Vorstand, dass er mit der IG Metall als Tarifvertragspartei die Gespräche aufnimmt: Lassen Sie uns gemeinsam eine faire Lösung finden, alle Beschäftigten am Erfolg von Volkswagen zu beteiligen. Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig das ist.
Ich habe es eben schon angesprochen: Ich schaue auch auf den indirekten Bereich. Es sind andere Belastungen für die Beschäftigten in den Bürobereichen, vieles ist nicht so offensichtlich wie die Situation hier im Werk. Ihr arbeitet zum Teil seit fast zwei Jahren von zuhause aus. Aber wir haben Euch nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil: Wir als Betriebsrat haben die gesamte Belegschaft im Blick und wir kämpfen für Euch alle. Egal, ob Ihr in der Produktion oder im Büro arbeitet.
Denn auch das sollen unsere Konzernvorstände wissen: Fast zwei Jahre Level Freeze, also fast zwei Jahre nahezu keine Neueinstellungen und eingeschränkte interne Wechsel bedeuten am Ende vor allem eine Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten in allen Bereichen – auch im direkten Bereich. Das wurde uns auch in der Belegschaftsbefragung wiedergespiegelt, die wir Ende letzten Jahres als Gesamtbetriebsrat an allen deutschen Standorten durchgeführt haben. Aber Level Freeze bedeutet ja nicht, dass wir hier gar keine Nachbesetzungen mehr machen. Ich erinnere gerne an den VW-Weg, den wir gemeinsam beschlossen haben: Bei uns werden nur dann Stellen nicht wiederbesetzt, wenn es den Bedarf an dieser Tätigkeit nicht mehr gibt. Also sage ich es ganz direkt, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wenn ihr merkt, dass Ihr die Arbeit nicht mehr bewältigen könnt, weil Stellen nicht nachbesetzt werden, dann meldet es an Eure Betriebsräte. Bei Volkswagen soll niemand für Zwei arbeiten müssen. Dafür müssen wir eine Lösung finden.
Wir wissen, dass viele von Euch eine zunehmende Belastung haben durch immer mehr Aufgaben, täglich sitzt ihr mehrere Stunden in Videokonferenzen, zum Teil ohne Pause oder zwischen Küche und Wohnzimmer am Esstisch, das ist nicht gesund. Ebenfalls aus unserer Belegschaftsbefragung wissen wir, dass viele von Euch sich wünschen, weiterhin im Home-Office arbeiten zu können – aber eben mit klaren Regeln und guten Bedingungen und das ist verständlich! Andere möchten nach der Pandemie wieder öfter ins Büro kommen, weil ihnen der persönliche Austausch fehlt, der Kontakt zu Teammitgliedern, auch das ist nachvollziehbar und auch dafür müssen und werden wir eine Lösung finden.
Als wir vor ein paar Jahren, lange vor Corona, die erste Betriebsvereinbarung zur mobilen Arbeit geschlossen haben, waren viele Unternehmensvertreterinnen und -vertreter der Meinung, dass mobile Arbeit ohne direkte Kontrolle durch den Vorgesetzten kein dauerhafter Weg für ein erfolgreiches Unternehmen ist. Wir haben dieses Thema als Betriebsrat vorangetrieben und uns durchgesetzt. Und ich bin froh, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass Ihr in den vergangenen zwei Jahren bewiesen habt, dass Arbeiten von zuhause funktioniert. Also, liebe Konzernvorstände, lassen sie uns gemeinsam den nächsten Schritt gehen und unsere Kolleginnen und Kollegen für die mobile Arbeit gut ausstatten – mit guter Technik und ergonomischer Ausstattung für zuhause. Das wünscht sich jeder zweite Beschäftigte – auch das wissen wir aus der Befragung. Und aus diesem Grund sage ich auch konkret in Richtung unseres Personalvorstands Gunnar Kilian: Ich weiß, dass Du Dich für das Projekt Office 2025 stark einsetzt. Deswegen lass uns das zeitnah zu guten Ergebnissen führen. Es ist Zeit!
