Volkswagen droht Abstieg von Platz eins in China

Welche Rolle China für VW spielt, daran haben die Wolfsburger nie einen Zweifel gelassen. „China ist unser zweiter Heimatmarkt", hatte schon vor über zehn Jahren der damalige Konzernchef Martin Winterkorn verkündet. Ein Zitat, das auch Winterkorns Nach-Nachfolger Herbert Diess fast wörtlich wiederholte.

Dass die Marke Volkswagen in dem Land die ewige Nummer eins ist, galt seit dem frühen China-Einstieg der Wolfsburger in den 80ern fast schon als Naturgesetz. Doch jetzt wackelt der Thron. Im ersten Quartal brach der Absatz der Marke VW in China deutlich ein, während andere Hersteller zulegen konnten und bedrohlich nah an den Marktführer heranrücken. Allen voran Toyota.

Nach chinesischen Zulassungszahlen, über die das Branchenportal Carsalesbase.com berichtet, brach der Absatz der Marke VW im März um fast ein Viertel ein. Knapp 181.000 Fahrzeuge aus dortiger Produktion wurden demnach in dem Monat ausgeliefert, 24 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Marktanteil, der im März 2021 noch bei 12,6 Prozent gelegen hatte, schrumpfte auf 9,8 Prozent.

Toyota dagegen konnte um gut zehn Prozent zulegen und lag mit fast 167.000 Neuzulassungen nur noch 14.000 Fahrzeuge hinter der Nummer eins. Der Marktanteil stieg von 9,0 auf 10,1 Prozent. Honda als Nummer drei konnte sich zumindest leicht verbessern und kommt nun auf acht Prozent Marktanteil. Einen kräftigen Sprung nach vorn machte der chinesische Anbieter BYD: Der März-Absatz wurde von knapp 40.000 auf mehr als 100.000 Fahrzeuge mehr als verdoppelt, der Marktanteil stieg von 2,1 auf 5,6 Prozent.

Nicht mit eingerechnet wurden dabei allerdings Importfahrzeuge, die bei VW in China aber keine große Rolle spielen. 2021 hatte die Importquote der Marke nur bei 0,7 Prozent gelegen. Fast alle Fahrzeuge, die VW in China verkauft, werden auch dort in einem der Joint-Ventures mit FAW oder SAIC produziert.

Mit dem Absatz-Einbruch ist VW nicht allein. Auffallend dabei: Vor allem die deutschen Hersteller mussten Federn lassen - minus 44 Prozent bei BMW, minus 53 bei Audi, minus 21 bei Mercedes-Benz. Die neuen Konkurrenten aus China konnten dagegen zum Teil deutlich zulegen, am stärksten die E-Auto-Newcomer wie Xpeng, wo sich der Absatz binnen Jahresfrist mehr als verdreifachte. Mit Marktanteilen von unter einem Prozent bleibt die Marke aber noch weit von einem Spitzenplatz entfernt.

Im ersten Quartal insgesamt ist der Vorsprung von VW aber noch etwas größer. Mit fast 561.000 ausgelieferten Neuwagen lag VW noch rund 145.000 Einheiten vor Verfolger Toyota. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte Toyota aber im Jahresverlauf weiter aufholen und womöglich erstmals an VW vorbeiziehen.

Grund ist nicht zuletzt der Lockdown in Schanghai. VW betreibt dort sein ältestes Werk in China, das nach wie vor einer der wichtigsten Standorte in dem Land ist. Wegen des Corona-Lockdowns in der Stadt stehen dort seit Anfang April die Bänder still.

Aus dem Datencenter:

Deutsche Konzernmarken in China