VW baut Markenvorstand um

Er ist noch keine drei Monate als VW-Markenchef im Amt. Jetzt startet Thomas Schäfer, der am 1. Juli von Skoda an die Spitze der Wolfsburger Kernmarke gewechselt war, den Umbau seines Markenvorstandes: Zwei Schlüsselpositionen in Wolfsburg und eine in Südamerika werden neu besetzt - und ein neues Ressort geschaffen.

"New Mobility" heißt das neue Ressort. Übernehmen soll es Thomas Ulbrich, bisher  Entwicklungsvorstand. Nachfolger in seinem bisherigen Amt wird Kai Grünitz, bisher in selber Funktion bei VW Nutzfahrzeuge. Finanzchef Alexander Seitz wechselt an die Spitze von Volkswagen Südamerika, Nachfolger in Wolfsburg wird Patrik Mayer, zuletzt Finanzchef von Volkswagen Russland. Antreten sollen alle vier am 1. Oktober.

"Mit dem neu geschaffenen Vorstandsressort New Mobility bündeln wir die strategischen Handlungsfelder E-Mobilität und Software und erhöhen damit unsere Innovationsgeschwindigkeit", sagte Markenchef Schäfer. "Das Ziel: Unseren Kundinnen und Kunden Top-Qualität bei Hard- und Software und einfachste Bedienung zu bieten." Und Ulbrich sei dafür genau der richtige Mann.

An das neue Stellenprofil wird sich Ulbrich schnell gewöhnen. Schließlich war der Entwicklungsvorstand der Kernmarke Volkswagen bis Anfang 2021 bereits E-Mobilitätsvorstand der Marke. Ab 1. Oktober soll er jetzt das neue Ressort "New Mobility" leiten und sich dann ganz um  E-Autos, Vernetzung und neue Mobilitätsangebote kümmern. Inklusive der Software. Seinen Sitz im Aufsichtsrat der Tochter Cariad, in den Ulbrich erst vergangen Woche eingezogen war, soll er daher behalten, hieß es in Konzernkreisen. Auch das Projekt Trinity, mit dem VW ab 2026 Tesla angreifen will, fällt in sein Ressort.

Ulbrich hatte den Start des ersten ID-Modells vor drei Jahren gerettet. Um die anhaltenden Software-Probleme zu lösen, hatte er in Wolfsburg ein Boot-Camp zusammengetrommelt. Seither gilt er als Retter des ID.3. Jetzt kehrt er nach anderthalb Jahren als Entwicklungschef, in denen er auch für die Verbrenner zuständig war, zur E-Mobilität zurück. "Er hat den ID.3 und den ID.4 von der Skizze bis auf die Straße begleitet und damit entscheidend dazu beigetragen, E-Mobilität massentauglich zu machen", sagte Schäfer. "Er wird nun auch den tiefgreifenden technologischen Wandel hin zur digitalisierten Mobilität bei Volkswagen maßgeblich gestalten."

Für das neue Ressort wird die bisherige Technische Entwicklung geteilt: Die E-Modelle der ID-Familie auf Basis des Modularen E-Antriebsbaukastens sowie die künftige Scalable Systems Platform (SSP), auf der 2026 der Trinity entstehen soll, gehen an Ulbrichs neue Abteilung, inklusive der Software von Cariad, die Verbrenner bleiben im Entwicklungsressort.

Übernehmen wird das dann Kai Grünitz, der dafür von VW Nutzfahrzeuge in Hannover nach Wolfsburg wechselt. "Als Entwicklungsleiter von Volkswagen Nutzfahrzeuge hat er maßgeblich zum erfolgreichen Start des ID. Buzz beigetragen", sagte Schäfer. Und dabei hat er bereits eng mit Ulbrich zusammengearbeitet.

Der bisherige Chefentwickler in Wolfsburg habe den Kollegen aus Hannover dabei schätzen gelernt und am Ende beschlossen, ihn nach Wolfsburg zu holen, hieß es in Konzernkreisen. Statt neuer E-Modelle wie den ID Buzz wird er sich künftig aber vor allem um die Verbrenner kümmern müssen.

Dass zeitgleich auch Finanzchef Alexander Seitz nach Südamerika wechselt, ist vor allem den Plänen in den USA geschuldet. Dort will VW die neue Marke Scout aufbauen und hat den bisherigen Nordamerika-Chef Scott Keogh kürzlich an die Spitze der neuen Tochter gesetzt. Nachfolger wurde Pablo Di Si, der bisher das Geschäft in Südamerika leitetet. Sein Posten dort war seither verwaist. Jetzt soll Seitz übernehmen.

Für den 60-Jährigen, der dem Vernehmen nach auf eigenen Wunsch wechselt, ist es die Rückkehr an eine frühere Wirkungsstätte. Bereits von 1995 bis 2000 war er für Daimler in Brasilien gewesen und war nach seinem Wechsel zu VW 2008 dorthin zurückgekehrt. Fünf Jahre lang war er dann Mitglied der Geschäftsführung von VW do Brasil. Jetzt wird er Chef der gesamten Region. "Mit seiner langjährigen Südamerika-Erfahrung ist er genau der Richtige für diesen wichtigen Markt", sagte Schäfer.

Als Nachfolger holt er Patrik Mayer aus Russland nach Wolfsburg. Mayer hatte dort seit 2016 als Finanzchef der russischen VW-Tochter gewirkt und gilt als enger Vertrauter von Schäfer. Denn bei Skoda, wo Schäfer vor seinem Wechsel nach Wolfsburg bis Ende Juni CEO war, war er auch konzernweit für das Geschäft in Russland zuständig. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine liegt das Geschäft dort aber weitgehend brach. Jetzt holt Schäfer seinen Vertrauten Mayer nach Wolfsburg.

Die wichtigste Aufgabe gibt Schäfer seinem neuen Finanzer gleich mit auf den Weg. "Seine Aufgabe wird es sein, die Profitabilität nachhaltig zu steigern sowie die finanzielle Robustheit weiter zu erhöhen." Sein Vorgänger, der den Posten 2020 übernommen hatte, habe hier gute Vorarbeit geleistet: "Alexander Seitz hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren als Finanzvorstand die Marke VW erfolgreich durch schwieriges Fahrwasser geführt und das Unternehmen stark aufgestellt“, sagte Schäfer. Darauf könne Mayer jetzt aufbauen.

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