VW muss Trinity-Fabrik umplanen

Update: 17. November 2022, 8:30 Uhr

Eigentlich, so hatte es VW geplant, sollten im Wolfsburger Ortteil Warmenau schon im kommenden März die ersten Bagger anrücken und die Baustelle vorbereiten. Für zwei Milliarden Euro soll hier in der Nähe des Stammwerks bis 2026 die neue Fabrik für das Modell Trinity entstehen. Doch aus dem März-Termin wird jetzt nichts. Weil der Konzern nicht alle Grundstücke zusammenbekommt, muss der Bau noch einmal umgeplant werden. Die Baugenehmigung verzögert sich.

Am Ende hing es an nur zwei Parzellen. Doch genau auf ihnen wollte VW eigentlich die neue Trinity-Lackiererei bauen. Weil man sich mit den Eigentümern der beiden Parzellen aber nicht einigen konnte, musste jetzt umgeplant werden. Die Lackiererei wurde um 90 Grad gedreht, entsteht jetzt direkt neben den fehlenden Parzellen. Folge: Das Genehmigungsverfahren muss neu aufgerollt werden.

Am Zeitplan für den Bau der Fabrik hält VW trotzdem fest: Der eigentliche Bau soll wie geplant im Oktober 2023 erfolgen, sagte Trinity-Projektleiter Sebastian Schmickartz bei einer Bürgerinformation in Wolfsburg. Nur die bisher im März geplanten Vorarbeiten wie Abholzen und Einebnen der Fläche würden sich nach hinten verschieben. Denn, so betont Schmickartz: "Ohne Baugenehmigung wird hier kein Strauch gerodet." Die Option, wie Tesla in Grünheide bereits ohne Genehmigung zu beginnen, komme für VW nicht in Frage.

Der eigentliche Baubeginn sei damit aber nicht in Gefahr, betonte Schmickartz. Die Vorarbeiten könne man im Oktober zügig nachholen. "Wir hatten da genug Puffer eingeplant." Auch der geplante Fertigstellungstermin bleibe unverändert: Im September 2025 soll das Werk stehen, dort dann die Trinity-Vorserie anlaufen, im September 2026 dann die Serienproduktion. "Das bleibt alles wie geplant."

Informationen des "Manager-Magazin" zufolge soll allerdings der gesamte Kurs unter Blume nun neu abgesteckt werden. So habe der Konzernchef gegenüber Vertrauten bereits klargemacht, dass die in Warmenau geplante Trinity-Fabrik wohl nicht mehr gebaut werde.

Das Areal, auf dem das neue Werk entstehen soll, hatte die Stadt Wolfsburg bereits in den 90ern zum Industriegebiet erklärt und den Bauern bereits damals fast alle Flächen abgekauft. Und weil dann lange keine Industrie kam, wurden die Flächen kurzerhand an die Bauern zurückverpachtet. Nur wenige hatten damals nicht verkauft.

Zwei davon wollten jetzt offenbar Kasse machen. Dem Vernehmen nach verlangten sie von VW für die Flächen Mondpreise - die VW aber nicht zahlen wollte. Deshalb plante VW den Bau nun noch einmal um. Das neue Werk wird nun um die fehlenden Parzellen herumgebaut. Aus dem von den beiden Grundstückseigentümern erhofften guten Geschäft wird nichts. Auf ihren Parzellen, die künftig vom Werk umgeben sind, bleiben sie sitzen.

Wegen des Verschiebens der Lackiererei müssen nun 32 Gutachten von Schallschutz bis Verkehrsaufkommen neu erstellt werden. "Dadurch verschiebt sich der Zeitplan um vier Monate", so Schmickartz. Allerdings nur, was die Genehmigung betreffe. Dabei sei die Veränderung im Werk eigentlich kein großes Problem. "Die Lackiererei zu drehen ist kein Hexenwerk."

Die Option habe man zuvor ohnehin schon geprüft, sich dann aber dagegen entschieden. Nach dem Scheitern des Grundstückskaufs wurde jetzt der Plan B wieder aus der Schublade geholt. Am Ende, so Schmickartz, könnte das sogar die bessere Variante sein. "Beim Schallschutz könnte es dadurch sogar besser werden."

Der Zeitplan für den Produktionsstart könnte trotzdem noch einmal ins Wanken kommen. Grund ist die Software. Angesichts der Probleme bei Cariad prüft VW derzeit, den Start der Software 2.0 noch einmal zu verschieben – und damit auch den Trinity. „Ich habe lieber ein Fahrzeug, das dann auch richtig sitzt und uns wirklich in die Zukunft bringt, als das jetzt übers Knie zu brechen“, sagte Markenchef Thomas Schäfer. „Wenn dann Trinity noch einmal etwas nach hinten rutscht, ist das nicht so schlimm.“

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