Elektroautos sollen mithelfen, die Klimakatastrophe abzuwenden. Doch damit die Rechnung aufgeht, müssen Stromer die Umwelt nachhaltig entlasten. Mit 2,5 Tonnen schweren 1000 PS-Monstern ist das kaum zu schaffen, und auch nicht mit manischer Höherpositionierung und fragwürdigen Premium-Exzessen. Was der Planet braucht, sind Elektroautos, die ihre Botschaft und den Nutzer ernst nehmen: gleiten statt hetzen, teilen statt besitzen, Mobilität als transparente Dienstleistung statt als teures Privileg.
Hehre Ziele, doch das Profitstreben ist stärker. Warum eine elektrische A-Klasse bauen, wenn die teure EQE-Flotte deutlich sattere Gewinne abwirft? Warum den angekündigten 25.000 Dollar-Tesla realisieren, wenn das Model 3 dreimal so hohe Renditen einfährt? Warum den VW E-Up! weiterbauen, wenn die Werke ohnehin mit Hochpreisware ausgelastet sind? Natürlich ist es für die Hersteller profitabler, Elektroautos top down einzuführen. Aber nur Besserverdiener können sich teurere Modelle leisten, zuhause oder zumindest am Arbeitsplatz Strom bunkern, das Lade-und-Reichweiten-Risiko vielleicht über einen Zweitwagen abfedern. Für die Familie Mustermann schaut die Realität dagegen deutlich trister aus, denn Renault/Dacia, Smart, Hyundai und Seat haben kurzerhand einen EV-Bestellstopp verfügt - weitere Marken könnten folgen.
Anfangs hieß es, Leistung sei künftig Nebensache, und an Drehmoment bestehe prinzipbedingt ohnehin kein Mangel. Inzwischen wissen wir es besser. Wer im Benziner oder Diesel einen Logenplatz auf der Überholspur gebucht hatte, gibt ihn im E-Auto nicht freiwillig wieder her. Auch die Reichweite soll sich gefälligst an der alten Auto-Welt orientieren. Das Ergebnis ist bekannt: deutlich über 100 kWh starke und in einigen Fällen über eine Tonne schwere Batteriepakete, Inverter und E-Motoren satt, dazu ein aufwändiger Kühlkreislauf und die fette Leistungselektronik. Manche Endprodukte wiegen nur deshalb nicht über 3,5 Tonnen, weil sie dann als Lkw typisiert werden müssten und jede Standard-Hebebühne einknicken würde. Wie zu erwarten, hat die verordnete Elektrifizierung nur mehr wenig mit Einsicht oder Umdenken zu tun. Denn auch an den Ladesäulen hängen wieder mehrheitlich übergewichtige SUV, deren Nutzer trotz grünem Feigenblatt mit sich und dem bewahrten Status Quo im reinen sind.
Aus dem Datencenter:
Entwicklung der reinen Elektroautos in Deutschland Januar 2020 bis März 2022