Audi rettet 85 Prozent des Stahls aus Altfahrzeugen

Neugierige Gesichter am Nachmittag auf der Automobilwoche-Konferenz in der Motorworld München. Philipp Eder, Stratege in der Konzernbeschaffung von Audi, stellte den rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern exklusiv das Projekt MaterialLoop vor, mit dem die Ingolstädter Recyclingschritte in einem System der Kreislaufwirtschaft erproben. Die News aus Ingolstadt wurde mit Interesse aufgenommen.

Der Clou: Erkenntnisse aus dem Projekt legen nahe, dass durch den MaterialLoop mehr als 60 Prozent des Aluminiums und mehr als 85 Prozent des Stahls aus Audis Altfahrzeugen perspektivisch für die Produktion neuer Fahrzeuge wiederverwertet werden können. Das wäre ein enormes Marktpotential für den Premium-Hersteller.

Der MaterialLoop funktioniert unter Einbeziehung von 15 Partnern, darunter Zulieferer der Ingolstädter und Recyclingunternehmen. Für das Projekt wurden seit Oktober 2022 100 Altfahrzeuge von Audi, darunter ehemalige Erprobungsfahrzeuge, systematisch nach Kriterien der Wiederverwendbarkeit der Bestandteile zerlegt und aufwändig geschreddert, sortiert und schließlich wieder an Zulieferer zur erneuten Verwendung geliefert.

Die Experten in Audis Beschaffung erkannten, dass sich so mehr als 85 Prozent des in einem Altfahrzeug verwendeten Stahls und über 60 Prozent des verwendeten Aluminiums wiederverwerten lassen. Diese Rohstoffe wurden verwendet, um bei etwa 15.000 Audi-A4-Serienmodellen aus dem Werk Ingolstadt die Türinnenteile herzustellen. Zuvor waren aus dem recycelten und wieder neu eingeschmolzenen Stahl sechs Coils mit einem MaterialLoop-Sekundäranteil von 12 Prozent gefertigt worden. Eder: "Die Ergebnisse werden wir jetzt überprüfen und dann die nächsten Schlüsse ziehen."

Auch bei Kunststoff und Glas gebe es erste Hoffnungswerte, sagte Audi-Stratege Philipp Eder auf der Konferenz der Automobilwoche. Audi-Chef Markus Duesmann glaubt an den MaterialLoop. In einer Mitteilung sagte der Konzern-CEO: "Unser Ziel ist es, so viele Materialien wie möglich auf einem hohen Qualitätsniveau zurückzugewinnen, um sie in unserer Produktion erneut verwenden zu können. Das spart wertvolle Primärmaterialien und kann den ökologischen Fußabdruck der Produkte reduzieren. Gleichzeitig kann der direkte Zugriff auf Sekundärmaterialien perspektivisch zu einer verbesserten Versorgungssicherheit beitragen. Rohstoffe müssten nicht erst neu gewonnen werden. "

Aktuell wird geprüft, wie Audi mit den Erkenntnissen aus dem Projekt umgeht. Nächster Schritt ist eine Prüfung des Materialkreislaufes nach Kriterien der Wirtschaftlichkeit für die beteiligten 15 Partner und Audi selbst. Auch ist denkbar, dass das Konzept dann auf weitere Marken im Volkswagen-Konzern ausgerollt wird.

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