Selbst die VW-Currywurst schaffte es in ihre Rede. Wenn auch wohl nur im Scherz. "Nehmt am besten noch eine Packung Currywurst und Ketchup mit nach Hause", empfahl VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo in ihrer Rede auf der Betriebsversammlung vor Tausenden Mitarbeitern in Halle 11 des Stammwerks. Denn, so Cavallo in Anspielung auf die Konzernstrategie: "Wenn Kundschaft wegbricht, muss anderswo Neues entstehen. Vielleicht sogar auf Geschäftsfeldern, die wir heute noch nicht sehen." Die Automobilwoche veröffentlicht den Text ihres Redemanuskripts im Wortlaut.
"So heftig ist es noch nie gewesen"
Auf der VW-Belegschaftsversammlung in Wolfsburg mahnt Betriebsratschefin Daniela Cavallo mehr Tempo beim Hochfahren der Produktion im Stammwerk an. Die Automobilwoche veröffentlicht den Text ihres Redemanuskripts im Wortlaut.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
guten Morgen und hallo hier in Halle 11.
Herzlich willkommen zur ersten "normalen" Betriebsversammlung seit rund zweieinhalb Jahren!
Also: So normal, wie die Dinge eben sein können nach mehr als zwei Jahren im Ausnahmezustand.
Ich habe einmal nachgerechnet: Es fehlt nicht viel an 1000 Tagen daran, dass wir uns zuletzt hier in Halle 11 wie gewohnt versammeln konnten, bevor die Pandemie alles auf den Kopf stellte.
Eintausend Tage ...
Deswegen noch einmal: Herzlich willkommen in Halle 11! Schön, Euch hier zu sehen! Schön, dass Ihr da seid!
Für mich ist es die erste Versammlung als Betriebsratsvorsitzende nach der BR-Wahl in diesem Frühjahr.
Ich möchte mich daher bei allen bedanken, die im März von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben. Egal, ob es nun per Briefwahl war oder an der Wahlurne hier im Werk.
Und mich persönlich freut natürlich auch ganz besonders das starke Abschneiden meiner Fraktion, der IG Metall. Danke dafür, danke an alle, die dazu beigetragen haben.
Aber danke auch an unsere Mitbewerber. Für unsere Demokratie ist das wichtig. Ebenso wie ein fairer, sachorientierter Wahlkampf.
Euer neuer Betriebsrat hat sich inzwischen konstituiert. Wir haben unsere Fachausschüsse besetzt und alle organisatorischen Dinge geklärt, die es nach einer Betriebsratswahl zu klären gilt.
Es ist gut, dass wir diese Phase nun beendet haben und uns zügig den Themen zuwenden.
Denn zum Luftholen war keine Zeit.
Kolleginnen und Kollegen: Unser Konzern und mit ihm ganz besonders der Standort Wolfsburg stehen vor enormen Herausforderungen. Man muss schon länger suchen, um in unserer Geschichte ähnliche Krisen zu finden.
Ich habe mal eine Grafik dafür mitgebracht. Sie zeigt die Produktion im Stammwerk.
Unsere Belegschaft musste hier über die Jahrzehnte schon so manches Tal durchschreiten.
Zum Beispiel die wirtschaftliche Krise in den frühen 70er Jahren mit dem Übergang vom Käfer zum Golf.
Oder die tiefgreifenden Probleme Anfang der 90er. Stichwort Viertagewoche. Etliche von Euch haben das selbst miterlebt. Aber wie Ihr seht: So heftig wie in jüngster Zeit ist es hier im Werk Wolfsburg noch nie gewesen.
Wir haben keine 400.000 Fahrzeuge geschafft im vergangenen Jahr. Und um wieviel höher die Kurve dieses Jahr wird, das bleibt erst noch abzuwarten.
Die aktuelle Krise hat aber einen ganz großen Unterschied: Unsere Produkte, gerade auch die aus Wolfsburg, sind so beliebt wie vielleicht nie zuvor! Unser Bestellbestand ist historisch hoch. Die Auftragsbücher platzen förmlich aus allen Nähten. Und: Wir verdienen richtig gut Geld, auch wenn das Volumen niedrig ist.
Im Vertrieb gibt es so eine Redensart: Am besten immer ein Fahrzeug weniger haben als der Markt gerade aufnimmt. Ja, und das ist jetzt mal locker der Fall – und die Erträge daraus sind unglaublich.
Man muss sich das mal genau anschauen: Ein Viertel weniger produziert, ein Viertel weniger verkauft – aber damit trotzdem ein Viertel mehr Gewinn eingefahren. So in etwa läuft das derzeit bei unserer Kernmarke. Aber auch anderswo im Konzern.
Ich kann daher nur mit den Augen rollen, wenn ich in diesen Tagen aus der Vorstandsecke Dinge höre wie "robuster werden, Kosten optimieren, Produktivität steigern". Als ob wir das nicht immer schon machen würden! Als ob wir nicht wüssten, wie wichtig das ist!
Aber genau, da war doch was: Die Haustarifrunde steht wieder an, Kolleginnen und Kollegen.
Vor diesem Hintergrund sollten wir die eine oder andere Bemerkung der Arbeitgeberseite in den nächsten Wochen sehen.
An dieser Stelle darf ich auch den Vorstand und die Damen und Herren im Management begrüßen. Herr Dr. Diess, Frau Stars, Frau Wortmann, meine Herren: Herzlich willkommen auch an Sie hier in Halle 11.
