VW fährt Werke wieder hoch - Wolfsburg startet mit einer Schicht

Lichtblick für das Wolfsburger VW-Stammwerk: Nach zwei Wochen Stillstand soll die Produktion kommende Woche wieder anlaufen. "Wir planen, Wolfsburg am Montag wieder hochzufahren", kündigte Produktionsvorstand Christian Vollmer am Mittwoch am Rande der Bilanzvorlage an. Zunächst werde man aber nur in einer Schicht produzieren. Eine Woche später wolle man dann wieder in den Zweischichtbetrieb wechseln.

Wegen fehlender Kabelbäume aus der Ukraine, die wegen des Angriffs Russlands auf das Nachbarland nicht geliefert werden konnten, hatte VW in mehreren Werken die Produktion komplett gestoppt. Zunächst in Zwickau und Dresden, Anfang vergangener Woche dann auch im Stammwerk in Wolfsburg. Nach Wolfsburg soll dann auch Zwickau wieder ans Netz gehen, allerdings erst Anfang April, sagte Vollmer. "Dresden wird auch Anfang April geschlossen bleiben."

Zwickau und Dresden sind derzeit die einzigen VW-Standorte in Europa, in denen die neuen E-Modelle gebaut werden, darunter auch der ID.5, der im April in den Handel kommen soll. Dem Vernehmen nach könnte der Produktionsstopp kurz vor dem geplanten Verkaufsstart nun aber für eine Verzögerung sorgen. Bisher war ein Auslieferungsstart in der ersten Aprilwoche geplant. Bisher nicht vom Kabelmangel betroffen sind die Werke Emden und Osnabrück. Das dürfte auch so bleiben, sagte Vollmer. "In Emden kommen wir nach jetzigem Stand durch."

Möglich macht das eine Anpassung der Lieferstruktur. Zum einen würden die Zulieferer aus der Ukraine weiter liefern, wenn auch in reduziertem Umfang, sagte Einkaufsvorstand Murat Aksel. Parallel baue VW Zweitstandorte in anderen Regionen auf. Aus der Ukraine zurückziehen will sich VW aber trotz der derzeitigen Probleme nicht. "Wir unterstützen unsere Zulieferer und lassen sie nicht im Stich", sagte Aksel. Die neuen Kapazitäten an anderen Standorten bauen man nun als Sicherheitspuffer zusätzlich auf. "Wir fahren da eine Doppelstrategie."

Deutlich schneller als in Deutschland soll es in China gehen. Dort hatte VW Anfang der Woche an zwei Standorten die Produktion einstellen müssen. Grund war allerdings nicht der Kabelmangel, sondern lokale Corona-Ausbrüche, auf die China mit lokalen Lockdowns reagierte. In Anhui wolle man die Produktion nun am Donnerstag nach 48 Stunden wieder hochfahren, sagte VW-China-Chef Stephan Wöllenstein. In Changchun, wo die Produktion seit Montag ruht, wurde der Fertigungsstopp dagegen noch einmal um einen Tag verlängert. Dort soll die Produktion jetzt am Freitag wieder anlaufen. Wöllenstein hatte zunöchst auch dort ein Wiederhochfahren am Donnerstag angekündgt.

Den Ausfall will Wöllenstein dann schnell wieder aufholen. "Wir gehen davon aus, dass wir das, was wir jetzt verlieren an Produktionsvolumen, zeitnah wieder aufholen." Möglich mache das auch die bessere Versorgung der Standorte mit Halbleitern. "Es ist noch die eine oder andere Einschränkung zu erwarten. Wir sehen aber für März und April, dass sich die Halbleiterversorgung verbessert." VW hatte jüngst angekündigt, China in diesem Jahr bei der Chipversorgung zu priorisieren. Zusätzlich soll nun ein Teil der Chips, die wegen des Kabelengpasses in Europa nicht benötigt werden, dorthin verlagert werden.

Im vergangen Jahr hatte der Halbleitermangel dagegen die chinesischen VW-Werke hart getroffen, vor allem im Schlussquartal. Das habe auch den Hochlauf der neuen E-Auto-Produktion gebremst, sagte Wöllenstein. "Bis September liefe es bei der ID-Familie sehr gut. Doch dann waren wir von der Halbleiterkrise betroffen. Rund 20.000 Einheiten haben wir dann doch noch gegenüber dem Plan verloren." VW baut den ID.4 auch in China, allerdings nur für den dortigen Markt.

Lesen Sie auch:

Nach Gewinnsprung 2021: VW Pkw will weiter zulegen - Entspannung bei Chips erwartet

E-Bulli: VW nennt Absatzziel - 120.000 ID Buzz pro Jahr angepeilt

Wegen Corona-Lockdown: VW stoppt Produktion in drei chinesischen Werken

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau für I.D. von Volkswagen von 2020 bis 2024