Die europäische Autoindustrie erlebt einen „perfekten Sturm“. Sie steckt mitten in der Transformation hin zur mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung und leidet gleichzeitig unter ungünstigen geopolitischen, makroökonomischen und standortspezifischen Faktoren. So liegen die Energiekosten für die europäische Autoindustrie zwei- bis dreimal höher als in China und den USA. Die Risiken durch geopolitische Spannungen für die Lieferketten nehmen zu. Gleichzeitig haben die USA mit dem Inflation Reduction Act ein kraftvolles Investitionsprogramm auf den Weg gebracht.
Diese veränderten Spielregeln sind schon sichtbar. Seit 2019 haben europäische Hersteller sechs Prozentpunkte Marktanteil auf ihrem Heimatmarkt verloren; auch in China sank der Marktanteil um fünf Prozentpunkte. Gleichzeitig bauten die chinesischen Hersteller ihren Marktanteil in China auf über 45 Prozent aus. Bei den E-Autos halten neue Wettbewerber global sogar 51 Prozent Marktanteil bei den Neuzulassungen.
Richtig ist aber auch: Die europäische Autoindustrie kann immer noch aus einer Position der Stärke heraus agieren. Sie ist am Umsatz gemessen dreimal so groß wie die chinesische, sie beschäftigt fast 14 Millionen Menschen. Fast 30 Prozent der gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben der EU entfallen auf die Autoindustrie, die jährlich rund 60 Milliarden Euro investiert. Und die Industrie schafft es, begehrenswerte Produkte herzustellen. Fünf der zehn wertvollsten Automobilmarken sind europäisch – der Markenwert der zehn größten europäischen Hersteller liegt bei über 200 Milliarden Euro.