Und: Ganz besonders begrüßen möchte ich diesmal neben Frau Stars und Frau Wortmann auch Imelda Labbé. Herzlich willkommen hier in Wolfsburg! Frau Labbé wird zum 1. Juli die neue Vorständin für Vertrieb, Marketing und After Sales bei unserer Kernmarke. Und – das ist ja leider immer noch eine Erwähnung wert – sie ist die erste Frau im Markenvorstand.
Frau Labbé hat über 35 Jahre Erfahrung in der internationalen Automobilindustrie mit Stationen bei Opel und General Motors. Sie war Opel-Qualitätschefin im Werk Antwerpen und Opel-Vertriebschefin für Deutschland. 2013 wechselte sie zum Volkswagen-Konzern und verantwortete Schlüsselstellen bei Skoda, bei den After Sales im Konzern und zuletzt bei unserer Original Teile Logistik in Baunatal.
Auf gute Zusammenarbeit, Frau Labbé!
Danken möchte ich aber auch Ihrem Vorgänger: Klaus Zellmer. Er wird jetzt Vorstandsvorsitzender bei Skoda. Ihnen alles Gute dort und viel Erfolg – gemeinsam mit der Belegschaft!
Herzlich willkommen auch an Sie, Herr Schäfer. Auch Sie sind hier als Markenchef bald in neuer Funktion und wir haben gleich ja noch eine Runde zusammen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in meiner Rede heute gibt es gute und schlechte Nachrichten.
Es gibt Themen, die müssen uns Sorgen machen. Und es gibt Themen, die machen Mut und lassen uns zuversichtlich sein.
Ich fange mal mit den Schwierigkeiten an.
Wir haben Krieg in Europa. Auf dem Heimatkontinent unseres Konzerns. Und wir dürfen nicht aufhören, die Dinge beim Namen zu nennen. So, wie ich es als Präsidentin des Europäischen- und Weltkonzernbetriebsrates schon am 24. Februar zu Beginn der Großoffensive gemacht habe: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist völkerrechtswidrig und gehört auf das Schärfste verurteilt. Putins Gründe für zehntausendfachen Tod, für unermessliches Leid, für millionenfache Flucht und Vertreibung sind einfach nur: erstunken und erlogen! Weder regieren Nazis in Kiew noch war die Ukraine eine militärische Bedrohung für Russland.
Mich macht es stolz, wie Ihr als Belegschaft reagiert habt! Fast 1,7 Millionen Euro, so viel wie nie zuvor in unserer Unternehmensgeschichte, habt Ihr gespendet. Hinzu kommen unzählige Hilfen, organisiert an den Standorten und von privater Seite.
Das ist stark! Das ist Volkswagen! Das seid Ihr! Das ist unsere Belegschaft! Danke!
Wir werden nachher von unserem Partner, der UNO-Flüchtlingshilfe, noch hören und sehen, was mit dem Geld passiert ist.
Neben der menschlichen Tragödie hat Russlands Angriffskrieg auch eine wirtschaftliche Dimension. Von den fehlenden Kabelsträngen habt Ihr alle schon gehört. Wir sind da derzeit auf dem Weg der Besserung. Produktion wurde verlagert – und solange die West-Ukraine vom Krieg verschont bleibt, ist bei unseren Zulieferern dort auch wieder einiges an Schichten möglich.
Aber je mehr Kabelbäume wieder kommen, desto sichtbarer wird ein altes Problem, das wir immer noch nicht los sind: Halbleiter haben wir immer noch nicht genug.
Herr Aksel, Herr Dr. Diess, der Vorstand insgesamt: Ich bin gespannt, was wir hier nachher hören zu diesem Thema.
Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen Autos bauen! Sie wollen die Bestellungen in den randvollen Auftragsbüchern abarbeiten. Die Fahrzeuge zu den Kundinnen und Kunden bringen!
Wie ist es denn um das Aufholprogramm bestellt? Was gelingt uns nach dem WU? Welche Gewissheiten bietet uns der Vorstand?
Kolleginnen und Kollegen,
die Realität im Stammwerk schaut derzeit überhaupt nicht nach vollen Auftragsbüchern aus: Schichtauflösungen. Standortwechsel. Personal-Verwirbelungen noch und nöcher. mangelhafte Qualifizierung nach einem Aufgabenwechsel. hoher Krankenstand.
DAS ist die Realität hier auf dem Hallenboden.
Meine Damen und Herren im Vorstand, so nah an den Hallenboden wie hier bei der Betriebsversammlung in Halle 11 kommen im Alltag ja die Wenigsten von Ihnen. Ich kann Ihnen sagen: Schauen Sie mal öfter vorbei. Hier liegt echt einiges im Argen!
Und das ist nicht das Bauchgefühl von Daniela Cavallo. Das sind auch nicht markige Worte vor großer Kulisse auf der Betriebsversammlung.
In meinen Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen höre ich immer wieder: Die wollen einfach nur ihre Arbeit machen. Aber stattdessen herrscht Chaos und Verwirbelung. Teams werden andauernd auseinandergerissen. Nichts ist mehr aus einem Guss. Ansagen haben keinen Bestand. Morgen schon kann alles wieder ganz anders sein. Es kommt halt einfach keine Ruhe rein.
Und da geht es nicht um irgendwelche Personalnummern. Um irgendwelche Namenskürzel in den Schichtplänen. Es geht um Euch, es geht um die Kolleginnen und Kollegen, die hier heute in der Halle sind.
