Porsche besiegelt Partnerschaft mit Mobileye

Dass der VW-Konzern bei der Software neue Partner an Bord holen will, hatte VW-Konzernchef Oliver Blume bereits am Montag angekündigt, als er bei Cariad fast den kompletten Vorstand austauschte. Den ersten Vollzug vermeldete er nun aber in seiner Rolle als Porsche-Chef: Die israelische Mobileye-Tochter soll helfen, „Premium-Fahrassistenzsystemlösungen“ speziell für Porsche zu entwickeln.  

„Mobileye gehört zu den weltweit führenden Anbietern von automatisierten Fahrfunktionen“, begründete Blume die neue strategische Kooperation. „Damit treiben wir unsere Strategie des modernen sportlichen Luxus weiter voran.“ Auf Basis der Technologieplattform Supervison der Israelis wolle man automatisierte Fahrfunktionen für künftige Porsche-Modelle entwickeln, die von den eigenen Ingenieuren auf das Porsche-typische Fahrerlebnis abgestimmt werden.

In Konzernkreisen hieß es, bei dem Projekt gehe es um verbesserte Assistenzsysteme bis Level 2++, also noch nicht um voll autonomes Fahren nach Level 3 oder 4. Zum Einsatz kommen soll die Mobileye-Technik in der neuen PPE-Plattform, die sich Porsche mit Audi teilt. Zunächst soll die neue Mobileye-Technik Kreisen zufolge aber nur bei Porsche zum Einsatz kommen. Eine spätere Übernahme durch anderen Konzernmarken sei aber möglich, hieß es. Denkbar wäre das bei Audi und Bentley, deren erstes E-Modell ebenfalls auf der PPE entstehen soll.

In welchem Porsche-Modell die neuen Funktionen angeboten werden sollen, ließ Porsche noch offen. Ein Einsatz beim ersten PPE-Modell Macan E, das Ende des Jahres präsentiert werden soll, scheint aber schon aus Zeitgründen ausgeschlossen. In den kommenden Jahren plant Porsche aber weitere PPE-Modelle, darunter einen Elektro-Panamera und einen neuen Oberklasse-Stromer mit dem Arbeitstitel K1.

„In den allermeisten Situationen wird man einen Porsche auch in Zukunft selbst fahren wollen“, sagte Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner. „Doch es gibt Aspekte des teilautomatisierten Fahrens, die für uns interessant sind: So können intelligente Systeme wie die Mobileye Supervision-Technologie den Fahrer bei Alltagsaufgaben entlasten, damit er beispielsweise im Stau die Hände nicht mehr ständig am Lenkrad haben muss.“

Mit Mobileye Supervision können Autos vorgegebenen Routen folgen, selbsttätig ein- und ausscheren sowie langsamere Fahrzeuge auf mehrspurigen Straßen automatisch überholen. Mit elf Kameras und unterstützender Radarerkennung überwacht das System die Umgebung rundum. Anders als beim voll autonomen Fahren bleibt der Fahrer aber in der Verantwortung. Er kann zwar die Hände vom Lenkrad nehmen, muss aber jederzeit eingreifen können.

Noch am Montag war über eine deutlich größere Zusammenarbeit spekuliert worden. Das israelische Softwareunternehmen Mobileye solle im kommenden Jahrzehnt die Entwicklung der autonomen Fahrstufen Level 3 und Level 4 im Volkswagen-Konzern mit verantworten, hatte es geheißen. Davon könne aber keine Rede sein, hieß es nun in Konzernkreisen. An Level 3 und 4 arbeite Cariad weiterhin in der bestehenden Kooperation mit Bosch.

Bei VW Nutzfahrzeuge soll Mobileye dagegen als neuer Partner für die geplanten Roboshuttles auf ID-Buzz-Basis einspringen, nachdem man sich im vergangenen Jahr vom bisherigen Partner Argo AI getrennt hatte. Offiziell bestätigt hat VW die neue Kooperation bisher aber nicht.