Wie Toyota Oldtimer umweltfreundlich machen will

Akio Toyoda hat einen neuen Vorschlag für den Kampf der globalen Autoindustrie gegen den CO2-Ausstoß: Er will alte Autos auf Elektroantrieb umrüsten. Selbst wenn eines Tages alle Neufahrzeuge der Welt durch Elektroautos ersetzt werden, so der CEO von Toyota, würden die Emissionen der Millionen Benzin verbrennenden Fahrzeuge, die bereits auf den Straßen unterwegs sind, dadurch kaum verringern. Außerdem gibt es Millionen von Autoliebhabern mit ihren Oldtimern. Wie kann der Besitzer eines 63er Porsche 911 oder eines 70er Pontiac GTO weiterfahren, ohne per Gesetz von der Straße verbannt zu werden?

"Wenn nur neue Autos elektrifiziert werden, werden wir nicht in der Lage sein, CO2-Neutralität zu erreichen", sagte Toyoda letzte Woche. "Wir müssen auch die im Betrieb befindlichen Fahrzeugeinheiten berücksichtigen."
Toyodas Lösungsvorschlag: Kohlendioxidneutrale Umrüstungen. Man nehme ein altes Auto und mache es umweltfreundlich, indem man es mit einem Elektro- oder Wasserstoffantrieb ausstattet.

Toyoda stellte seine Vision letzte Woche auf der Tuner-Messe Tokyo Auto Salon vor und präsentierte zwei kohlenstoffneutrale, Fahrspaß-bringende Konzeptfahrzeuge, die vom legendären Toyota AE86 abgeleitet sind. Der AE86 BEV Concept verzichtet auf einen Benzinmotor, dieser wird durch eine Batterie und einen Motor ersetzt. Sein Gegenstück, der AE86 H2 Concept, ersetzt den Benzinmotor durch einen Wasserstoffmotor.

Die Umbauten erinnerten an die DeLorean-Umrüstung in Zurück in die Zukunft. Die Umrüstungen seien nur ein erster Schritt in einem langen Entwicklungsprozess, räumt der weltgrößte Automobilhersteller ein. Der Versuch unterstreicht jedoch Toyotas Engagement für einen mehrgleisigen Kampf gegen Kohlenstoffemissionen in einer Zeit, in der sich viele Konkurrenten auf Elektrofahrzeuge zu konzentrieren scheinen.

"Es gibt einen Wettbewerb, um BEVs so schnell wie möglich anzukündigen, weil die Regulierung dies erfordert", sagte Toyoda. Er betonte jedoch, dass sich die Stimmung in der Branche zugunsten von Toyotas Strategie verschiebt, eine möglichst breite Palette von Antriebssträngen anzubieten.

"Die Atmosphäre ändert sich. Es gibt mehr Menschen, die uns unterstützen. Ich spreche von der Realität - der Realität der Nutzer und der Realität des Marktes", sagte Toyoda. "Die schweigende Mehrheit meldet sich zu Wort." Toyota ist nicht gegen E-Fahrzeuge, sagt das Unternehmen. Es plant, bis 2030 3,5 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen. In absoluten Zahlen ist das genug Volumen, um einen eigenständigen Automobilhersteller zu bilden, so Toyoda. Darüber hinaus bestätigte Toyoda auf dem Auto Salon, dass sein Unternehmen an einer neuen speziellen EV-Plattform arbeitet, um sein Portfolio und seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Toyota ist aber auch ein Vollsortimenter, der in vielen Märkten wie Südostasien, Afrika und Lateinamerika vertreten ist, die noch lange nicht die strengen Emissionsvorschriften übernommen haben, die beispielsweise in Europa gelten. Um den Bedürfnissen der verschiedenen Märkte gerecht zu werden, sieht Toyota viele Wege zur Reduzierung von Kohlendioxid vor.

"Viele Autohersteller streben eine 100-prozentige Umstellung auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge an, irgendwann zwischen 2030 und 2040", sagte Toyoda. "Aber die Realität ist, dass wir die CO2-Neutralität bis 2050 nicht erreichen können, indem wir einfach alle Neuwagenverkäufe auf E-Fahrzeuge umstellen. ... Es ist wichtig, Optionen für Autos anzubieten, die man bereits besitzt." Toyota hat das Thema seit letztem Jahr im Rahmen seiner Strategie zur Klimaneutralität untersucht.

Der Vorstandsvorsitzende Takeshi Uchiyamada erkannte die Herausforderung im vergangenen Herbst in einem Interview mit Automotive News, in dem er die Kritiker des ganzheitlichen Ansatzes von Toyota aufs Korn nahm. "Jedes Mal, wenn ich solche Kritik höre, frage ich mich, ob sie wirklich das große Ganze verstehen", sagte er. "In Wirklichkeit gibt es viel mehr Autos auf der Straße, als jedes Jahr neue Autos verkauft werden", sagte Uchiyamada. "Wir müssen alle Autos CO2-neutral machen, auch die, die bereits auf den Straßen unterwegs sind".

Nach Angaben der Federal Highway Administration des US-Verkehrsministeriums waren im Jahr 2020 allein in den USA 276 Millionen Personen- und Nutzfahrzeuge zugelassen. Toyota hat eine Arbeitsgruppe gebildet, die den Weg zur CO2-Neutralität aufzeigen soll, so Uchiyamada. Die Teams sind nach Antriebsarten gegliedert: Wasserstoff-Brennstoffzellen, Batterie-Elektrofahrzeuge und eine Dachgruppe aus Hybriden, Plug-Ins und herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Toyoda nannte keinen Zeitplan für die Vermarktung klimaneutraler Autoumrüstungen und sprach auch nicht über die Kosten. Er sagte aber, dass die Entwicklung zügig voranschreiten könnte, so wie es bei Toyotas Wasserstoffmotortechnologie der Fall ist.

Die Arbeit an den Umrüstungen werde nicht von der Entwicklung der reinen Elektroautos ablenken, da Toyota sein Programm für reine Elektroautos isoliert habe, fügte Toyoda hinzu. Aber Toyotas Motorchef nannte Umrüstungen als eine weitere Möglichkeit, Autos spannend zu halten. "Ich wollte einen Vorschlag machen, dass es auch für Autoliebhaber Optionen gibt", sagte Toyoda. "Warum akzeptieren die Leute nicht mehrere Wege, sondern nur einen?"

Aus dem Datencenter:

Monatliche Marktanteile nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis Dezember 2022