Sehr geehrte Damen und Herren aus Management und Vorstand: Das Thema Schichtauflösung wird viel zu oft auf die Zuschläge reduziert, also auf den finanziellen Aspekt. Aber damit Sie das auch mal gehört haben: So einen seit langem eingeschwungenen Arbeitsrhythmus zu verändern, das hat enorme Auswirkungen. Es ist ein harter Eingriff in die eigene Lebensplanung. In die Qualität von Familienleben und Partnerschaft. Ja, das reicht bis hin zu den Möglichkeiten, ein Ehrenamt auszufüllen. Da ist dann keine Zeit mehr, die Minis der Feuerwehr zu betreuen oder ein Fußball-Nachwuchs-Team zu trainieren. Das alles hängt da dran an solchen Entscheidungen. Und das kommt an bei uns im Betriebsrat und bei den Vertrauensleuten. Wir spüren das seit Monaten. Es rumort hier kräftig!
Verlässlichkeit und Ruhe. Planbarkeit. Einfach nur vernünftig die eigene Arbeit machen können. Das wollen unsere Kolleginnen und Kollegen. Und da sind sie aktuell weit entfernt von.
Wie schwierig die Lage ist, das haben wir sogar schon im vergangenen Jahr Schwarz auf Weiß gesehen! Es ist ja nicht so, dass wir vorher das Schlaraffenland gehabt hätten.
Es steht in unserer großen Belegschaftsumfrage, die wir Ende 2021 vorgenommen haben. Hier ein Teilergebnis für den Stammsitz Wolfsburg: 59 Prozent, also fast zwei von drei Beschäftigten, klagen über Arbeitsverdichtung. Sie sagen: "Es ist nicht genügend Personal vorhanden, um die anfallenden Arbeiten in der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit zu erledigen." Nicht mal ein Zehntel der Befragten ist mit der Personaldecke "voll und ganz" zufrieden.
Und ich wage mal eine Interpretation: Die Umfrage haben die Kolleginnen und Kollegen Ende 2021 ausgefüllt. Fragen Sie mal heute nach! Lieber Vorstand, finden Sie mal wen, der hier noch "voll und ganz" zufrieden ist mit der Personaldecke.
Ich bin gespannt, was wir hier heute noch von Unternehmensseite hören in Sachen Personaldecke und Aufholprogramm.
Und aufzuholen gilt es eine ganze Menge: Wir stehen hier im Stammwerk aktuell, also nach ziemlich genau der Hälfte des Jahres, bei gerade mal gut 190.000 produzierten Fahrzeugen Jahresvolumen. Und für 2022 waren mal 570.000 veranschlagt. Das macht also bisher gerade mal ein Drittel vom ursprünglichen Soll. Da muss jetzt nach dem WU also richtig was kommen!
Wenn es so ein Aufholprogramm denn überhaupt geben kann. Die Unsicherheit beim Teilemangel habe ich schon angesprochen. Aber seit wenigen Tagen ist ein neues Problem offensichtlich: Es lautet Energieversorgung. Man sollte meinen, gerade unser Stammwerk mit zwei eigenen Kraftwerken hat da doch kein Problem.
Fehleinschätzung. Volkswagen, unser Konzern, die gesamte deutsche Industrie hängt an den Energieträgern Kohle und Gas. Und damit hängen wir in riesigem Umfang von Russland ab.
Bei unseren Kraftwerken haben wir Glück im Unglück. Wir können noch mit Kohle feuern, parallel aber auch schon mit Gas. Das macht uns ein Stück weit flexibler. Ändert aber nichts daran, dass sich alle Energieträger enorm verteuern, falls sie bald nicht sogar gänzlich Mangelware sind und rationiert werden müssen.
Kolleginnen und Kollegen,
zur Wahrheit am heutigen Tag gehört: Putins Angriffskrieg wird weitere enorme Auswirkungen auch auf uns haben. Natürlich muss man das ins Verhältnis setzen. Hier bei uns tobt kein Krieg. Hier stirbt niemand. Hier werden keine Familien auseinandergerissen. Aber uns droht ein düsteres Szenario: Produktionsausfälle. Kurzarbeit. Noch mehr Druck auf Kosten und Effizienz. Tempoverlust bei der Transformation. Noch sind die Auftragsbücher voll wie vielleicht nie zuvor.
Noch könnten wir ein Aufholprogramm starten. Aber: Es ist nicht auszuschließen, dass wir mit dem Schwung Hunderttausender Bestellungen im Rücken voll gegen die Wand einer weltweiten Rezession fahren. Nach Corona-Krise und Halbleiter-Krise hätten wir dann wieder eine Wirtschafts-Krise. Nach 2008/2009 wäre das dann nach fast 15 Jahren wieder der Fall.
Und Ihr wisst, was das bedeutet. Man kann es nicht oft genug sagen: Wir haben Beschäftigungssicherung bis 2029. Und so etwas weiß man nicht zu schätzen, wenn man es gerade frisch abgeschlossen hat. Sondern dann, wenn man es braucht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich habe jetzt viel über die Produktion gesprochen. Das ist auch gut und richtig so.
Ich bin erst vor kurzem von einer Journalistin gefragt worden: Wie wichtig sind die Beschäftigten in der Produktion eigentlich noch?
Und ich habe geantwortet: "Diese Kolleginnen und Kollegen sind nach wie vor absolut entscheidend und das Herz von Volkswagen. Es reicht nicht aus, wenn wir die Verwaltung und technische Entwicklung haben. Am Ende brauchen wir die Menschen, die die Fahrzeuge bauen. Top-qualifiziert und voller Leidenschaft!"
