Als Oliver Blume vor wenigen Wochen in offizieller Mission Ingolstadt besuchte, war die Aufbruchstimmung fast physisch greifbar. Vor hochrangigen Vertretern der Luxus-Markengruppe gab es viel Lob und ein fast uneingeschränktes "Weiter so" für Bentley, Ducati und Lamborghini. Sogar die früher oft deutliche Distanz zwischen Blume und Audi-Chef Markus Duesmann war diesmal weniger stark ausgeprägt – der neue Konzern-CEO ist eben nicht nur auf dem Papier ein Teamplayer.
Trotzdem schrillten wenig später im kleinen Kreis die Alarmglocken. Audi rechnet zwar für das Geschäftsjahr 2022 mit einem Nettogewinn von 1,2 Milliarden Euro, doch der prozentual herausragende Renditebringer ist inzwischen die Tochter Lamborghini, die dem Vernehmen nach 480 Millionen Profit erwirtschaftet. Die Kernmarke muss dagegen immer öfter Federn lassen.
Beobachter sehen nach dem Abgang von VW-Chef Herbert Diess neue Kräfteverhältnisse innerhalb des Konzerns. Allein schon die Vertrauten, die Blume in den engeren Führungszirkel berufen hat, sprechen eine klare Sprache. Die noch von Vorgänger Diess ausgegebene Parole "Mehr Macht den Marken" wird nun relativiert. Teure Alleingänge sind ab sofort tabu.