Ist doch nur ein Spiel

Jetzt also auch BMW: Ab 2023 bietet der Premiumhersteller in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Start-up N-Dream erstmals sogenanntes „In-Car-Gaming“ in seinen Modellen an. Dahinter verbirgt sich eine Technologie, die es dem Fahrer – bei Stillstand des Fahrzeugs – mit seinem Smartphone als Steuerung ermöglicht, einfache Videospiele über das große Display im Auto zu spielen. Die Programme sind dabei nicht lokal auf jedem Modell installiert, sondern werden in Echtzeit auf den Bildschirm des Fahrzeugs gestreamt.

Das Auto als Spielekonsole – damit ist BMW nicht allein auf dem Markt. Die Premium-Konkurrenz von Mercedes erprobt bereits seit 2019 das „In-Car-Gaming“ in einem CLA Coupé, wobei das Lenkrad sogar zur Steuerung für ein auf dem Display gezeigtes Rennspiel wird. In Serie ist das Konzept bislang aber nicht. Und auch Audi macht den Fahrer zum Spieler und entwickelt mit der Ausgründung Holoride VR-Spiele, die dann im Fahrzeug erlebbar werden. Mit der neuesten Ausbaustufe des Modularen Infotainment-Baukastens (MIB 3) soll die Technologie noch in diesem Jahr serienreif in Audi-Modellen verbaut werden.

Damit haben alle drei deutschen Premiumhersteller ein Videospiel-Angebot entweder marktreif oder zumindest in Planung. Intensiv an der Integration arbeitet auch Tesla. Die Texaner kooperieren mit dem Onlineportal Steam. Die Verkündung von Fortschritten wurde zuletzt jedoch von Firmenchef Elon Musk verschoben.

BMW begründet seinen Schritt in die Spielewelt wie folgt: "Dadurch wird jede Wartesituation im Fahrzeug, wie das Laden, zu einem freudvollen Moment", sagt Stephan Durach, Senior Vice President BMW Group Connected Company Development. Das klingt erst mal ziemlich nüchtern, hat für die Münchner aber auch einen ökonomisch sinnvollen Hintergrund: Die Gaming-Industrie erzielte im Jahr 2021 rund 180 Milliarden Euro Umsatz weltweit, die Hälfte davon in den für die Premiumhersteller so wichtigen Märkten China und USA.

Dennoch wird das Daddeln auf dem Display vermutlich zumindest in Europa ein Nischenthema in der Fahrzeugunterhaltung bleiben. Gunnar Lott, ehemaliger Chefredakteur der renommierten Spielezeitschrift "GameStar" und Inhaber der Kommunikationsagentur Visibility, sagte der Automobilwoche: "Damit eine neue Plattform für Spiele einen Mehrwert bietet, muss sie eine von zwei Funktionen erfüllen: entweder Spielen an einem Ort ermöglichen, wo es bisher nicht möglich war – oder neue, besondere Spiele anbieten."

Das AirConsole-System von BMW und N-Dream erfülle beide Funktionen eben nur teilweise. Lott: "Ähnliche Spiele wie die auf der Plattform kann man leicht auch auf dem Smartphone oder einem Tablet spielen – der Mehrwert, den die Integration in das BMW-System bietet, ist gering."

In München glaubt man dennoch an das Konzept. Ob die AirConsole serienmäßig oder als On-Demand-Funktion ausgerollt wird, will das Unternehmen vor dem Start bekannt geben.

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