Und top-qualifiziert ist ein wichtiges Stichwort: Mit dem absehbaren Aus für Diesel und Benziner und mit der rasend voranschreitenden Digitalisierung stehen wir vor der größten Qualifizierungs-Offensive in der Geschichte von Volkswagen. Das gilt für alle Bereiche. Bis hin zu den akademischen Berufen. Und Ihr wisst: Für den Betriebsrat ist das immer schon ein Kernanliegen gewesen: Qualifizierung, lebenslanges Lernen, berufliche Weiterbildung in all ihren Facetten: Was wir jetzt brauchen, ist ein Masterplan für Weiter- und Neuqualifizierung! Das ist eine Mammutaufgabe und die Dimension dahinter ist mindestens so wichtig für unseren künftigen Erfolg wie der Zukunftspakt 2016.
Ich bin froh, dass wir mit Gunnar Kilian jemanden an unserer Unternehmensspitze haben, der dieses Thema ganz oben auf seine Agenda gesetzt hat. Aber der Vorstand insgesamt muss diese Offensive vorantreiben!
Und weil ich gerade das Aus für den Verbrenner angesprochen habe, eine Bemerkung noch: Aus den Reihen der FDP gab es jüngst Anflüge, eine längst entschiedene Debatte wieder aufmachen zu wollen. Es geht darum, ob – wie in der EU geplant – ab 2035 neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nur noch mit Nullemissions- Antrieben zugelassen werden sollen. Heißt also im Klartext: Ob Diesel und Benziner nach klassischem Muster ab Mitte des kommenden Jahrzehnts Geschichte sein sollen.
Kolleginnen und Kollegen, folgende Einordnung dazu: Dieser Zug ist längst abgefahren! Politisch, gesellschaftlich und in unserer Unternehmens-Strategie.
Auch, wenn das ein emotionales Thema ist. Na klar, ein GTI hier aus Wolfsburg hört sich klasse an, fährt sich großartig. Und wir machen ja auch noch einen Golf 9. Und das ist auch gut so! Doch langsam, aber sicher wird das GTI-Herz nicht mehr mit Benzin schlagen. Und das wird uns wunderbar gelingen. Schaut nur einmal zu Porsche: Der vollelektrische Taycan verkauft sich inzwischen derart gut, dass er am 911er vorbeigezogen ist. Und die Ikone 911 wird es noch länger geben. Zukünftig als Fahrzeug im Bestand dann wohl auch mit klimaneutralem Benzin, das sich die Porsche-Kundschaft leisten kann. Aber selbst bei Porsche ist längst klar: Elektro gehört die Zukunft! Dazu noch eine Zahl: Porsche will schon im Jahr 2030 über 80 Prozent Elektro-Anteil bei seinen Verkäufen haben. Und zwar weltweit.
Unser Unternehmen hat Jahrzehnte mit Dieseln und Benzinern gute Geschäfte gemacht und wird das die ganzen nächsten Jahre auch noch tun. Ja: Tun müssen! Denn die Gewinne daraus finanzieren uns die Transformation. Aber jene Transformation ist eben auch klar angelegt: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Das ist unser unerlässlicher Beitrag, mit dem wir die nötigen Klimaschutz-Ziele erreichen und dabei auskömmlich Geld verdienen, um unsere Beschäftigung zu sichern. Und unseren Kindern eine Erde zu bewahren, auf der es sich zu leben lohnt und in der sie eines Tages wieder Kinder in die Welt setzen.
Und wenn die FDP meint, ein Enddatum für die Verbrenner würde Innovationen abwürgen, die für Diesel und Benziner anderswo auf den Weltmärkten noch wichtig wären, dann kann ich nur sagen: Liebe FDP, kommt doch mal in unsere TE. Da können wir Euch zeigen, dass auf den Märkten, die Ihr meint, Neufahrzeuge mit Abgasnormen unterwegs sind, die hier schon seit vielen, vielen Jahren gar nicht mehr zulassungsfähig wären. Die wichtigsten Weltmärkte: China, USA, Europa, Japan, steuern alle ohne Frage auf E-Mobilität zu. Und nochmal ein anderes Argument: Herr Dr. Antlitz als unser oberster Finanzer hat bestimmt eine eindeutige Meinung zu der Idee, wir könnten noch über Jahrzehnte eine Doppel-Entwicklung mit zwei Welten beim Antrieb stemmen. Das Geld müssen wir in Zukunftssicherung investieren!
Kolleginnen und Kollegen, jetzt habe ich viel über Produktion und Technische Entwicklung gesprochen. Mir ist aber heute die Erwähnung eines Bereiches auch ganz besonders wichtig: Die Gastronomie aus unserer Service Factory. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihr bewirtet uns heute wieder, Ihr habt draußen sogar Stände aufgefahren! Für mich ist das mit das Schönste an der heutigen BV. Ihr könnt wieder so richtig zeigen, was Ihr draufhabt, und dass Ihr zum Herz dieser Fabrik fest dazugehört.
Aber, und auch das gehört zu den schwierigen Botschaften heute: Die Lage der Gastronomie ist keine gute. Zweieinhalb Jahre Pandemie bedeuteten für Euch: praktisch kaum noch Geschäft. Kolleginnen und Kollegen, Ihr wisst, ich habe Euren Bereich früher als Koordinatorin persönlich betreut. Für mich gehörte der Anblick der stillgelegten Betriebsrestaurants zu den schlimmsten Eindrücken in unserem Betrieb während der Pandemie.
Und für mich gibt es etwas, bei dem auch Gäste schnell erkennen, was uns als Volkswagen-Familie so besonders macht. Wenn die Kolleginnen und Kollegen in den Betriebsrestaurants anstehen und Ihr sie an den Stationen bedient. Es gibt immer ein freundliches Wort, von beiden Seiten. Es ist immer gute Stimmung. Es gibt auch mal einen Scherz. Und auch an der Kasse gibt es immer ein Lächeln und gute Wünsche für den Tag.
Das ist etwas ganz Besonderes bei Volkswagen.
