VW verschiebt Planungsrunde

Sie ist traditionell in jedem Jahr der wichtigste Termin in Wolfsburg: Die Planungsrunde, in der Vorstand und Aufsichtsrat alljährlich im November über die Modellplanung und Werksbelegung der nächsten fünf Jahre entscheiden. Im vergangenen Jahr hatte VW sie bereits um einen Monat verschoben, weil die Diskussion um die Zukunft des damaligen Konzernchefs im Vorfeld jede Einigung blockierte.

Jetzt kündigte Diess’ Nachfolger Oliver Blume an, dass die Runde auch in diesem Jahr nicht wie geplant stattfinden kann. Doch die Gründe sind dieses Mal völlig andere. Angesicht der Explosion der Beschaffungskosten brauche man mehr Zeit, um auszuarbeiten, wie man dies intern kompensieren können, begründete Finanzvorstand Arno Antlitz den Schritt. Zudem, so ergänzte Blume, müsse man abwarten, wie es bei Cariad weitergehe. "Das hat Einfluss auf die Modell- und Zyklusplanung."

Blume hatte bei der Softwaretochter noch einmal eine komplette Revision der bisherigen Strategie angeordnet. Auch die Zeitpläne für die beiden Software-Versionen 1.2, die bei Porsche und Audi zum Einsatz kommen soll, und 2.0 für alle Marken sollen dabei noch einmal auf den Prüfstand kommen. Erste Entscheidungen soll es laut Blume noch an diesem Freitag geben, bis Jahresende dann der Fahrplan stehen. "Dann gestalten wir darauf den Zeitplan für die Modelle."

Als erstes Ergebnis kündigte Blume an, dass die Software 1.2, die beim Porsche E-Macan und bei Audi Q6 e-tron und A6 e-tron zum Einsatz kommen soll, nun 2024 kommen werden. "Wir werden 2024 mit der Software 1.2 auf dem Markt sein." Bei dem Programmcode, der eigentlich schon 2021 fertig sein sollte, hatte es zuletzt mehrfach Verzug gegeben.

Die Software, die bisher nur als Übergangslösung zur eigentlichen Super-Software 2.0 galt, wolle man dann auch "weiterentwickeln für viele weitere Produkte, die in dieser Dekade kommen". Die Version 2.0, die bisher losgelöst von 1.2 parallel entwickelt wurde, soll darauf aufbauen. "Das wird ein kontinuierlicher Weg von der 1.2 zur 2.0." An der grundsätzlichen Entscheidung seines Vorgängers Herber Diess, bei Cariad Software selbst zu entwickeln, halte er aber fest.

Anders als bisher setzt Blume bei Cariad künftig aber mehr auf Kooperationen. Derzeit werde intern bewertet, welche Teile man wirklich selbst entwickeln müsse und was man nach außen vergeben könne. "Wir wollen ein offenes Betriebssystem, das in der Lage ist, Software-Lösungen von Partnern zu integrieren", kündigte Blume an. Dabei wolle man auch Open-Source-Lösungen zum Einsatz bringen.  Cariad selbst werde sich dabei auf die Kern-Kompetenzen konzentrieren und für alles andere dann geeignete Partner suchen. Derzeit arbeite man daran, festzulegen, welche Inhalte man selbst erstellen wolle. "Da sind wir kurz vor dem Abschluss."