Kasachen wollen angeblich VW-Werk Kaluga übernehmen

Autos werden im russischen VW-Werk Kaluga schon seit Anfang März nicht mehr gebaut. Jetzt befeuern russische Medien die Spekulation, dass VW sich ganz von dem Standort trennen will. Doch VW weist die Berichte zurück. VW prüfe für das derzeit stillstehende Werk verschiedene Optionen, entschieden sei aber noch nichts.

"Aufgrund der hohen Unsicherheit in der Gesamtsituation des Russland-Ukraine-Konflikts können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Prognose über einen möglichen Wiederanlauf der Produktion in Russland abgeben", erklärte ein VW-Sprecher auf Anfrage der Automobilwoche. "Wir beobachten ständig die aktuellen Entwicklungen und prüfen verschiedene Zukunftsszenarien, eine Entscheidung über die zukünftige Geschäftstätigkeit im russischen Markt ist jedoch noch nicht gefallen."

Dabei las sich das Szenario, das russische Medien aufzeichneten, bereits sehr konkret: Angeblich, so berichteten die Zeitungen "Gazetta" und "Wedemosti", wolle der Hersteller Asia Avto aus Kasachstan den Standort übernehmen und dort dann in Lizenz weiter Fahrzeuge der Marken Volkswagen und Skoda bauen. Offen sei nur noch die Finanzierung. Da Asia Avto selbst keine Mittel dafür habe, wolle man für die Bezahlung einen Kredit von Volkswagen.

Laut "Gazetta" soll es sogar noch einen weiteren Interessenten aus Österreich geben, dessen Name allerdings nicht genannt wurde. "Zwei Delegationen potenzieller Käufer aus Kasachstan und Österreich haben das Werk bereits besucht. Es kamen auch Beamte des Ministeriums für Industrie und Handel", zitierte das Blatt einen nicht näher identifizierten Informanten. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür dem Blatt zufolge nicht. Noch in diesem Jahr, so berichtete auch "Wedemosti", wolle Volkswagen über den Verkauf des Werkes entscheiden.

Bei VW sorgte das intern für Kopfschütteln. Die Berichte fußten auf wilden Spekulationen, hieß es in Konzernkreisen. Den angeblichen Vor-Ort-Termin in Kaluga habe es nie gegeben. Und es gebe auch keinerlei Gespräche mit dem angeblichen Interessenten Asia Avto. Völlig offen ist zudem, wie das von "Gazetta" skizzierte Szenario samt Kreditfinanzierung und anschließender Lizenzproduktion unter den aktuellen Sanktionsbedingungen gegen Russland überhaupt funktionieren könnte.

VW hatte das Werk in Kaluga südwestlich von Moskau 2007 eröffnet, 2015 kam ein Motorenwerk hinzu. 4000 Mitarbeiter bauten an dem Standort zuletzt die Modelle Polo, Tiguan und Skoda Rapid, 2021 wurden dort 118.000 Autos gebaut. Nach dem Angriff Russland auf die Ukraine wurde die Produktion am 3. März gestoppt und ruht seither. Laut VW werden die Mitarbeiter aber weiter bezahlt. "Die Mitarbeiter der Volkswagen Group Rus erhalten Lohnfortzahlungen", hieß es in Wolfsburg.

Bereits besiegelt ist dagegen die Zukunft des zweiten VW-Standorts in Russland. Die Zusammenarbeit mit dem russischen Hersteller GAZ, der in Nischni Nowgorod als Auftragsfertiger vor allem Skoda-Modelle montierte, wurde aufgekündigt. Die Produktion dort hatte VW ebenfalls bereits im März gestoppt. Den 200 eigenen Mitarbeitern vor Ort wurden inzwischen Aufhebungsverträge mit Abfindung angeboten. Die meisten hätten dies angenommen, hieß es bei VW. Das eigene Büro in Nischni Nowgorod werde dann im Juli geschlossen. "Die Partnerschaft", so erklärte VW, "ist beendet."

Aus dem Datencenter:

Absatz von Pkw in Russland nach Marken 2021