Und es wird immer weniger. Nicht, weil der Ton nicht mehr freundlich wäre. Nein, weil die Gastro nicht mehr den gewohnten Zulauf hat. Hier am Standort arbeiten zwei von drei Beschäftigten im indirekten Bereich. Und dort nutzen die meisten zwei bis drei Tage die mobile Arbeit. Und das heißt nun einmal: Sie gehen nicht essen im Betriebsrestaurant. Und das kostet Umsatz und Gewinn. Es verschlechtert die Skaleneffekte, die wir hier gerade am großen Standort Wolfsburg haben. Es sorgt für Probleme bei den Fixkosten.
Dabei ist klar: Nach gut zwei Jahren Pandemie wird dieser Kostendruck anhalten. Es ist ja auch richtig, dass wir die Vorteile der mobilen Arbeit nutzen. Wir als Betriebsrat haben uns schließlich schon 2016 dafür starkgemacht und Vereinbarungen geschlossen.
Im Umkehrschluss heißt das: Unsere Gastronomie wird von der Transformation im Unternehmen ebenso heftig betroffen sein wie zum Beispiel unsere Entwicklung und Fertigung von Motoren.
Aber auch an dieser Stelle gilt: Hier ist erstmal kein Mensch zu viel an Bord!
Stellenabbau gibt es nur sozialverträglich und zum freiwilligen Vorteil der Beschäftigten. Und idealerweise läuft das parallel mit konkreten Ideen für neuen Stellenaufbau anderswo.
Die Teams der Gastronomie sind das gut angegangen. Sie haben während der Pandemie nicht Trübsal geblasen, sondern Alternativen geschaffen: Lieferservice raus aus dem Werk, Lieferservice näher ran an die Teams in der Fertigung, neue Nimm’s-mit-Gerichte, Ausbau des Lagerverkaufs hier vor Ort in Halle 50 A – etwa mit Sonderangeboten vor Feiertagen.
Uns hilft an dieser Stelle nur Innovation und Kreativität. Wenn Kundschaft wegbricht, muss anderswo Neues entstehen. Vielleicht sogar auf Geschäftsfeldern, die wir heute noch nicht sehen.
Lasst uns das gemeinsam angehen! Und eine Bitte habe ich an Euch alle, Kolleginnen und Kollegen: Wenn Ihr hier im Werk seid, geht bitte in die Betriebsrestaurants und Bistros und haut Euch die Teller voll! Und nehmt am besten noch eine Packung Currywurst und Ketchup mit nach Hause! Oder was Euch sonst so schmeckt.
Übrigens, das ist mir noch sehr wichtig: Die Verpflegung der Belegschaft ist eben nicht nur ein Kostenfaktor, so wichtig das umsichtige Haushalten da auch sein mag. Aber es geht eben nicht nur um Wirtschaftlichkeitsaspekte. Bei unserer Gastro geht es auch um Themen wie Arbeitgeberattraktivität und gesunde Ernährung, um Kommunikation und mehr. Da haben wir auch eine eigene Betriebsvereinbarung zu.
Und wo wir gerade über einen Bereich sprechen, in dem Veränderung ganz stark zum Geschäftsmodell der Zukunft gehören wird: Meine Damen und meine Herren im Vorstand, eine Sache muss ich hier echt loswerden: Seit Jahren reden wir immer wieder über das leidige Thema Wechsel aus dem direkten in den indirekten Bereich. Ich bin es leid. Ja, ganz ehrlich, mich nervt das nur noch ab! Wir haben bei Volkswagen eine Kultur der Chancengleichheit. Da geht es um Fairness. Es geht darum, die Welt wenigstens hier innerhalb des Werkszaunes ein Stück weit gerechter zu machen!
Wenn sich jemand aus dem direkten Bereich weiterqualifiziert, wenn er oder sie sich zusätzlich was draufschafft und der Bedarf besteht, dann muss dieser Person der Entwicklungsweg auch offenstehen – ohne formale, unfaire Hürden. Alles andere ist diesem Unternehmen und unserer Kultur nicht würdig!
Wir haben genügend Beispiele für Karrieren, die mit einer Ausbildung oder einem Quereinstieg begonnen haben und mit Meister oder Meisterin, Unterabteilungsleitung, einer Verantwortung im Management oder sogar bis hinauf in den Konzernvorstand endeten.
Es geht darum, was die Leute können und was sie wollen! Lieber Vorstand, aus Ihrer Ecke höre ich doch immer: Alle Potenziale nutzen. Die gesamte Wertschöpfung heben. Effizienzen ausschöpfen. Die Extrameile gehen. Veränderungswille und raus aus der Komfortzone.
Na, dann fangen wir beim Thema Direkte in den indirekten Bereich doch gleich mal damit an!
Dazu gehört für mich auch noch ein Kultur-Thema: Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt. Da schauen neuerdings sogar die Investoren an der Börse drauf. ESG heißt das Zauberwort, also Nachhaltigkeit in den Dimensionen Umwelt, Konzernsteuerung und eben auch: Soziales. Ja, die soziale Dimension hinter unseren Geschäften ist inzwischen ein hartes Anlagekriterium, eine echte Kennzahl. So wie Rendite, Cash-Flow, Liquidität.
Und wenn es um diese soziale Dimension geht, haben wir an einer Stelle ein echtes Problem. Bei uns warten aktuell viel zu viele Kolleginnen und Kollegen, deren Einsatz am bisherigen Arbeitsplatz nicht mehr möglich ist, auf eine neue Aufgabe. Und wie Ihr wisst, haben wir da eine besondere Tradition, diese Kolleginnen und Kollegen weiterhin wertschätzend und wertschöpfend einzusetzen und sie eben nicht aus unserer Volkswagen-Familie abzuschieben in die Sozialkassen hinein. Das ist etwas, was uns seit langem auszeichnet! Und es ist etwas, was nun eben seit einiger Zeit selbst von Investorenseite honoriert wird.
