VW-Chef warnt vor Konfrontation mit China

Herbert Diess macht sich Sorgen aufgrund der Haltung der deutschen Regierung gegenüber China und den möglichen Folgen. "Ohne die Geschäfte mit China würde die Inflation noch weiter explodieren", warnte der VW-Chef in einem Interview mit dem "Spiegel". Ein Konfrontationskurs gegenüber dem wichtigen Markt bedeutet seiner Ansicht nach sehr viel weniger Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung hierzulande. Es werde "extrem unterschätzt, wie stark unser Wohlstand von China mitfinanziert wird." Diess forderte mehr Dialog mit China. Er ist davon überzeugt, dass die chinesische Führung auch mit harten europäischen Positionen umgehen kann.

China ist für den VW-Konzern wie für die anderen großen Autobauer der mit Abstand wichtigste Markt. Von den 8,8 Millionen Autos, die der Konzern im vergangenen Jahr ausgeliefert hat, gingen 3,3 Millionen an chinesische Kunden. Die Marke VW Pkw verkaufte mit 2,4 Millionen von 4,9 Millionen sogar fast jedes zweite Auto in China.

VW sieht sich seit einiger Zeit Kritik ausgesetzt, weil das Unternehmen ein Werk in der Provinz Xinjiang betreibt, in der die muslimische Minderheit der Uiguren unterdrückt wird. Nach neuen Enthüllungen zu dem Thema im Mai wurden Forderungen laut, VW solle sich stärker für Menschenrechte einsetzen. Das Unternehmen und auch Diess persönlich betonen, in dem Werk gebe es keine Zwangsarbeit und die Präsenz von VW vor Ort habe positive Auswirkungen auf die dortige Gesellschaft. Das Bundeswirtschaftsministerium hat VW aufgrund des Werks keine Investitionsgarantien für China mehr gegeben.

Aufgrund des Angriffs von Russland auf die Ukraine und der Tatsache, dass China auf Seite der Russen steht, gilt die Bildung fester Blöcke und ein neuer kalter Krieg als mögliches Szenario für die Zukunft. Sollte es soweit kommen, würden die Geschäftsbeziehungen zu China sicher deutlich schwieriger werden. Vor diesem Hintergrund versucht VW seit einiger Zeit, seine Abhängigkeit von China zu verringern und beispielsweise in den USA mit neuen Modellen zu wachsen. Nach jahrelangen Verlusten war die Marke dort 2021 wieder profitabel. Von einem Absatz wie in China ist man mit 375.000 Auto (Marke VW Pkw) aber noch weit entfernt. Im August wechselt der bisherige VW-Markenchef Ralf Brandstätter als Konzernverantwortlicher für China nach Peking, was erneut die Bedeutung des Marktes unterstreicht.

Aus dem Datencenter:

Weltweiter Pkw-Absatz von Volkswagen nach Antriebsarten von 2018 bis 2021