"Es gibt einen Mentalitätswandel"

Anna und Giacomo, wo seht Ihr Euch in zehn Jahren?

Anna: Ich sehe meine Zukunft bei BMW. Dadurch, dass wir ein so großes Unternehmen sind, sind meiner persönlichen Weiterentwicklung fast keine Grenzen gesetzt. Natürlich setzt das auch Eigenengagement voraus, von allein wird da nichts vorangehen. Hier im Werk in München haben wir bei bestandener Abschlussprüfung eine Übernahmegarantie. Bald ist meine Ausbildung vorbei und danach geht es für mich in die Vormontage. Mein Ziel ist es meinen Meister zu machen, um meinen Weg voranzubringen. Und somit meine Kompetenzen noch besser einbringen zu können.

Giacomo: Auch ich möchte nach meiner Promotion bei BMW bleiben. Hier habe ich ein breites Spektrum an hochinnovativen Themen mit Anwendungsbezug. Die Universität allein ist heute nicht immer die Speerspitze der Forschung. In vielen Bereichen ist die Industrie sogar weiter vorne. Ich war gerade für BMW zwei Wochen auf Forschungsreise in den USA mit Besuch bei amerikanischen Top-Universitäten. Es reizt mich, Nachhaltigkeit aus einem globalen Ansatz heraus zu entwickeln und zu helfen, das, was wir heute für das Werk München konzipieren, auf unsere Werke weltweit zu übertragen.

Wie sehr spürt Ihr, wie sich BMW durch die Transformation verändert?

Giacomo: Es gibt einen Mentalitätswandel und der wird von oben nach unten gelebt. BMW ist wie alle Unternehmen ökonomisch getrieben. Und die Reduzierung von CO2 verspricht zunächst keinen finanziellen Vorteil. Doch die Verteidigung des Status quo ist keine Option. Das hat BMW verstanden. Nachhaltigkeit wird hier gelebt. Wenn wir jetzt nichts tun, ist es für zukünftige Generationen zu spät.

Anna: Die Hybrid- und Elektrotechnologien werden in der Entwicklung aber auch in der Produktion immer präsenter. Die Berufsausbildung bereitet sich bereits seit mehreren Jahren auf die Transformation vor. Wir Kfz-MechatronikerInnen werden im Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik ausgebildet und haben somit viele Berührungspunkte mit der Transformation. Ich persönlich finde es gut und wichtig, dass BMW auch in andere Richtungen forscht. So war ich beispielsweise bei dem Aufbau der Fahrzeuge mit Brennstoffzelle für die IAA in München 2021 dabei.

Giacomo: Ja, es wird nicht die "one-size-fits-all"-Lösung geben. Da stimme ich Dir zu. Es wird auf einen Mix herauslaufen.  

Welche Bedeutung wird das Auto überhaupt noch haben aus Eurer Sicht?

Anna: Die Menschen schätzen ihre Freiheit und die damit verbundene Unabhängigkeit, die sie beispielsweise durch das Auto bekommen.
Deshalb glaube ich, dass das Auto auch in Zukunft wichtig bleiben wird. Und ich persönlich fahre auch einfach selbst gerne Auto.

Giacomo: Das nachhaltig konzipierte Auto wird in allen zukünftigen Mobilitätskonzepten eine Rolle spielen – und bekommt ganz neue Funktionen. Das autonom fahrende Familienauto fährt erst die Kinder zur Schule und dann die Eltern zur Arbeit. Der komplett nachhaltige i Vision Circular hat schon mal gezeigt, wohin die Reise geht. Bei BMW haben wir die Möglichkeit, die mobile Zukunft mitzugestalten.

Was macht für Euch den Reiz aus, bei BMW zu arbeiten?

Anna: Wir haben bereits in der Ausbildung schon Einblick in verschiedenste Entwicklungs- und Produktionsbereiche, was wirklich super spannend ist. Wir helfen dabei, Autos zu produzieren, die wir im Nachhinein auf der Straße sehen können und schrauben an verschiedensten Fahrzeugen, die gerade entwickelt und erprobt werden. Somit können wir an der Zukunft des Unternehmens ein Stück weit mitwirken. Das macht die Ausbildung an sich und auch das Arbeiten bei BMW sehr attraktiv.

Giacomo: Bei BMW kann ich an hochinnovativen Themen mit starkem Praxis- und Anwendungsbezug forschen. Da sind wir ganz vorne mit dabei. Ich forsche darüber, wie der Schwerlastverkehr zum und vom Werk München nachhaltiger gestaltet werden kann. Da kommt auch autonomes Fahren ins Spiel als Antwort auf den Mangel an Lkw-Fahrern. Mein Doktorvater sitzt in Magdeburg, ich bin aber bei BMW im Rahmen des ProMotion-Programms als Doktorand angestellt. Ich bekomme hier jegliche Unterstützung für meine Forschung.