Es geht da immerhin um Kolleginnen und Kollegen, die sich für unseren gemeinsamen Erfolg derart krumm gemacht und kaputt gerackert haben, dass aus vielerlei Gründen ein Einsatz am bisherigen Arbeitsplatz nicht mehr möglich ist. Und die hängen nun in der Warteschleife. Das geht nicht! Es ist schon alles an nötiger Vorarbeit getan, der werksärztliche Dienst ist durchlaufen, alles Nötige an Vorbereitung ist geklärt. Und dann fahren wir da einen Integrationstisch nach dem anderen. Auf höchsten Ebenen, Werk- und Personalleitung inklusive. Und es geht für zu viele nicht genügend voran.
Liebe Führungskräfte, liebes Management: Es ist auch die Verantwortung der Fachbereiche, solche Arbeitsplätze mitzudenken und zu schaffen! Hören Sie sich mal um, wie die Erfahrungen zu diesem Thema sind. Das lohnt sich! Tauschen Sie sich mal aus, kopieren Sie mal Ideen und Ansätze. Das ist mir persönlich eine Herzensangelegenheit. Da müssen wir noch mehr machen!
Und eines sage ich hier auch klipp und klar: Wir haben den ersten Spatenstich für die neue Trinity-Fabrik noch lange nicht gemacht. Aber eines steht für den Betriebsrat jetzt schon fest: Wenn wir über das Thema Insourcing für Warmenau reden, dann will ich dabei nur ehrliche Rechnungen sehen! Und dafür gibt es eine Faustformel: Trinity ist für uns Transformation am Standort. Dort entstehen keine völlig neuen Arbeitsplätze, sondern solche für bestehende Beschäftigung. Und bei der Kostenbetrachtung dazu will ich Transparenz und Ehrlichkeit! Und das kann dann nicht so laufen, dass wir Umfänge an Externe verlieren, damit wir dabei einen Euro sparen, den wir aber am Ende des Tages doppelt und dreifach wieder ausgeben müssen, weil uns die Transformation um die Ohren fliegt.
Und daher müssen wir auch entsprechende Arbeitsplätze und Bedingungen gleich mitdenken, mit denen man gut und gesund bis zur wohlverdienten Rente kommt. Stichwort Ergonomie. Oder Vormontage-Tätigkeiten, die nicht streng taktgebunden sind. Idealerweise planen wir nämlich so, dass Leistungsgewandelte gleich mitgedacht werden. Und nicht so, dass sich das Management dann im eingeschwungenen Zustand plötzlich fragt, wie wir mit diesen Kolleginnen und Kollegen umgehen.
Hier entsprechend vorauszudenken, das ist nämlich auch ein zentraler Aspekt von sozialer Nachhaltigkeit!
Es geht da einfach um Verlässlichkeit! Wie bei so vielen Themen im Unternehmen.
Ich habe noch ein Beispiel: Bei der Kurzarbeit haben viele von Euch eine böse Überraschung erlebt: Mit dem Blick auf die Entgeltabrechnung habt Ihr gesehen, dass Zeiten vom Langzeitkonto verschwunden waren. Und es lag teilweise schon zwei Jahre zurück, dass da Mehrarbeit angefallen war. Jahrelang war die Aussage: Die Guthaben auf den Langzeit-Konten sind sicher. Ja, und das stimmt auch. Aber: Mehrarbeit aus Phasen der Kurzarbeit darf da eben nicht drauf gebucht werden. Das passierte aber trotzdem. Und wurde dann teilweise zwei Jahre später wieder abgezogen – ohne die betroffenen Kolleginnen und Kollegen vorab zu informieren.
Ganz ehrlich: Das geht GAR NICHT!
Jetzt ist das Chaos um die Kurzarbeitergeld-Berechnung und Eure Langzeit-Konten perfekt. Und Ihr seid zurecht frustriert und kommt zu uns. Das kann ich echt gut verstehen.
Ich sage Euch, was wir nun tun: Zusammen mit der IG Metall werden da jetzt Musterklagen geführt.
Daher folgende Botschaft, ganz wichtig: Ihr müsst nicht selbst klagen und dafür zur IG Metall gehen. Ihr müsst auch keine Angst haben, dass da irgendeine Einspruchsfrist abläuft, wenn Ihr Euch nicht irgendwo meldet oder so. Wir haben mit dem Unternehmen geklärt, dass da nichts verjährt. Wir führen jetzt die Musterklagen dazu und dann melden wir uns wieder.
Und das war ja nicht der einzige Klopfer: Kolleginnen und Kollegen liefen hier auch Gefahr, Urlaubsanspruch zu verlieren! Echt wahr! Weil nicht verplanter Urlaub bei der Kurzarbeit zunächst eingebracht werden muss. Das ist aus Sicht des Gesetzgebers auch nur verständlich. Aber in einigen Fällen hat es das Unternehmen offenbar versäumt, die 15 Tage für den Werksurlaub sauber ins System zu geben. Dabei ist das doch ein Standard! Man meldet sich doch nur, wenn man in Ausnahmefällen von den drei Wochen im Sommer abweicht. Und wenn da im System dann keine 15 Tage für den Werksurlaub stehen, dann müssen sie für die Kurzarbeit verrechnet werden.
Daher, erstens: Tragt das künftig sauber ein, liebe Unternehmensverantwortlichen!
