Im Netz der Eitelkeiten

Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann bezeichnet sich jetzt offiziell als LinkedIn-Influencer – feierlich von ihr in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform verkündet. Die Jobbörse etabliert sich aktuell zum Selbstmarketing-Kanal: Luca de Meo von Renault präsentiert hier seine Sicht auf die Autowelt, und VW-Konzernchef Herbert Diess zeigt Selfies mit Elon Musk. Wortmanns LinkedIn-Profil ist neuerdings mit dem blauen "Influencer Badge" versehen. Weltweit hätten dieses Abzeichen nur knapp über 3000 Menschen von der Social-Media-Plattform verliehen bekommen, schreibt Wortmann stolz dazu.

Verifizierte Influencer kannte man bis dato besonders aus der Mode- und Lifestyle-Welt auf Instagram. Junge Menschen, die Produkte im richtigen Kontext präsentieren, die Codes der Zielgruppe verstehen und das Produktmarketing auf die Botschaft reduzieren: Wenn Du das trägst, bist Du Teil der kosmopolitischen Szene der Schönen und Reichen. Eine Welt ohne Mühe, in der die Message oft nur ein Instagram-Foto mit inhaltlich schmalem Text war. Wortmann hat diese Kommunikationstechnik nun auf LinkedIn übertragen. Das sieht man hier in ihrer Timeline: Im weißen Oversize-Blazer, passenden Sneakern und dezenter Rolex am Handgelenk streichelt sie die Karosserie einer Studie, die in Mailand auf einer Designmesse gezeigt wurde.

Kooperationspartner ist ein Möbelhersteller namens Poliform. "Architectural Digest"- oder "ELLE"-Leser verstehen diese Botschaft sofort. Hier geht es nicht um profane Fahrzeug-Daten wie Reichweite, Leistung, verzögerte Lieferzeiten oder Software-Probleme. Hier wird der neue Luxus zelebriert und die Frage geklärt, womit man sich stilvoll in seiner freien Zeit umgibt.

Modernes Marketing macht man so. Die Zielgruppe versteht Produkte feinfühlig über das richtige Umfeld. Nicht von ungefähr findet man auch einen Post von Wortmann zur "Forbes World’s Most Influential CMOs List 2022". Hier ist sie auf Platz 17 zu finden – vor den CMOs von Prada und Burberry. Passt.