Mit diesem Flugtaxi will VW in die Luft gehen

Von seinem ersten Testflug in einer Passagierdrohnen hatte der scheidende VW-China-Chef Stephan Wöllenstein seinem Konzernboss vor anderhalb Jahren bereits begeistert auf LinkedIn berichtet. "Ein interessantes Gefühl, aber spannend", hatte Wöllenstein im Videochat mit dem Konzernboss auf dessen Frage geantwortet, wie sich das den angefühlt habe. Und Diess war sichtlich neidisch, nicht selbst an Bord gewesen zu sein. Das werde man nachholen, sobald die Corona-Lage es erlaube, hatte Wöllenstein seinem begeistert lauschenden Chef damals versprochen.

Kurz vor dem Abgang der beiden Flugtaxi-Fans legt Wöllenstein jetzt noch einmal nach und präsentiert den Prototyp einer solchen Drohne. Bereits in wenigen Jahren könnte sie in China ganz regulär in Dienst gehen. "Wir wollen dieses Konzept langfristig zur Serienreife bringen", kündigte Wöllenstein bei der Vorstellung des Prototyps an.

Damit wolle VW im neuen Segment der Flugtaxis eine Vorreiterrolle übernehmen. "Es handelt sich um ein wegweisendes Projekt, das unser junges Team chinesischer Expertinnen und Experten ganz neu aufgesetzt hat", so Wöllenstein weiter. "Mit der Vorstellung dieses eindrucksvollen Prototypen – dem V.MO – haben wir den ersten Meilenstein auf unserem spannenden Weg zur Mobilität im urbanen Luftraum erreicht."

Die nun gezeigte Passagierdrohne V.MO – Spitzname "Flying Tiger" – bietet Platz für vier Passagiere und könnte sie samt Gepäck 200 Kilometer weit befördern. Das 11,2 Meter lange Fluggerät hat eine Flügelspannweite von 10 Metern und verfügt über insgesamt zehn Rotoren: acht oben für den Auftrieb und zwei für den Vortrieb. Dadurch kann die Dohne wie ein Helikopter senkrecht starten und landen und kommt ganz ohne Start- und Landebahn aus. Daher auch der Name V.MO – VM wie vertikale Mobilität.

VW arbeitet in China bereits seit 2020 an dem Projekt. Derzeit würden Testflüge mit der Drohne absolviert, im Spätsommer 2023 soll dann ein verbesserter Prototyp folgen. Im kommerziellen Betrieb wolle man die Drohne dann zunächst "als Premiumprodukt für wohlhabende technikaffine Kunden in China" anbieten, kündigte VW an, "zum Beispiel im VIP-Shuttle-Betrieb". Man werde mit den chinesischen Behörden zusammenarbeiten, um eine entsprechende Zulassung zu erhalten.

Aus dem Testflug, den Wöllenstein Diess vor anderthalb Jahren versprochen hatte, wird nun aber wohl nichts mehr werden. Ende August muss Diess seinen Platz räumen. Wöllenstein gibt seine Postion sogar schon einen Monat früher ab: Am 1. August übernimmt der bisherige VW-Markenchef Ralf Brandstätter von Peking aus das neue China-Ressort im Konzernvorstand. In Brandstätters neuem China-Board taucht Wöllenstein dann nicht mehr auf.  

Zum  Abschied hatte Brandstätter seinem bisherigen Statthalter vor Ort aber noch dankende Worte mit auf den Weg gegeben: "Ein großes Dankeschön an das gesamte Team der Volkswagen Group China und insbesondere an Stephan Wöllenstein“, schrieb er auf LinkedIn. "Dank Ihrer großartigen Führung ist Volkswagen nach wie vor die Nummer eins auf dem Markt."

Aus dem Datencenter:

Deutsche Konzernmarken in China