Und zweitens: Wir als Euer Betriebsrat haben auch das zusammen mit dem Personalwesen geregelt! Wir haben da jetzt eine Lösung. Es wird alles wieder gerade gezogen. Das hat uns das Personalwesen gestern bestätigt.
Und, Kolleginnen und Kollegen, weil ich gerade in Fahrt bin: Wolfsburg als Konzern-Hauptstadt wird bekanntlich das neue Kraftzentrum unseres Unternehmens.
Mit Campus Sandkamp hier die Mittelstraße runter im Westen. Mit der künftigen Trinity-Fabrik als neuem Teil des Stammwerkes im Norden. Mit dem Umbau der bestehenden Montagelinien auf SSP im Herzen des Standortes.
Und: Mit dem Nordkopf und einer attraktiven City südlich vor den Werkstoren und der Autostadt.
Doch beim letzten Punkt hakt es. Zu Wolfsburgs Zukunft gehört gerade jetzt der bewährte Schulterschluss zwischen Stadt und Unternehmen. Der Oberbürgermeister, Herr Weilmann, sitzt ja heute auch hier bei uns. Es ist wie so oft: Erfolg gelingt einem nur gemeinsam!
Ich habe dazu mal ein Chart mitgebracht. Einen Zeitstrahl. Darauf sehen wir die bisherigen Meilensteine aus der Zusammenarbeit von Volkswagen und Stadt Wolfsburg.
Fällt Euch was auf? Wird mal wieder Zeit für einen Meilenstein, oder?
Herr Dr. Diess: Sie sprechen ja gleich noch. Es wäre sehr wünschenswert, wenn Sie uns sagen, womit wir den Zeitstrahl fortsetzen wollen. Und was Ihr ganz persönlicher Beitrag dazu ist.
Der Konzernvorstand hat in der Vergangenheit immer die Stadt unterstützt und sich zur Region bekannt. Es wird Zeit, dass aus dem Konzernvorstand bei diesem Thema Bewegung reinkommt.
Und weil wir auf dem Chart gerade das Stadion gesehen haben: Der VfL ist ein echtes Aushängeschild unserer Konzern-Hauptstadt und auch ein klarer Beitrag zur Arbeitgeberattraktivität von Volkswagen. Und was den Profi-Fußball anbelangt, machen uns besonders die Frauen Freude. Ich habe die Wölfinnen eingeladen, hierher zur BV zu kommen. Damit wir sie mal richtig abfeiern! Aber die können nicht. Die müssen arbeiten. Im Trainingslager. So ist das halt im Profisport. Aber: Die Wölfinnen haben sich bedankt für die Einladung. Sie hätten super gerne vorbeigeschaut. Und deswegen haben sie uns stattdessen einen Video-Gruß geschickt.
Bitte abspielen!
Ja, Kolleginnen und Kollegen, nach so viel Jubel kann jetzt auch meine Rede nur noch positiv weitergehen.
Ich mache das mal in aller Kürze: Wir als Gesamtbetriebsrat haben beim Bonus mit 3000 Euro für Euch richtig was rausgeholt. Rechnerisch wäre höchstens der garantierte Mindestbetrag für die Novemberzahlung drin gewesen.
Auch für Management und TarifPlus haben wir richtig was bewegt, damit es fairer zugeht und insbesondere die Beschäftigten der Marke beim Bonus nicht das Nachsehen haben.
Um vorzusorgen, habe ich das Unternehmen im Februar aufgefordert, die Vereinbarung für die Ergebnisbeteiligung, also den Tarif-Bonus, neu aufzusetzen. Wir werden das bis zum Jahreswechsel verhandeln. Feststehen muss das Ganze rechtzeitig, bevor im nächsten Frühjahr der nächste Bonus berechnet wird.
Die gestrichenen Nachtschichten und die damit entfallenden Erschwerniszuschläge haben wir abgefedert. Auch das ist bares Geld, für das es keine Grundlage in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen gab. Wir als IG Metall-Fraktion haben es durchgesetzt. Weil wir es können und für angemessen halten.
Ebenso beim Thema Standortwechsel. Den gibt es nur freiwillig. Obwohl das mit dem Direktionsrecht des Arbeitsgebers auch anders hätte laufen können. Wir haben nämlich alle nur einen Vertrag mit der Volkswagen AG, nicht mit dem Werk Wolfsburg. Und mehr noch: Wer freiwillig zum Beispiel nach Emden oder Zwickau ging, hat als Belohnung für diese Flexibilität richtig faire Konditionen erhalten.
Wie Ihr wisst, soll Porsche an die Börse gehen. Das soll noch dieses Jahr passieren. Und wenn das dann tatsächlich der Fall ist, gibt es 2000 Euro für alle Beschäftigten in der Volkswagen AG. Denn wenn Milliarden in die Kasse fließen und die Aktionärinnen und Aktionäre eine Sonderdividende erhalten, dann muss feststehen: Auch an die Belegschaft ist gedacht, auch Ihr profitiert.
Und da ist noch ein Punkt: Für uns alle steigen die Kosten erheblich. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem direkten Bereich pendeln in aller Regel mit dem Auto zum Werk. Und zur Preisentwicklung an der Zapfsäule muss ich ja nichts sagen. Man muss also tiefer ins Portemonnaie greifen, um überhaupt erst mal zur Arbeit und wieder zurück zu kommen. Aber auch für die Beschäftigten im indirekten Bereich gibt es Mehrkosten. Wer regelmäßig von zuhause aus arbeitet, spart zwar Kosten beim Pendeln. Aber zahlt drauf für Dinge wie Schreibtisch, Bürostuhl, Internet, Energie zuhause. Deswegen ist für uns klar: Es muss ein Zuschuss her, der allen zugutekommt: Für die Direkten wie für die Indirekten! Wir verhandeln das bereits.
