Diess düst im ID Buzz fahrerlos durch München

Es kommt selten vor, dass dem VW-Chef von den eigenen Leuten ein Wunsch abgeschlagen wird. Doch dieses Mal musste der Testfahrer passen."Darf ich auch mal fahren", fragte Herbert Diess bei der ersten Testfahrt mit dem autonom fahrenden ID Buzz AD im realen Straßenverkehr. Doch der Sicherheitsfahre lachte nur und winkt ab: "Sie können einen ID Buzz fahren, aber nicht dieses Auto."

Diess nahm es mit Humor und genoss die Fahrt durch seine Heimatstadt München. "Richtig gut", lobte er am Ende die noch im Probebetrieb befindliche Selbstfahr-Technik. Und stellt ein Video davon anschließend ins Internet. Das Fahrzeug kommt von VW Nutzfahrzeuge, die Selbstfahrtechnik von Argo AI.

Viel zu tun hätte Diess auch am Steuer nicht gehabt. Zwar ist der Sicherheitsfahrer hinter dem Lenkrad noch Vorschrift, damit der ID Buzz AD, der bisher nur auf einem abgeschirmten Gelände in Neufahrn nördlich von München seine Runden drehte, auch im echten Straßenverkehr getestet werden darf. Doch das Lenken überlasst er dem Computer.

Die größte Herausforderung für den Sicherheitsfahrer ist es dabei, die Hände zwar nahe am Lenkrad zu lassen, um jederzeit eingreifen zu können, das Steuer dabei aber nicht wirklich zu berühren. Schließlich soll das Fahrzeug, wenn es in den Regelbetrieb geht, ganz ohne Sicherheitsfahrer auskommen. Wie von Geisterhand gleitet das Lenkrad beim Abbiegen durch seien nur wenige Zentimeter entfernten Finger.

Mit den nun gestarteten Erprobungsfahrten in München testet VW das System erstmals im realen Straßenverkehr. Fahrgäste sind dabei eigentlich noch nicht vorgesehen. Doch für Konzernchef Diess wurde eine Ausnahme gemacht. Die erste Fahrt durch den Norden der Stadt bis ins Zentrum: Schwabing, Maxvorstand, die Leopoldstraße entlang und am Siegestor vorbei. Dass dafür München und nicht etwas Wolfsburg oder Hannover gewählt wurde, hat seien Grund: Partner Argo AI hat hier seinen Deutschlandsitz. Und dort endete dann auch Diess’ Testfahrt.

Wirklich neu ist der Anblick selbstfahrender Testwagen für die Münchener allerdings nicht. Die Intel-Tochter Mobileye ist in der Stadt bereits seit fast zwei Jahren mit einer kleine Flotte umgebauter Ford Fusion unterwegs. Noch in diesem Jahr will Mobileye zusammen mit Sixt in der Stadt einen ersten Robotaxi-Service starten, bei dem dann auch ganz regulär Fahrgäste mitgenommen werden.

Bei VW soll der ID Buzz AD 2025 in den Regelbetrieb gehen, beim konzerneigenen Ridesharing-Dienst Moia in Hamburg. Partner Argo AI hat bereits begonnen, dort das Straßennetz zu vermessen. Erste Testfahren mit dem ID Buzz AD sind auch dort bereits vor 2025 geplant.

Mit dem bisherigen Fortschritt des Projekts zeigte sich Christian Senger, Bereichsleiter Autonomes Fahren bei VWN, hoch zufrieden. "Ich bin wirklich beeindruck", sagte er nach der ersten Testrunde in der Münchner City. VWN-Chef Carsten Intra hörte das gern. "Wir gehen große Schritte in Richtung autonomes Fahren", sagte er. Jetzt freue er sich darauf, die Fahrzeuge schon bald auch in Hamburg zu sehen.