Heiß, heissa, Mittellandkanal

Der Fahrzeughersteller VW sorgt sich in der neuen Heißzeit stärker denn je um das Wohlergehen seiner Mitarbeiter am Hauptsitz in der norddeutschen Hochebe xxx Tiefebene. Unter dem Betreff "UPDATE: Umgang mit der aktuellen Hitzeperiode am Standort Wolfsburg" ist im "Volkswagen Portal" jüngst ein UV-Strahlen-Ukas erschienen, den die Automobilwoche jetzt einsehen konnte.

In der Einleitung heißt es mit Blick auf den indirekten Bereich: "Aufgrund der aktuellen hohen Temperaturen und der noch zu erwartenden Hitzeperiode mit Temperaturen deutlich größer 30 Grad haben wir auf Empfehlung des werkärztlichen Dienstes und in Abstimmung mit dem Betriebsrat folgende Vereinbarung für den Standort Wolfsburg getroffen:

– Der Arbeitsbeginn der Gleitzeitspanne wird auf 06.00 Uhr ausgeweitet.

– In Bereichen ohne Publikumsverkehr sollen Bekleidungsregeln gelockert werden.

– Alle Mitarbeiter sind darauf hinzuweisen, ausreichend zu trinken, und Trinkwasser sollte, wenn möglich, in ausreichender Menge bereit gestellt werden".

Inwiefern sich der Terminus "Gleitzeitspanne" auch auf die Dauer eines frühmorgendlichen Fettbemmenbauvorhabens bezieht, in der ein durchschnittlich fingerfertiger VW-Blaukragen sein Mettwurstbrot in spe mit zwangsweise zerlassener Butter zu beschmieren vermag, ist offen. Ungeklärt bleibt vorerst überdies die Frage, ob der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess und Konzernkämmerer Frank Witter am Mittwoch zum Halbjahresgespräch der Volkswagen AG unter Berufung auf das Textillockerungsgebot in halblangen Hosen, etwa frischluftströmungsgünstigen Cargo-Bermudas aus der Nutzfahrzeugsparte, aufscheinen werden. Gelten ihre Gesprächspartner, Medienmenschen, nun als "Publikum" oder als Plagegeister? Abwarten und Eistee trinken.

Aproprost: Mag ein Gläschen Winter-Korn nicht nur beim Skat in der kalten Jahreszeit schmecken – am Arbeitsplatz sind geistige Getränke auch dieser Transpirationstage verpönt. Die unternehmerische Mahnung, "ausreichend zu trinken", erging zur Förderung der Dehydratationsprophylaxe und schließt den Verzehr von alkoholfreiem Zitronenweißbier im Schatten des VW-Oberhauptgebäudes "BT 10" gerade noch ein. "Hier fließen Ströme von Rhabarberschorle", sagte ein VW-Mitarbeiter aus dem (Pfand-)Markenhochhaus diesem Medium – und schob den Scherz nach: "Es sind fast schon Tzuwarmis".

Unter den "Vereinbarungen für den direkten Bereich" in der VW-Verfügung findet sich der Hinweis, dass "zusätzliche Trinkpausen" genehmigt worden sind. "Für die Dauer der Hitzeperiode gilt die Vereinbarung zunächst für die Kalenderwoche 31 (30. Juli bis 5. August; Anm. d. Red.)", lässt das Unternehmen schließlich im allgemeinen Teil seiner Erläuterungen wissen. "Eine Fortführung in Kalenderwoche 32 wird am Freitag (3. August 2018) auf Grundlage der Wettervorhersage entschieden". Das kann ja heiter bleiben.

Im Spätsommer, am 1. September, soll Ex-ZF-Chef Stefan Sommer sein neues Amt als Beschaffungsvorstand bei VW in Wolfsburg antreten. Ist das nahegelegene Braun- bis dahin von Wetteramts wegen in Bräunschweig umbenannt worden und für die Glutbürger in Diensten des Mobilitätsmultis kein Ende von stechendem Durst und zehrender Dürre in Sicht, dürfte Sommer bei Zulieferer Kuka en gros Badeanzugautomaten ordern und am Gestade des Mittellandkanals montieren lassen. Flachköpfer und A...hbomben in dessen kühles Nass könnte Herbert Diess als Teil jener "gesunden Unternehmenskultur" verordnen, die er bei VW umsetzen möchte. Denn Schwimmen ist nun mal kerngesund. Und eine anerkannt kultivierte Form der Abkühlung bei dieser Hitze.

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