Warum sage ich das? Diese Zeiten sind für uns alle herausfordernd und wir werden diese Situation nur durchstehen, wenn wir zusammenstehen. Das wird nicht einfach sein. Wir sind angespannt, zum Teil verunsichert und besorgt. Da wird der Ton auch mal rauer und das muss auch mal raus. Aber ich habe eine
Bitte: Egal ob im Werk oder in den sozialen Medien, seid verständnisvoll miteinander, respektvoll im Umgang und stärkt Euch gegenseitig den Rücken statt Euch in den selbigen zu fallen. Wir arbeiten für das gleiche Ziel. Nämlich die besten Autos der Welt zu bauen und dafür brauchen wir alle Kolleginnen und Kollegen. Und wir alle tragen durch unsere Arbeit zum Erfolg bei. Egal, ob man im indirekten oder direkten Bereich arbeitet, in der Service Factory oder den Group Services. Jede und jeder bei Volkswagen hat eine Rolle, wir alle sind Teil dieses Konzerns.
Und damit möchte ich auf das zurückkommen, was ich zu Beginn meiner Rede gesagt habe: Die Zukunft von Volkswagen liegt in Wolfsburg. Davon bin ich überzeugt. Das ist es, wofür ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Betriebsrat und im Aufsichtsrat kämpfe. Aus voller Überzeugung, weil es das Beste für unseren Konzern ist.
Und ja, trotz all der aktuellen Probleme. Die nächsten Monate werden hart, aber wir werden auch zukünftig hier in Wolfsburg das Leitwerk für den gesamten Volkswagen-Konzern sein. Von hier geben wir den Takt für den Konzern vor.
Ihr erinnert Euch vielleicht daran, was ich bei der letzten Betriebsversammlung gesagt habe. Wir brauchen in Wolfsburg drei Dinge:
1. die modernste Produktion
2. das beste Personal und
3. den größten Pioniergeist.
Das habe ich nicht einfach so dahin gesagt. Das ist mein Ziel. Daran arbeite ich und daran arbeiten wir als Betriebsrat seit Monaten und wir haben allein seit November viel erreicht. Das ist keine Zukunftsmusik. Es ist ein verlässlicher Plan, der ab diesem Jahr umgesetzt wird. Und so schwer die kommende Zeit wird, dieser Plan gilt und er zeigt uns die klare Perspektive auf, wie es weitergehen wird.
Wolfsburg bleibt das Kraftzentrum für den Konzern, von der Forschung und Entwicklung über das Design bis hin zum Bau der besten Autos der Welt. Was im Campus Sandkamp beginnt, wird mit dem Trinity vollendet. Nur wenige Hundert Meter entfernt von der Halle 54, wo einst die modernste Autoproduktion der Welt war, wollen wir Jahrzehnte später erneut Geschichte schreiben. Campus Sandkamp und Trinity sind keine vage Hoffnung, das ist beschlossene Sache für unseren Stammsitz. Nun geht es um die Details der Umsetzung.
Als Betriebsrat und Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat haben wir uns vor Monaten für den Campus Sandkamp stark gemacht – und das mit Erfolg. Im Sommer letzten Jahres wurde der Bau des Campus beschlossen. 800 Millionen Euro werden dafür in Wolfsburg investiert. Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit einer solchen Summe werden sonst Produktionsstandorte aufgebaut. Das ist nicht selbstverständlich und es zeigt den Stellenwert unseres Standortes für den Konzern. Das Herz der zukünftigen Produktentstehung wird hier bei uns in Wolfsburg sein. Auf dem Campus werden alle Bereiche zusammenarbeiten. Hier werden wir die neue Mechatronik-Plattform SSP entwickeln, auf der insgesamt mehr als 40 Millionen Konzernfahrzeuge aufgesetzt werden. Und von dieser Entscheidung profitieren wir alle. Denn wir sichern auf diese Weise auch die Beschäftigung in der Produktion. Und in einigen Monaten werden diese Planungen auch sichtbar: Ende dieses Jahres wird der Spatenstich für den Campus stattfinden.