Gibt es weitere konkrete Vorteile?

Anna: Ich wohne in einem Azubi-Wohnheim nahe des Olympia-Einkaufzentrums. Also sehr zentral und dank BMW auch bezahlbar für Auszubildende und Dual Studierende. Das Zimmer kostet 240 Euro im Monat. So kann ich mir das Wohnen in einer teuren Stadt wie München überhaupt leisten. Viele Azubis und Dualis kommen von weit her und bekommen so die Möglichkeit, trotzdem hier in München zu lernen. Außerdem können sich Auszubildende und Dual Studierende BMW und MINI-Modelle zu einem vergünstigten Tarif mieten. Aktuell etwa den Einser, den Mini 3-Türer oder den neuen 2er Active Tourer. All das sind Vorteile, die durch einen starken Betriebsrat und eine starke Jugend- und Auszubildendenvertretung möglich gemacht worden sind.

Giacomo: Es gibt die Doktorandengruppe, diverse Nachwuchs-Initiativen und monatliche Events, auch mit Führungskräften bis hin zum Vorstand. Im Rahmen von Orientierungseinsätzen habe ich die Chance, in unterschiedliche Bereiche hineinzuschauen und viele Menschen kennenzulernen. Aktuell plane ich einen Einsatz in Asien.

Anna, du bist ja auch in der Jugend- und Auszubildendenvertretung, was muss man dafür mitbringen?

Anna: Die Jugend- und Auszubildendenvertretung vertritt die Interessen der Auszubildenden und Dual Studierenden der BMW. Wir setzen uns täglich dafür ein, die Ausbildung zu verbessern. Dir muss es somit Spaß machen, sich für Andere einzusetzen Natürlich tragen wir hier auch Verantwortung, vor allem dadurch, dass sich unsere Azubis und Dualis auf uns verlassen.

Wie steht es um Frauen in technischen Berufen?

Anna: In den letzten Jahren bemerkt man definitiv eine Verbesserung. Ich finde es klasse zu sehen, dass sich immer mehr junge Frauen für technische Berufe interessieren und begeistern. Allerdings bekomme ich mit, dass es auch leider immer noch viele Hemmungen gibt. Technische Berufe sind leider immer noch sehr männerdominiert, obwohl das auch von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich ist. Doch wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten. In Zukunft wünsche ich mir, noch mehr junge Frauen bei uns in der Ausbildung zu sehen.  

Giacomo, wie kannst Du Dich vernetzen?

Giacomo: Jeder Doktorand hat die Möglichkeit, seine Forschungsergebnisse im Rahmen des ProMotion Dialogtags vorzustellen. Diese Veranstaltung wird federführend von uns Doktoranden organisiert. Da kann jeder Interessierte bei BMW zuhören – offline oder online. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Forschung ins Unternehmen zu tragen. Mir gefällt, dieses offene Mindset und die Möglichkeit, Kontakte zu schließen und mit Führungskräften aus anderen Bereichen ins Gespräch zu kommen.

Was bedeutet Euch die Lage des Stammwerks mitten in der Stadt?

Anna: Es ist schon was Besonderes, hier im Stammwerk arbeiten zu dürfen, da wir uns hier mitten in München und im Herzen BMWs befinden.

Giacomo: Ich radle durch den Olympiapark zur Arbeit. Direkt in die Stadt eingebunden zu sein, bringt einen ganz anderen Antrieb. Und es hat auch einen direkten Bezug zu meiner Doktorarbeit. Es gibt bei der Dekarbonisierung des Lastverkehrs eben nicht nur einen nachhaltigen, sondern auch einen sozialen Aspekt. Ich kann sehen, wie wichtig es ist, Lärm und Schallpegel für die Anwohnerinnen und Anwohner gering zu halten.

Letzte Frage. In welches Auto würdet Ihr hier sofort einsteigen und losfahren?

Anna: Also in schnellen Autos wie dem M4 GTS, dem M5 CS oder auch dem i4 M50 sehe ich mich auf jeden Fall.

Giacomo: Um meinen Idealen treu zu bleiben, natürlich ein Elektroauto. Der i4. Das ist das Prachtstück des Werks München

Das Interview erschien im Automobilwoche-Sonderheft "Im Herzen von BMW - 100 Jahre Produktion in München". Mehr erfahren

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