Wie Skoda VinFast in Vietnam angreifen will

Noch dominieren vor allem Fahrräder, Roller und Rikschas das Straßenbild in Vietnam. Doch Skoda sieht gute Chancen, dass dort zunehmend mehr Autos auf die Straßen kommen – und will möglichst viele davon selbst liefern. Ab kommendem Jahr soll der Vertrieb starten, später sogar eine lokale Montage im Land anlaufen.

Mit der vietnamesischen Thanh Cong (TC) Group wurde jetzt eine entsprechende Vereinbarung geschlossen. Deren Tochter TC Motor, die in Vietnam bereits Hyundai-Modelle für den lokalen Markt montiert und vertreibt, soll ab kommenden Jahr auch den Skoda-Vertrieb in dem Land aufbauen. Zunächst mit Modellen, die aus Europa importiert werden, ab 2024 dann sogar mit einer eigener CKD-Montage vor Ort.

"Der Markteinstieg in Vietnam ist für Skoda Auto ein logischer nächster Schritt unserer Internationalisierungs-Strategie", sagte Skoda-Chef Klaus Zellmer. "Wir sind davon überzeugt, dass unser Modellportfolio perfekt zu den Wünschen der Vietnamesinnen und Vietnamesen passt", fügte Vertriebsvorstand Martin Jahn hinzu. Starten soll der Vertrieb Anfang 2023. Dann, so Jahn, wolle man in dem Land "durchstarten". Und, so fügte er hinzu: "Wir sehen großes Wachstumspotenzial in Vietnam."

Die Absatzzahlen, die Skoda anpeilt, sind dabei durchaus ehrgeizig: Zunächst sollen dort 30.000 Autos pro Jahr abgesetzt werden, ab 2030 dann sogar mehr als 40.000. Sollte das klappen, würde Vietnam aus dem Stand einer der wichtigsten Skoda-Märkte weltweit, noch vor Italien, Spanien und der Türkei, wo die Marke im vergangenen Jahr jeweils rund 25.000 Autos verkaufte, und gleichauf mit Frankreich, wo es 31.000 waren. Der Wegfall des Russlands-Geschäfts, wo zuletzt 90.000 Autos abgesetzt wurden, könnte so zumindest zum Teil ausgeglichen werden.

Gelingen soll das zunächst mit vier aus Europa importierten Modellen: Karoq, Kodiaq, Octavia und Superb. 2024 sollen dann zwei weitere Modelle hinzu kommen, die Skoda bisher nur in Indien produziert und anbietet: Die Kleinwagen Kushaq (ab Mitte 2024) und Slavia (Ende 2024). Mit den beiden Modellen, so hofft Skoda, werde man den erwarteten wachsenden Bedarf an Kleinwagen in dem Land bedienen können.

Beide Modelle sollen in Vietnam dann sogar montiert werden - per CKD-Montage aus Bausätzen, die aus dem indischen Werk in Pune geliefert werden. In Indien wird dafür jetzt ein neues Werk für die Produktion der Teile gebaut, die Montage in Vietnam soll dann der Partner TC Motor übernehmen. Der Aufbau der Produktionslinie für Skoda in einem Industriepark in der Provinz Quang Ninh habe bereits begonnen, bis Mitte 2024 soll er abgeschossen werden.

Während VinFast in Europa mit E-Autos punkten will, setzt Skoda in Vietnam zunächst rein auf Verbrenner. Erst nach 2025 will die Marke auch sein E-Auto Enyaq iV dorthin exportieren – aus europäischer Produktion. Ein genaues Datum dafür nannte Skoda noch nicht.

Die ersten Skoda-Händler in dem Land, die ebenfalls der Partner TC Motor aufbaut, soll es 2023 in den beiden Millionenstädte Hanoi und Ho-Chi-Min-Stadt geben, auf die bisher das Gros des dortigen Autoabsatzes entfällt. Das Händlernetz soll dann aber schnell auf mehr als 50 Standorte anwachsen, kündigte Skoda an.

Mit dem Aufbau des Vietnam-Geschäfts übernimmt Skoda im VW-Konzern erneut die Aufgabe, neue Märkte zu erschließen. Die tschechische Tochter ist bereits für Indien und Nordafrika zuständig. Auch in Russland trug Skoda bis zum Rückzug aus dem Land die Verantwortung. Nach dem Einmarsch in die Ukraine im Februar hatte Volkswagen seine Geschäfte in Russland eingestellt.