Volvo-Chef warnt Rivalen vor zu langsamer Transformation

Der Chef von Volvo Cars, Jim Rowan, kommentiert den langsameren Umstieg seiner Konkurrenten auf Elektrofahrzeuge mit den Worten, es sei keine gute Idee, auf Zehenspitzen in die elektrische Zukunft zu gehen und gleichzeitig weiterhin Modelle mit Verbrennungsmotoren zu entwickeln.

Wer auf Verbrennungsmotoren und batterieelektrische Fahrzeuge setzt, "riskiert, den Markt zu verpassen", sagte Rowan letzte Woche auf einer Bilanzkonferenz.

Der schwedische Autohersteller hat einen der aggressivsten Elektrifizierungszeitpläne der Branche und plant, bis zur nächsten Dekadenwende weltweit vollelektrisch zu fahren.

Volvo wird seine Crossover-Produktpalette in diesem Jahr mit zwei neuen Elektromodellen abrunden und in den nächsten drei bis vier Jahren jedes Jahr ein neues Elektrofahrzeug auf den Markt bringen. Der große Crossover EX90 und ein kleiner Crossover im Einstiegspreissegment werden bis Ende dieses Jahres in Produktion gehen, sagte Rowan, der im vergangenen Jahr die Leitung des Unternehmens übernommen hat.

Rowan sagte, dass eine aggressive Investitionsstrategie den Autohersteller in die Lage versetzen wird, von der weltweit steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu profitieren. "Das große Problem bei Branchenübergängen ist, dass man den Wendepunkt verpasst, wenn man nicht rechtzeitig investiert, und nicht bereit ist, wenn sich der Markt verändert", sagte er. "Wir investieren vor der Zeit". Nach Angaben von LMC Automotive ist der Absatz von Elektrofahrzeugen im vergangenen Jahr weltweit um 72 Prozent auf 7,97 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Fast zehn Prozent der im Jahr 2022 verkauften Neufahrzeuge waren BEVs, so LMC.

"Der Markt bewegt sich in Richtung Elektrifizierung, und Sie sollten sich darauf vorbereiten", sagte Rowan in der Telefonkonferenz. "Wir waren mutig genug, um vor diesem Wendepunkt zu investieren, von dem wir wissen, dass er kommen wird." Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den weltweiten Verkäufen von Volvo lag im vergangenen Jahr bei elf Prozent, verglichen mit vier Prozent im Jahr zuvor. Bis Mitte des Jahrzehnts erwartet Volvo, dass die Hälfte seiner Verkäufe auf emissionsfreie Fahrzeuge entfallen wird.

Der langfristige Schwung wird jedoch durch kurzfristigen Gegenwind gedämpft. Volvos Gewinnspannen bei BEVs wurden durch hohe Rohstoffkosten beeinträchtigt, vor allem bei Lithium, einem Schlüsselelement in Fahrzeugbatterien. "Das ist so ziemlich das Einzige, was einer flächendeckenden Einführung im Wege steht", so Rowan. Engpässe beim Lithiumabbau und bei der Verarbeitung treiben den Preis in die Höhe, sagte er.

"Wir sind in Gesprächen mit Minen und Verarbeitungsbetrieben, um direkten Zugang zu [Lithium] zu besser kalkulierbaren Kosten zu erhalten", sagte er. Rowan sagte, dass Batterietechnologien wie Lithium-Eisen-Phosphat dazu beitragen werden, die Batteriekosten zu senken und die Preise für Elektrofahrzeuge an die Preise für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor anzugleichen.

"Wir glauben, dass wir bis 2025 die Preisparität erreichen werden. Dann wird der Wendepunkt erreicht sein und der Markt wird sich in Richtung einer vollständigen BEV-Adoption entwickeln", sagte er.

Die beiden geplanten Elektro-Crossover werden die Anzahl der vollelektrischen Fahrzeuge im Portfolio von Volvo verdoppeln und den Anteil der Elektrofahrzeuge im nächsten Jahr erhöhen. Der EX90 basiert auf einer neuen, von Volvo entwickelten vollelektrischen Plattform. Der siebensitzige Crossover wird zur Markteinführung in einer Version mit zwei Motoren und Allradantrieb erhältlich sein und zu einem Preis von weniger als 80.000 Dollar angeboten. Eine 111-Kilowattstunden-Batterie liefert 496 PS und eine WLTP-Reichweite von bis zu 600 Kilometern.

Die frühe Nachfrage nach dem Flaggschiff-Elektroauto "übertrifft unsere Erwartungen", sagte Rowan in der Telefonkonferenz und fügte hinzu, dass der EX90 für "Rückenwind" bei den Verkäufen sorgen wird. Er sagte jedoch, dass das Angebot in diesem Jahr begrenzt sein wird, da die Produktion erst "im vierten Quartal" beginnt. Das Marktforschungsunternehmen AutoForecast Solutions erwartet, dass die Produktion des in Charleston, South Carolina, hergestellten EX90 im ersten vollen Kalenderjahr 60.000 Stück erreichen wird.

Der kleine Crossover, der voraussichtlich EX30 heißen wird, ist als Eroberungsfahrzeug gedacht. Er "wird eine neue Position auf dem Markt einnehmen", sagte Rowan. "Es wird für uns als Marke andere Demografien ansprechen". Das Modell wird unterhalb der kompakten Crossover XC40 und C40 angesiedelt sein und auf der Sustainable Experience Architecture basieren, die Volvo gemeinsam mit der Muttergesellschaft Zhejiang Geely Holding Group entwickelt hat.

AutoForecast Solutions erwartet, dass die Produktion des in China hergestellten EX30 im ersten vollen Kalenderjahr 40.000 Fahrzeuge erreichen wird. Volvo wird den EX30 über seinen Fahrzeug-Abonnement-Service anbieten. "Das wird es uns ermöglichen, mit brandneuen Kunden zu sprechen ... und in vielen Fällen mit der Generation Z, die zum ersten Mal auf den Automarkt kommt, weil es das Auto erschwinglich macht", sagte Rowan. "Der Preis für das Auto wird niedriger sein, und wenn man ein Abonnement hinzufügt, muss man sich nur für mindestens drei Monate verpflichten."

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten in Deutschland Januar 2020 bis Januar 2023

Modellvorschau Volvo 2022 bis 2024