Das ist aber bei weitem nicht alles. Ich habe es eben schon angesprochen und wir merken es in diesen Wochen so stark wie nie zuvor: Unser Werk ist nicht ausgelastet. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass die Stückzahlen des Werkes schon vor der Corona-Pandemie und dem Halbleiter-Mangel deutlich unter dem lagen, was unser Werk leisten kann. Deswegen haben wir uns im Herbst 2021 als Betriebsrat dafür stark gemacht, dass wir ein zusätzliches E-Modell hier für den Standort bekommen. Dieses Vorhaben wurde nicht nur mit Begeisterung aufgenommen. Auch dafür mussten wir kämpfen bis es, wie von uns gefordert, in der Planungsrunde im Aufsichtsrat beschlossen wurde. Aber wir haben es geschafft und das heißt: Der ID.3 wird bald auch ein Wolfsburger sein. Mit diesem Modell steigen wir in die E-Mobilität ein und das ist gut so. Ab 2023 werden wir den ID.3 mit Teilen aus
Zwickau komplettieren und ab 2024 in die Vollfertigung einsteigen. Das ist ein Erfolg des Betriebsrates, den wir gegen große Widerstände errungen haben.
Der Campus Sandkamp und der ID.3 sind schon wichtige Bausteine für die Entwicklung unseres Werkes, aber das ist nicht alles. Ich bin wirklich stolz, dass es uns gelungen ist, auch Trinity hierher zu holen. Und auch wenn ich es schon mehrfach betont habe, wiederhole ich es gerne noch einmal: Dieses Werk wird Bestandteil von Volkswagen sein und somit wird natürlich der Haustarifvertrag gelten. Das bedeutet langfristig für unseren Standort: Auf dem Campus Sandkamp wird die Plattform entwickelt, und im neuen Werk wird sie verbaut. Damit kommt SSP zuerst hier in Wolfsburg auf die Straße. Und genau das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist unser Anspruch als Betriebsrat, den wir für Wolfsburg als Stammsitz haben. Die Zukunft von Volkswagen liegt in Wolfsburg.
Und ich möchte die Gelegenheit heute nutzen, um mich klar zu positionieren: Es gibt aktuell viele Spekulationen darüber, wo das neue Werk entstehen soll. Ob im Rahmen unseres bestehenden Werksgeländes, nur unweit entfernt oder doch im weiteren Umkreis in der Region, womöglich dutzende Kilometer entfernt. Für mich als Betriebsratsvorsitzende und für uns als Betriebsrat gibt es einen klaren Favoriten: Wir kämpfen für die Trinity-Produktion direkt hier in Wolfsburg, das heißt entweder auf dem Werksgelände oder in direkter Nähe zum Stammwerk. Weil wir überzeugt sind, dass es die beste Entscheidung für das Unternehmen ist. Wir werden uns weiterhin dafür starkmachen, dass unsere Argumente im Marken- wie Konzernvorstand und letzten Endes auch im Aufsichtsrat überzeugen.
Und mit dieser Botschaft möchte ich zum Abschluss kommen. Mir ist bewusst, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass es gerade viel Unsicherheit gibt und ich mache auch keinen Hehl daraus, dass die nächsten Monate anstrengend werden, aber wir haben einen konkreten Plan für unseren Stammsitz und wir werden als Betriebsrat alles geben, ihn so umzusetzen wie ich es eben beschrieben habe. Ich gebe Euch dafür mein Wort als Eure Betriebsratsvorsitzende. Wir fordern nicht nur, wir übernehmen die Verantwortung und wir liefern ab. Das haben wir allein im vergangenen Jahr immer wieder gezeigt. Wir haben es beim Campus Sandkamp, beim ID.3, den Corona-Prämien und beim Trinity unter Beweis gestellt.
