Von Vinfasts Plänen ist nicht mehr viel übrig

Schon mit der Ankündigung der enorm ambitionierten Pläne hatte der neue vietnamesische Hersteller VinFast für Skepsis in der deutschen Automobilindustrie gesorgt. Jetzt dürften sich alle Zweifler am Erfolg des Unternehmens in Europa endgültig bestätigt fühlen.

Der Marktstart der vollelektrischen SUVs VF 8 und VF 9 verschiebt sich ein weiteres Mal. Diesmal um sechs beziehungsweise sogar 18 Monate. Das bestätigte VinFast der Automobilwoche. Statt wie ursprünglich angekündigt im vierten Quartal 2022 und dann nach einer ersten Verschiebung im ersten Quartal 2023 soll der VF 8 jetzt im dritten Quartal 2023 an Kunden ausgeliefert werden.

Das größere Schwestermodell VF 9 komme nun sogar erst im zweiten Quartal 2024 auf den Markt. Angekündigt worden war es ebenfalls schon für Ende 2022. Stattdessen will VinFast jetzt überraschend die kleineren Elektromodelle VF 6 und VF 7 vorziehen und Ende 2023 auf den Markt bringen.

Die chaotische Modellpolitik setzt sich mit einer ungeordneten Vertriebssituation fort. Von den angekündigten 25 Showrooms in Deutschland ist aktuell nur einer, am Kölner Rudolfplatz, eröffnet worden. Dieser habe sogar wieder schließen müssen, weil am 20. März laut „Manager Magazin“ ein ausgestelltes Fahrzeug abbrannte. Noch immer ist der Standort nicht wieder eröffnet.

Dazu passt: Keines der inzwischen vier für den deutschen Markt geplanten Fahrzeuge ist homologiert – eine Zulassung auf deutschen Straßen ist daher weiterhin gar nicht möglich. Ein Problem, das VinFast nicht nur in Europa ausbremst. Die erste Schiffsladung von 999 VF 8 für den US-Markt hing drei Monate im Hafen von Benicia/Kalifornien fest, weil die Fahrzeuge nicht für die USA zugelassen werden konnten. Vinfast teilt gegenüber der Automobilwoche mit, die Fahrzeuge seien sehr wohl zulassungsfähig gewesen. Der Grund für die Verzögerungen seien notwendige Software-Updates gewesen. Eine zweite Schiffsladung von 1879 Fahrzeugen sei zudem auf dem Weg in die USA.

Im März wurden nach eigenen Angaben die ersten 45 Fahrzeuge ausgeliefert – mit weit weniger Reichweite und Batteriekapazität als ursprünglich angekündigt. Vinfast bezeichnet diese Fahrzeuge als "City Edition" und betont, kein negatives Feedback von Kunden erhalten zu haben. Der ehrgeizige VinFast-Gründer Pham Nhat Vuong schaut aktuell noch weitgehend tatenlos zu, wie sein Auto-Projekt am internationalen Markt zu scheitern droht.

Inzwischen klingen die Pläne weit weniger ehrgeizig. Im Frühjahr 2022 hatte sich Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) noch per Brief beim Unternehmen für den Bau eines VinFast-Werks in Deutschland eingesetzt. Die Vietnamesen hatten auch das Opel-Werk in Eisenach auf eine mögliche Übernahme hin geprüft. Schon 2025 sollte Produktionsstart in einem VinFast-Werk in Europa sein. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

Auf Anfrage zu einem Fertigungsstandort in Deutschland teilte das Unternehmen ­lediglich mit: „Wir untersuchen die Möglichkeit, in internationale Märkte zu expandieren und Produktionsfabriken je nach Marktbedarf zu entwickeln. Details werden wir zum richtigen Zeitpunkt bekannt geben.“ Bei VinFast konzentriert man sich jetzt offenbar erst einmal ­darauf, Autos auf den deutschen Markt zu bringen. Die Aufgabe scheint schon groß genug.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Vinfast von 2022 bis 2025