Quantron schlägt Alarm

Das Augsburger Technologieunternehmen Quantron rüstet Nutzfahrzeuge auf Wasserstoff-Antrieb um und entwickelt mit seinem Angebot "Quantron-as-a-Service" ganze Wasserstoff-Ökosysteme für Unternehmen. Im Oktober sicherte sich die Ausgründung des Nutzfahrzeuge-Traditionsbetriebs Haller bereits einen Auftrag über 500 Brennstoffzellen-LKW aus den USA. Beim Besuch von VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnte das Unternehmen jetzt aber vor einem immer noch viel zu investitionsfeindlichen Klima für Wasserstoff in Europa.

Quantron-Gründer Andreas Haller sagte: "Wir kriegen ein riesiges Problem. Denn die Komponenten wandern dahin, wo sie bezahlt werden." CEO Michael Perschke erklärt: "Wir sprechen mit Investoren und die sagen uns, der Zukunftsmarkt ist die USA. Wenn wir deren Geld wollen, dann müssen wir auf den Markt, der die Zukunft ist." In Europa, oder konkret in Deutschland, werde noch zu wenig auf Wasserstoff gesetzt, befürchten die beiden Top-Führungskräfte von Quantron.

Perschke weiter: "Wir sprechen mit den weltgrößten Finanzinvestoren und die sagen zu uns: 'Wenn ihr keinen Plan für die USA habt, dann können wir bei euch leider nicht investieren.' Wir kämpfen hier in Europa viel zu kleinteilig."

Ein Problem, das auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller aufziehen sieht, die sich den Standort von Quantron in Gersthofen anschaute: "Wir erleben aktuell, dass Investitionen immer mehr zu Lasten des Standortes Europa gehen. Um so mehr sich derzeit in die USA und andere Länder verlagert, um so weniger können wir uns jetzt leisten zu warten. Wir müssen aus dem Reden heraus in eine Phase des Handelns kommen."

Auch Wasserstoff-Lobbyist Jorgo Chatzimarkakis, der digital bei Quantron zugeschaltet war, ist unzufrieden: "Die Gefahr besteht, dass die USA unsere besten Technologien absaugen. Das ärgert mich. Quantron setzt eigentlich das richtige Signal und ist ein neuer, starker Player." Der Präsident des Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe sagte weiter: "Wir müssen jetzt Tacheles mit der Politik reden, sonst verlieren wir den Anschluss."

Konkrete Gesetzesvorhaben wie der Inflation Reduction Act der US-Regierung von Joe Biden ließen sich zwar nicht mehr zurückdrehen, sagte VDA-Präsidentin Müller, allerdings müsse Europa gemeinsame Antworten finden und sich klarer zur Technologieoffenheit bekennen als dies bisher der Fall sei.

Quantron lieferte zuletzt einen ersten vollelektrischen LKW an den Konzern PepsiCo für den saudi-arabischen Markt aus. Weitere 50 sollen folgen. CEO Michael Perschke würde aber auch gerne in Europa mehr Fahrzeuge verkaufen: "Alles ist abhängig von der Förderung. Wir warten viel zu lange auf konkrete Aussagen zur Förderung. In Norwegen dauert die Bewilligung eines Antrags eines Unternehmens nur wenige Tage." Durch den Inflation Reduction Act drohe zudem ein neues Absatzproblem auf dem US-Markt: "Als ausländischer Player sind sie mit ihrem Produkt ohne diese Förderung nicht marktfähig."

Dies könne, so befürchtet Perschke, dafür sorgen, dass sich die Innovationen in der Wasserstoff-Technologie in Europa nicht halten lassen, sondern sich zunehmend in Asien oder den USA ansiedeln, wo es investitionsfreundlichere Bedingungen gibt. VDA-Präsidentin Müller hat dabei unter anderem die Produktionskosten im Blick: "Wir haben aktuell definitiv zu wenig CO2-neutrale Energien für den Weg, den wir technologisch gehen wollen. In anderen Regionen der Welt bieten sich Investoren Energiekosten, die um ein Vielfaches günstiger sind, als bei uns in Deutschland. Zusätzlich werden bei uns die hohen Energiekosten zusätzlich mit Steuern und Abgaben belastet. Das ist ein enormer Nachteil, den wir ausgleichen müssen."

Aus dem Datencenter:

Roadmap des nationalen Wasserstoffrates für ein Pipelinennetz