Die Schweiz steht erneut auf Platz eins im globalen Wettbewerbsranking des Weltwirtschaftsforums. Wie schaffen die Eidgenossen das nur als kleiner Nationalstaat ohne Mitgliedsausweis des EU-Clubs? Glaubt man dem Mainstream in Politik und Wirtschaft, dürfte das eigentlich nicht möglich sein. Die Katalanen wird es freuen. Zumindest jene, die für die Unabhängigkeit von Spanien kämpfen. Die Horrorprognosen zu abstürzender Wirtschaftsleistung und steigender Arbeitslosigkeit in Katalonien, die Brüsseler Rauswurf-Drohung sowie Schlagzeilen wie "Der gefährliche Weg am Rande des Abgrunds" verlieren durch den Schweizer Erfolg ihren Schrecken. Viele selbstbewusste Katalanen beeindruckt nicht mal der mögliche Abschied ihres Lieblingsclubs aus der Champions League. Zu groß ist der Glaube, dass sich schon Mannschaften finden lassen werden, die mit Messi & Co. im Camp Nou kicken wollen.
Für Seat allerdings wäre ein Ausschluss vom freien Warenverkehr der EU ein herber Rückschlag, gerade jetzt, wo das langjährige Sorgenkind des VW-Konzerns wieder schwarze Zahlen schreibt. Mit Ibiza, Leon und Ateca hat man neue, gefragte Produkte, die gerade einen Absatzrekord nach dem anderen brechen. Bei gut 340.000 verkauften Neuwagen in der EU 2016, also über 80 Prozent des gesamten Seat-Absatzes, wäre das EBIT in Martorell sofort wieder rot. Das weiß natürlich Seat-Chef Luca de Meo. Dennoch zeigt er sich diplomatisch, wenn er betont, man müsse sich an die Bedingungen anpassen, so wie andernorts auch, wie etwa beim Brexit. Am Ende sei es eine Entscheidung des Volkes.
Dass man bei Seat allerdings keinen Plan B hat, ist schwer zu glauben. Wie ich höre, schlummert in den Konzernschubladen schon einer für den Umzug nach Pamplona. Denn dort baut Volkswagen seit mehr als 40 Jahren den Polo. Und wer Polo kann, kann auch Seat. Das wäre dann allerdings wirklich schmerzhaft für den Seat-Chef mit dem guten Gespür fürs Marketing: "Made in Pamplona" klingt einfach nicht so gut wie das von de Meo geprägte "Made in Barcelona".