Northvolt holt sich bei Habeck Millionenförderung ab

Den Fördermittelbescheid holte sich Northvolt-Chef Peter Carlsson persönlich in Berlin ab: 155.455.004 Euro sagen Bund und Land Schleswig-Holstein für den Bau der im März angekündigten Batteriefabrik in Heide in Schleswig-Holstein zu. "Das ist das Maximum dessen, was die EU genehmigt hat", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch bei der Übergabe des Fördermittelbescheides in Berlin. "Das ist schon ein gehöriger Schluck aus der Pulle."

Aus Kiel per Video zugeschaltet war Schleswig-Holsteins frisch wiedergewählter Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). "Das ist für uns in Schleswig-Holstein ein unheimlich wichtiges Projekt", sagte er. Deshalb schieße sein Land auch ein Drittel der zugesagten Fördersumme zu. Mit dem Geld komme man der Umsetzung nun deutlich näher, sagte Carlsson. "Das gibt uns das Fundament für die Finanzierung dieses ganz wichtigen Projekts."

Knapp zwei Milliarden Euro will Northvolt laut Habeck in das Projekt investieren. Insgesamt soll das Projekt laut Bund sogar 4,5 Milliarden Euro kosten, darunter auch Kosten für den Ausbau der Infrastruktur am Standort inklusiver besserer Anbindung an die Stadt Hamburg, wo Northvolt gerade das Hauptquartier für den neuen Standort errichtet hat. "Die Unterstützung wird nicht mit dem Fördermittelbescheid enden", versprach Habeck.

Wenn alles nach Plan läuft, sollen dann im kommenden Jahr in Heide die Bagger anrollen. "Unser Ziel ist es, in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit dem Bau zu beginnen“, kündigte Carlsson an. Zwei Jahre später soll der Bau dann fertiggestellt werden. "Wir rechnen mit 24 Monaten Bauzeit." Ende 2025 oder Anfang 2026 soll dann die Produktion anlaufen.

Insgesamt 3000 neue Arbeitsplätze sollen in Heide entstehen. Die Kapazität der Zellfabrik soll bei 60 Gigawattstunde liegen, genug, um etwa eine Million E-Autos pro Jahr zu bestücken. Das Interesse an den Stromspeichern aus Schleswig-Holstein sei schon jetzt hoch, sagte Carlsson. "Wir sehen eine große Nachfrage."

Namen möglicher Abnehmer wollte er auf Nachfrage nicht nennen. Ein großer Teil der Produktion der neuen Fabrik werde aber an Hersteller in Deutschland gehen. Northvolt arbeite bereits mit Volkswagen, Volvo und BMW zusammen, VW ist sogar mit rund 20 Prozent an dem schwedischen Unternehmen beteiligt.

Die Verfügbarkeit von Windstrom war für Northvolt einer der Hauptgrunde für die Standortwahl. Denn in der Fabrik sollen Batteriezellen komplett CO2-frei mit Öko-Strom produziert werden. "Wir haben in Heide alles gefunden, was man für ein langfristig nachhaltige Versorgung mit erneuerbaren Energien braucht", sagte Carlsson. Anders als im Stammwerk in Nordschweden, wo  Wasserkraft zum Einsatz kommt, setze man in Deutschland auf Windenergie.

Noch gebe es in Heide aber einige offene Fragen zu klären, sagte Carlsson. Die Finanzierung des Projekts stehe noch nicht endgültig, zudem müsse man noch belastbare Verträge für die Energieversorgung der neuen Fabrik mit 100 Prozent Öko-Strom abschließen, "damit wir nicht nur die Infrastruktur haben, sondern auch die Energie". Bis Jahresende will Carlsson nun alle noch offene Fragen klären. Bis dahin muss sich Northvolt entscheiden, ob es die nun zugesagte Förderung für den Standort annimmt oder doch noch Abstand von dem Projekt nimmt.

Eine erste Batterie "made in Germany" konnte Carlsson aber schon einmal aus Berlin mit nach hause nehmen. Nach dem Fördermittelbescheid übergab Habeck dem Northvolt-CEO noch eine kleine Plexiglas-Trophäe in Form einer klassischen Batterie mit schwarz-rot-goldener Front. "Das ist der Batteriepokal", sagte Habeck. "Die erste deutsche Batterie“, gab Carlsson zurück. Was Habeck dann etwas in Verlegenheit brachte. "Sie funktioniert nicht wirklich. Sieht aber toll aus."

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der reinen Elektroautos in Deutschland Januar 2020 bis April 2022

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