"Ein Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen ist absurd"

War es eine Drohung oder doch nur ein Missverständnis? 30.000 Jobs, so soll es Herbert Diess am 24. September im Aufsichtsrat vorgerechnet haben, könnten im Konzern wegfallen, wenn die Produktivität vor allem in Wolfsburg nicht deutlich steige. So berichtete es das "Handelsblatt".

Die Reaktion des Konzerns kam per Twitter: "Es steht außer Frage, dass wir uns angesichts der neuen Marktteilnehmer mit der Wettbewerbsfähigkeit unseres Werkes in Wolfsburg befassen müssen." Doch: "Konkrete Szenarien gibt es nicht."

Auch der Betriebsrat wies die genannte Zahl zurück. "Ein Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen - das wäre in der Volkswagen AG jeder vierte - ist absurd und entbehrt jeder Grundlage", erklärte ein Sprecher des Gremiums gegenüber der Automobilwoche. Ob die Zahl tatsächlich genannt wurde, ließ er offen. "Zu Spekulationen über angebliche Interna aus dem Aufsichtsrat nehmen wir grundsätzlich keine Stellung."

Konkrete Pläne, jetzt Stellen abzubauen, gibt es nach Information der Automobilwoche aber nicht. Im Gegenteil: Diess setze alles daran, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und einen Stellenabbau zu verhindern. Mit der Betriebsratschefin Daniella Cavallo ist er sich hier auch grundsätzlich einig. Allerdings fordert Cavallo inzwischen, schneller als bisher geplant ein E-Modell nach Wolfsburg zu holen. Der bisher für 2026 geplante Start des Trinity werde nicht ausreichen, um den Standort auszulasten.

Wie es dann zu der Zahl von 30.000 kam? In Unternehmenskreisen hieß es, Diess habe offenbar über ein langfristiges Extremszenario spekuliert und dabei Bezug auf 1994 genommen. Damals steckte VW tief in der Krise, um Jobs zu retten wurde die Vier-Tage-Woche eingeführt. Und damals ging es um genau jene 30.000 Stellen, die am Ende dank der Vier-Tage-Woche erhalten werden konnten.

Mit dem Verweis dürfte Diess vor allem Druck machen, um seine Pläne zur Erhöhung der Produktivität umzusetzen. Denn das Anfang des Jahres angekündigte Leuchtturmprojekt Trinity soll nicht nur erstmals ein E-Modell nach Wolfsburg bringen. Es soll auch deutlich produktiver hergestellt werden. "Mit neuen Technologien haben wir die klare Vision, die Produktionszeit pro Fahrzeug auf zehn Stunden zu reduzieren", hatte Produktionsvorstand Christian Vollmer im Mai im Interview mit der Automobilwoche erklärt.

Die Diskussion dürfte nun weiter Fahrt aufnehmen. "Tesla in Grünheide wird neuer Maßstab in der Produktivität bei den Skalen setzen", hieß es am Mittwoch in dem Tweet von Volkswagen. "Mit dem Projekt Trinity haben wir die Chance, den Standort Wolfsburg zu revolutionieren und Arbeitsplätze nachhaltig abzusichern. Die Debatte ist jetzt angestoßen und es gibt bereits viele gute Ideen. Konkrete Szenarien gibt es nicht."

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