Oder jetzt ganz aktuell: Heute geben wir gemeinsam mit dem Unternehmen bekannt, dass die Altersteilzeit für den Jahrgang 1965 geöffnet wird und Ihr Euch dahingehend beraten lassen könnt. Und so werden wir es auch für die folgenden Jahrgänge halten. Übrigens sind wir auch bei den Verhandlungen zum Bike- Leasing auf der Zielgeraden. Wir setzen um, was wir sagen. Und so wird es auch in Zukunft sein.
Ich kann Euch sagen, dass diese Situation auch für mich nicht einfach ist. Ich habe mein ganzes Berufsleben hier bei Volkswagen verbracht. Seit 27 Jahren arbeite ich hier, seit 20 Jahren bin ich Betriebsrätin. Ich mache mir viele Gedanken, wie es weitergeht. Denn wie bei Euch geht es auch für mich nicht nur um einen Arbeitsplatz. Es geht um unser Zuhause und das Unternehmen, in dem bei vielen von uns schon unsere Eltern und Großeltern gearbeitet haben. Aber das ist auch der Antrieb, der uns miteinander verbindet. Das ist es, was uns stark macht und darauf sollten wir uns in den kommenden Monaten besinnen. Dann werden wir diese Krise gemeinsam bewältigen und mit einem klaren Plan in die Zukunft gehen.
Ich möchte Euch an dieser Stelle auch für den Zuspruch und die Rückmeldungen in den vergangenen Wochen danken, den wir nicht nur über persönliche Gespräche und Nachrichten erhalten haben. Auch in der Belegschaftsbefragung habt ihr uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Über 90 Prozent von Euch sehen in uns als Betriebsrat eine wichtige Kraft, um Volkswagen voranzubringen und rund zwei von drei Personen haben gesagt, dass wir gute Arbeit machen. Im Namen aller Betriebsratsmitglieder sage ich: Vielen Dank für die Rückendeckung, mit der ihr unsere Stimme bei Volkswagen weiter stärkt. Das Ergebnis ist für uns ein Ansporn, genauso weiterzumachen. Wir werden es nicht immer schaffen, alle zufriedenzustellen. Aber seid gewiss: Wir haben Euch alle im Blick und geben immer unser Bestes. Für Euch und für uns alle bei Volkswagen. Und deshalb werden wir am Ende auch wieder gemeinsam erfolgreich sein.
Eine Sache ist mir zum Schluss besonders wichtig: Ich war am Wochenende bei der Bundesversammlung in Berlin und durfte den Bundespräsidenten mitwählen. Das war ein wichtiger Tag für die Demokratie in
unserem Land und ich bin dankbar, dass ich, auch dank Euch, daran mitwirken konnte. Demokratie wird aber nicht nur in Berlin gemacht. Sie ist in unserem Land jeden Tag sichtbar. Aber sie ist nicht selbstverständlich. Die Demokratie lebt von Demokratinnen und Demokraten, die sie verteidigen. Dafür braucht es kein Mandat oder ein Amt. Zum Abschluss habe ich deshalb eine Bitte an Euch: Es ist ein wichtiges Zeichen, dass 90 Prozent von Euch den Betriebsrat als wichtige Kraft für Volkswagen empfinden. Im Namen aller Betriebsratsmitglieder möchte ich Euch deshalb auch dazu aufrufen, diese Zustimmung in Form Eurer Stimme bei der Wahl deutlich zu machen. Wir alle wollen uns für Eure Interessen stark machen, gerade jetzt in diesen schwierigen Zeiten. Und deshalb bitten wir Euch, Eure Stimme bei der Wahl abzugeben und damit unsere im Unternehmen zu stärken.
Das geht nicht nur hier im Werk vom 14. bis zum 18. März. Ab morgen werden automatisch die Briefwahlunterlagen an alle Wahlberechtigten versendet, die zum Zeitpunkt der Wahl in der mobilen Arbeit sind. Also: Nehmt an der Wahl teil und gebt Eure Stimme ab!
Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit und wünsche uns viel Kraft für die kommende Zeit!
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