Kagermann stellt Daimler & Co. ein gutes Zeugnis aus

Das dürfte Balsam für die Seelen von Matthias Müller, Dieter Zetsche und Harald Krüger sein: Henning Kagermann, ehemals Chef von SAP und heute Kopf der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), stellt ihnen beim Hochlauf der Stromer ein gutes Zeugnis aus: „Mit der Industrie bin ich zufrieden. Die Ankündigungen der neuen Autos mit Reichweiten von 500 Kilometern zu den genannten Kosten – und das in den nächsten drei, vier Jahren – das ist top“, sagte Kagermann beim Future Mobility Summit in Berlin.

Kagermann zeigte sich ob der Pläne von VW, Daimler & Co. sehr optimistisch für die nächsten Jahre, obwohl E-Autos in Deutschland beim Bestand noch immer eine marginale Rolle spielen. „Es ist viel schöner, in die Zukunft zu schauen. Für das Jahr 2020 sind von den deutschen Herstellern 100 elektrische Fahrzeuge angekündigt. Im Jahr 2025 sollen zwischen 15 und 25 Prozent der hergestellten Fahrzeuge Elektrofahrzeuge sein. Das ist ein Riesenschub“, gab sich der Manager, der auch Vorstand von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften ist, zuversichtlich.

Nachholbedarf in Sachen Elektromobilität sieht Kagermann eher beim Autofahrer als bei den Autoherstellern. „Was ich mir von der Gesellschaft wünsche ist, dass auch wir mit gutem Beispiel vorangehen. Es ist für viele von uns, die einen Zweitwagen haben oder in der Stadt pendeln relativ gut möglich, das mit einem Elektrofahrzeug zu machen“, sagte Kagermann. Er selbst fahre seit vielen Jahren einen Stromer und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht: „Ich bin in dreieinhalb Jahren damit ein Mal in der Werkstatt gewesen. Es ist enorm, dass die deutsche Industrie es schafft, bei diesem Wechsel Autos der gleichen Qualität herzustellen.“

Vom ursprünglichen Ziel der NPE, 2020 in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge auf der Straße zu haben, hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar bereits verabschiedet. Das dämpft Kagermanns Optimismus für die kommenden Jahre aber keineswegs. Er hält es für wahrscheinlich, dass der Hochlauf in den nächsten fünf Jahren schneller voranschreitet als bei der Ausarbeitung der Ziele im Jahr 2010 gedacht. Gleichzeit gestand aber auch Kagermann ein: „Mit den Erwartungen an die Anfangszahlen waren wir 2010 etwas zu optimistisch.“ Der Grund dafür: Man habe „immer geglaubt, wir können das ohne Förderung hinbekommen. Seit es die Förderung in Deutschland gibt, zieht es auch an. Und wo die Förderung eingestellt wird, geht die Dynamik zurück.“

Deshalb hat der Ex-SAP-Chef auch zwei Wünsche an die Bundesregierung. Sie solle zum einen den ausgeschöpften Topf von 300 Millionen Euro für Infrastrukturausgaben ergänzen, weil Ladeinfrastruktur derzeit nachweislich der Engpass sei. Und der Umweltbonus sollte über die Befristung 2020 hinauslaufen.

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