Schäfer fordert mehr Tempo von der EU - "Wir treten auf der Stelle"

Dass er bei der E-Mobilität noch einem einen Gang hochschalten will, daran  hat der neue VW-Markenchef Thomas Schäfer zuletzt keine Zweifel gelassen. Erst im Oktober hatte der Manager, seit Juli Chef der VW-Kernmarke, den Ausstieg aus dem Verbrenner in Europa auf 2033 vorgezogen. Und zugleich zehn neue E-Modelle bis 2026 angekündigt.

Doch genau dieses Ziel sieht Schäfer angesichts der explodierenden Energiekosten jetzt in Gefahr. Und fordert beherztes Gegensteuern der Politik. "Im internationalen Vergleich verlieren Deutschland und die Europäische Union rasant an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit", schreibt er auf LinkedIn. "Die USA, Kanada, China, Südostasien und Regionen wie Nordafrika geben Gas. Wir treten auf der Stelle."

Das sehe er mit Blick auf die notwendigen Investitionen in die Transformation der Branche mit großer Sorge. "Denn die", also die Transformation, "muss JETZT gestaltet werden - unbürokratisch, konsequent und schnell." Die jüngste Ankündigung der Wirtschaftsminister von Deutschland und Frankreich, die industriepolitische Zusammenarbeit zu intensivieren, sei zwar ein richtiger Schritt, greife aber "an den entscheidenden Stellen" zu kurz.

"Europa ist in vielen Bereichen preislich nicht wettbewerbsfähig", so Schäfers ernüchternde Feststellung. "Insbesondere bei den Kosten für Strom und Gas verlieren wir immer mehr den Anschluss. Wenn es uns nicht gelingt, die Energiepreise in Deutschland und Europa rasch und verlässlich zu senken, sind Investitionen in energieintensive Produktion oder in neue Batteriezellfabriken in Deutschland und der EU praktisch nicht mehr darstellbar." Die Wertschöpfung in diesem Bereich werde dann anderswo stattfinden.

"Ich finde es alarmierend, dass die Europäische Union für die jetzt erfolgende Transformation der Industrie mit ihrem Regelwerk nicht gut aufgestellt ist", kritisiert Schäfer die Politik der EU. Die USA böten Unternehmen mit dem Inflation Reduction Act "hochattraktive Anreize" für Investitionen in Innovationen. "In der EU wird dagegen an veralteten und bürokratischen Beihilferegeln festgehalten."

Das müsse sich dringend ändern, fordert Schäfer. "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die EU braucht dringend neue Instrumente, um die schleichende Deindustrialisierung noch abzuwenden und den Standort Europa für Zukunftstechnologien und Jobs attraktiv zu halten!"

Aus dem Datencenter:

Kostenanteile ausgewählter Industrien in Europa