Schweizer Quantum-Gruppe bietet für Lamborghini

Mit Sportwagen und den Eignern von VW kennt sich Quantum-Chef Rea Stark Rajcic aus. Vor zwei Jahren hatte er bereits mit Anton Piech, dem Sohn des früheren VW-Patriarchen Ferdinand Piech, die neue Sportwagenmarke Piech Automotive gegründet, die wenig später auf dem Genfer Autosalon mit einer ersten Studie für Aufsehen sorgte.

Jetzt schielt Stark Rajcic auf die bei Audi angesiedelte VW-Tochter Lamborghini. Nach Informationen der Automobilwoche will er zusammen mit mit dem britischen Finanzinvestor Centricus am Mittwoch sein Angebot für die Marke vorlegen. 7,5 Milliarden Euro will er für die Marke bieten. So steht es in einem als "Letter of Intent" bezeichneten Schreiben, das der Automobilwoche vorliegt.

Den Mitarbeitern von Lamborghini stellt Quantum fünf Jahre Beschäftigungsgarantie in Aussicht. Die Führungsmannschaft der VW-Tochter wolle man übernehmen. Mit dem VW-Konzern wolle man nach dem Kauf der Marke eine strategische Partnerschaft eingehen. Ziel sei es, Lamborghini zu einem Aushängeschild für saubere Antriebe zu machen. Dazu wolle man im VW-Stammland Niedersachsen sogar ein Advanced Automotive Innovation Center gründen, in dem unter anderem Batterien und Batteriezellen entwickelt und produziert werden sollen und das nicht nur für Quantum arbeiten soll.

Anders als sonst bei solchen Absichtserklärungen üblich ist das Schreiben aber nur von einer Seite unterschrieben und nicht von beiden Seiten. Nur Stark Rajcic hat unterzeichnet. Bei VW und Audi stößt er damit auf klare Ablehnung. "Lamborghini steht nicht zum Verkauf", sagte eine Audi-Sprecher der Automobilwoche. "Es gab dazu keine Diskussion."

Nach Informationen der Automobilwoche war Stark Rajcic in den vergangenen Monaten bereits mehrfach an Audi und VW herangetreten und hatte einen Kauf der italienischen Sportwagentochter angeboten. Das Schreiben, mit dem er nun 7,5 Milliarden Euro für die Marke bietet, soll nach Informationen der Automobilwoche auch bereits an mehrere Stellen in Wolfsburg und Ingolstadt verschickt worden sein. Allerdings, so hieß es, habe er überall eine klare Absage erhalten.

„Die Quantum-Gruppe ist der festen Überzeugung, dass die Übernahme von Lamborghini allen Anteileignern einen attraktiven Wert bieten würde“, heißt es in dem Schreiben. Zudem sei Quantum in der Lage, die nötigen Investitionen „in überzeugenden Lösung für Elektrofahrzeuge“ zu stemmen.

Entsprechend hochfliegend sind die Pläne für die Marke. „Durch die konsequente Umsetzung neuer, sauberer Antriebstechnologien und einer bahnbrechenden Benutzererfahrung wird Lamborghini zur Speerspitze der Innovation.“ Und dabei sehe Quantum Potenzial weit über den klassischen Automobilberiech hinaus.

Konzernchef Herbert Diess hatte im vergangenen Jahr tatsächlich mit einer Trennung von der Marke geliebäugelt. Doch im Dezember blies der Aufsichtsrat die Pläne ab. Lamborghini bleibe Teil des Konzerns, beschloss das Gremium. Vor allem der damalige Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte gegen eine Trennung Front gemacht. Das Thema sei komplett vom Tisch, bekräftigte Audi-Chef Markus Duesmann Mitte April gegenüber der Automobilwoche. Auch ein Teilverkauf stehe nicht zur Diskussion.

Lesen Sie auch:

Nach Winkelmanns Rückkehr: So geht es bei Lamborghini weiter

Supersportwagen: Lamborghini will über eine Milliarde in E-Antriebe stecken

Bereinigung des Markenportfolios: VW arbeitet weiter an Abspaltung von Lamborghini

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den Lamborghini Urus?