Thema Haustarifrunde: Nur noch ein paar Tage, dann steht auch unsere Forderung für VW. Die Empfehlung kennt Ihr schon: 7 bis 8 Prozent mehr Geld. Wir hier bei Volkswagen haben außerdem noch ein paar andere Themen. Zum Beispiel den Fortgang unserer Altersteilzeitregelungen.
Zur Entgeltfrage habe ich mich schon positioniert. Für Zurückhaltung gibt es keinen Grund. Die Preise explodieren, das merken wir alle spätestens vor dem Supermarktregal und an der Tankstelle. Und gewiss auch diesen Winter mit Blick auf die Energiekosten- Abrechnung. Das Unternehmen hat zuletzt prächtig verdient. Da muss jetzt also ordentlich was rüberkommen, ist doch klar. Aber klar ist auch: Unsere starke Tarifarbeit bei der IG Metall kann nicht alles allein regeln. Da ist auch die Politik weiter gefragt, Entlastung für die Inflation zu schaffen.
Zum Schluss noch ein Blick auf unsere Zukunftsthemen: Mit dem Campus Sandkamp, Trinity und dem ID.3 sind wir richtig gut aufgestellt. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wird kein Werk so flexibel sein wie Wolfsburg: Verbrenner, MEB und SSP werden hier laufen. Den ID.3, der ab 2023 auch zum Wolfsburger wird, zeigen wir Euch deswegen ganz bewusst auf der Sonderfläche.
Und mit Trinity als Blaupause für die Fabriken der Zukunft und mit SSP als konzernweiter Plattform setzt Wolfsburg die Schlagzahl für das ganze Unternehmen. Und die Kolleginnen und Kollegen aus der CARIAD, von denen auch eine Menge hier aus Wolfsburg an den Zukunftsthemen arbeiten, werden ebenso eine Schlüsselrolle für unsere Zukunftsfähigkeit spielen. Vielleicht sogar die wichtigste. Herr Dr. Diess geht da gleich sicherlich noch näher drauf ein.
Erlaubt mir aber schon mal einen Vorgriff: Über CARIAD war zuletzt viel Negatives zu lesen. Ich kenne das Thema intensiv aus den Aufsichtsräten und ja, es gibt auch echte Schwierigkeiten. Aber nein: Es ist nicht so, dass CARIAD überfordert wäre. Oder, auch das war schon zu lesen, gleich ganz aufgelöst werden soll, weil sie es eh nicht hinkriegt. Wahr ist dagegen: Unsere Kolleginnen und Kollegen bei CARIAD machen einen TOP-Job. Die Software 1.1 steckt hier im ID.BUZZ neben mir auf der Bühne. Und die ist richtig gut.
Kolleginnen und Kollegen, bevor ich zum Schluss meiner Rede komme, freue ich mich zunächst noch ganz besonders, Peter Ruhenstroth-Bauer zu begrüßen. Er ist Geschäftsführer der UNO- Flüchtlingshilfe, unserem Partner für die Unterstützung der Ukrainerinnen und Ukrainer. Seit Anfang März habt Ihr für die Rekord-Spendensumme von bisher fast 1,7 Millionen Euro gesorgt.
Herr Ruhenstroth-Bauer wird jetzt von Beispielen berichten, wie das Geld konkret geholfen hat. Kommen Sie bitte auf die Bühne, das Mikro gehört Ihnen.
Danke für diesen Applaus. Danke lieber Peter Ruhenstroth-Bauer. Es ist ein so schrecklicher, ein so trauriger Anlass.
Aber gleichzeitig ist es so schön, zu sehen, wie unsere Hilfe ankommt und wie wir als Belegschaft auf diese Art unterstützen können.
Kolleginnen und Kollegen,
mit den letzten Sätzen meiner heutigen Rede möchte ich mich bedanken.
Und zwar bei jemandem, den wir hier in Wolfsburg, aber auch anderswo in den fahrzeugbauenden Werken und bei der Komponente sehr schätzen: bei Ralf Brandstätter.
Herr Brandstätter, Sie haben rund zwei Jahre unsere Kernmarke als CEO geführt. Vorher schon eine Zeit mit Verantwortung für das Tagesgeschäft. In Ihre Zeit an der VW-Spitze sind viele wichtige Entscheidungen gefallen. Und für eine ganze Reihe weiterer Entscheidungen haben sie die Weichen gestellt.
Wir haben Ihnen viel zu verdanken. Nicht, weil es leicht mit Ihnen gewesen wäre. Sondern, weil Sie Handschlagqualität besitzen. Und weil Sie ein echter Streiter für die Belange der Kernmarke sind.
Sie übergeben die Geschäfte nun an Thomas Schäfer, der auch die Volumengruppe im Konzernvorstand führen wird. Und Sie selbst gehen nach China. Eine sehr wichtige Aufgabe. Gerade auch für uns hier in Wolfsburg.
Wir wollen daher die Chance nutzen, Rück- und Ausblick mit Ihnen beiden zu vertiefen. Herr Brandstätter, Sie haben zunächst die Möglichkeit, hier noch einmal zur Belegschaft zu sprechen.
Und danach wollen wir zusammen mit Thomas Schäfer in einer Talkrunde gemeinsam die wichtigsten Themen besprechen.
Euch, Kolleginnen und Kollegen, vielen Dank für die Aufmerksamkeit bis hierher.
Herr Brandstätter, bitte kommen Sie ans Mikro.