Hildegard Wortmann will den Verbrenner noch nicht abschreiben

Audi will die Digitalisierung des Vertriebs nicht gegen die eigenen Händler vorantreiben, sondern gemeinsam mit ihnen. "Unser Handel ist das Rückgrat des Geschäfts", sagte Vertriebsvorstand Hildegard Wortmann auf dem Automobilwoche Kongress. Daher setze man auch künftig auf die eigenen Vertragshändler.

"Natürlich müssen wir auch andere Vertriebskanäle aufbauen. Und das tun wir auch", räumte Wortmann ein. "Aber wir tun das gemeinsam mit den Händlern und nicht im Wettbewerb zu ihnen." Das gelte zum Beispiel für den digitalen Vertrieb und die Online-Beratung, die man gemeinsam mit den Händlern eingeführt habe. "Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit werden wir fortsetzen."

Gerade in der Corona-Krise hätten die Händler weltweit gezeigt, wie innovativ sie auf neue Herausforderungen reagieren können. "Unsere Partner weltweit haben neue Formate entwickelt, um das Autohaus in unser aller Wohnzimmer zu bringen", sagte Wortmann. "Was die Handelsmannschaft gerade in Krise geleistet hat, verdient großen Respekt."

Die Corona-Krise diene nun als Beschleuniger für die Entwicklung, zeigte sich Wortmann überzeugt. "Das hat der Digitalisierung noch einem einen kräftigen Schub gegeben." Sie sehe das nicht als Gefahr, sondern als Chance, die man nutzen müsse. "Wir müssen uns jetzt neu erfinden. Die gesamte Automobilbranche ist gerade in einer der größten Transformation ihrer Geschichte. Und Corona hat dieser Transformation einen deutlichen Schub gegeben."

Audi wolle dies nutzen und das Angebot an E-Modellen konsequent ausbauen. Mit dem ersten Stromer der Marke, dem Audi e-tron, zeigte sie sich hoch zufrieden. "Der e-tron macht uns viel Freude." Bisher habe man bereits 60.000 Stück davon verkauft, davon die Hälfte allein in diesem Jahr. "Das zeigt: Audi kann auch elektrisch." Der Wandel zeige sich auch im Marketing: Mehr als die Hälfte des Budgets fließe inzwischen in die Themen Nachhaltigkeit und Elektrifizierung.

Dennoch, so Wortmann, dürften auch in fünf Jahren noch 60 bis 70 Prozent der Fahrzeuge einen Verbrennungsmotor haben. "Deshalb entwickeln wir auch die Verbrenner weiter. Wir brauchen auch hier Motoren mit höherer Energieeffizienz, um unsere Flottenziele zu erreichen."

Große Hoffnungen setzt sie auf die kommenden E-Modelle e-tron GT und Q4 e-tron. "Der e-tron GT wird unsere neue Ikone und lässt die Herzen höher schlagen", zeigte sie sich zuversichtlich. Mit dem Q4 e-tron auf Basis des MEB von Volkswagen werde man dagegen 2021 erstmals ins elektrische Volumensegment vorstoßen. "Er wird dafür sorgen, dass wir auch hier erfolgreich unterwegs sein können."

Keine Chance räumte Wortmann dagegen der Brennstoffzelle ein. "Wir haben uns klar fokussiert. Für uns ist die Zukunft elektrisch. Darauf wollen wir uns jetzt erst einmal klar fokussieren, weil das der schnellste Weg ist, voranzukommen."

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