Digitaler Turbo für Gebrauchte

Wie mühsam es ist, Gebrauchtwagen zu vermarkten, hat Johannes Stoffel schon bei seiner ersten Firma Karosso gelernt. Die hatte er direkt nach dem BWL-Studium gegründet. Damals versuchte er, Leasingrückläufer mit kleinen Schäden übers Internet zu verkaufen. Mit seinem Start-up 2trde (gesprochen: two trade), das er nach dem Ausstieg bei Karosso 2017 mit Marcus Lankenau (45) in München startete, will er nun Autohäusern helfen, ihre Gebrauchten schneller und leichter zu vermarkten – und dabei sogar mehr zu verdienen.

Im Fokus steht dabei nicht der Verkauf an Endkunden, sondern an andere Händler und professionelle Aufkäufer. Die von 2trde entwickelte Software soll es ermöglichen, Fahrzeuge schnell zu erfassen und dann voll automatisch in mehreren Auktionshäusern anzubieten. Und das, ohne die Daten jedes Mal neu erfassen zu müssen.

"Bisher braucht ein Einlieferer im Schnitt 30 Minuten, um ein Fahrzeug zu erfassen", sagt Stoffel. "Wir reduzieren das auf fünf Minuten." Und das sogar in besserer Qualität. Die Software gleicht die Daten sofort mit Herstellern und Kraftfahrtbundesamt ab und filtert Falscheingaben heraus. Das macht sich doppelt bezahlt. "Wenn ich schneller bin, kann ich mehr Fahrzeuge erfassen. Und bessere Daten führen zu besseren Preisen", sagt der 28-Jährige.

"Es kann nicht sein, dass große Firmen ihre Fahrzeuge über Excel-Listen und E-Mail-Verteiler B2B vermarkten. Und das in großen Volumen", sagt Stoffel. Immer wieder würden sich hier Fehler einschleichen. "Das ist ein Riesenproblem." Damit habe er schon bei Karosso zu kämpfen gehabt. Dieses Problem wollte er dann lösen. "Daraus entstand die Idee für 2trde."

Statt alles per Hand zu erfassen, liest die Software PDF-Gutachten und Datensätze direkt aus und stellt die Fahrzeuge dann bei fünf B2B-Plattformen parallel ein. "Wir kombinieren die Power der Auktionshäuser und geben dem Fahrzeug die maximaleReichweite." Das führe zu schnelleren Verkäufe – und mehr Gewinn. "Mit unserer Lösung können wir im Schnitt 16 Prozent mehr Erlös generieren."

360 Firmen nutzen die Software bereits, vor allem Handelsgruppen und große Autohäuser wie die Walkenhorst-Gruppe, die Senger-Gruppe und Autohaus Koch aus Berlin. 15 Mitarbeiter hat die Firma inzwischen. Bis Jahresende sollen es 25 werden.

Als Geldgeber von Anfang an dabei war Axel Springers Start-up-Schmiede Plug & Play und seit Kurzem der Risikokapitalgeber Maniv Mobility aus Israel, hinter dem unter anderem BMW, Renault und Hyundai stehen. "Das hat uns noch einmal richtig Schub gegeben." Mit dem neuen Investor wolle man ab 2021 den Sprung ins Ausland wagen. Ganz oben auf der Wunschliste: die Benelux-Staaten.

Und wieso der Name 2trde? "Da sind wir irgendwann mal beim Bierchen in der Bar drauf gekommen", sagt Stoffel. Schließlich verbinde man zwei Seiten beim Handel. Und ohne A habe es einen höheren Wiedererkennungswert. "Die Kunden wissen sofort: Das sind die ohne A."

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