Darum sieht der neue VW ID.3 jetzt so aus

Nein, Fotos sind noch streng verboten. Doch anschauen und anfassen ist erlaubt. Bei einem exklusiven Termin in Wolfsburg konnte die Automobilwoche das noch streng geheime Facelift des VW ID.3 bereits begutachten. Öffentlich enthüllen will VW ihn erst im Frühjahr.

Der erste Eindruck: Durchaus gelungen. Der ID.3 wirkt nach dem Facelift deutlich wertiger und nicht mehr so verspielt, wie das 2019 gestartete Ur-Modell. „Das Design wird erwachsener, die Materialien im Innenraum hochwertiger“, sagt Vertriebsvorständin Imelda Labbé. „Der neue ID.3 bestätigt unseren Anspruch an Wertigkeit, Design und Nachhaltigkeit.“

Dabei fallen die Änderungen außen doch deutlich bescheidener aus, als man zuletzt erwarten durfte. „Da gehen wir auch noch mal ans Blech“, hatte Markenchef Thomas Schäfer im Oktober angekündet. Doch am Ende beschränkten sich die Blecharbeiten auf ein einziges Teil: die Haube vorn. Die ist jetzt deutlich länger und hat statt der bisher glatten Oberfläche zwei markante Konturen, wie man sie vom Golf kennt.

Vor allem aber verschwindet dadurch die wohl größte Designsünde des bisherigen Modells: die breite schwarze Hutze zwischen Haube und Windsschutzscheibe, die für viel Kritik gesorgt hatte. Hinzu kommt ein neuer Stoßfänger vorn, bei dem VW auf die bisherige Wabenstruktur verzichtet. Ebenso wie auf das optionale Punktmuster an der C-Säule aus der First Edition. Das habe ohnehin kaum einer bestellt, heißt es bei VW.

Hinten dagegen ändert sich wenig. Einzige lobenswerte Neuerung: Die in die Kofferraumklappe hineinragenden Teile der Heckleuchten spenden jetzt wirklich Licht. Bisher waren es nur Attrappen. Zum ID. Golf, über den in Wolfsburg bereits spekuliert wird, macht das Facelift den ID.3 damit aber nicht. Aber er rückt deutlich näher an die VW-Familie heran.

Mehr Hand angelegt wurde im Innenraum. Der wirkt jetzt deutlich hochwertiger als bisher. Gerade das lieblos billig wirkende Interieur hatte für anhaltende Kritik gesorgt. Hier habe man nun auf die Kunden gehört. "Die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden stehen bei uns im Mittelpunkt", sagte Labbé. "Deswegen hören wir genau zu und richten unser Produktportfolio an ihren Anforderungen aus."

Die Materialien im Innenraum wirken jetzt wertiger und fühlen sich auch so an. Der Kunststoff ist weicher. Zudem macht VW vieles, was bisher nur gegen Aufpreis zu haben war, zur Serie: Das große Zwölf-Zoll-Display, das nun nicht mehr wirkt, als hätte man ein Kinder-Tablet ans Armaturenbrett genagelt. Und die Lederausstattung an Armaturenbrett und Türverkleidungen, die in Wirklichkeit natürlich Kunstleder ist – inklusive der markant sichtbaren Nähte. Sie wird ebenfalls zur Serie.

Der Innenraum ist nun komplett vegan, inklusive des Lenkrads, das bisher als einziges noch aus echtem Leder war. Die neue Linie von Markenchef Schäfer, zum Tastlenkrad zurückzukehren, wurde aber noch nicht umgesetzt. Auch der runderneuerte ID.3 hat dort Touch-Tasten. Die Bestuhlung dagegen wird aufgewertet. Die bisherigen Designsitze werden zum Standard. Hinzu kommen Extras wie der herausnehmbare Gepäckboden im Kofferraum und die Mittelkonsole mit Becherhaltern, die nun zur Basisausstattung gehören.

Das hat allerdings seinen Preis: Für die neue Einstiegsversion ID.3 Pro Life verlangt VW künftig 43.995 Euro – knapp 6000 Euro mehr als bisher für den ID.3 Pro, der schon für 38.060 Euro zu haben war. Und fast so viel, wie bisher für den ID.3 Pro S (43.720 Euro). Der Pro S mit der großen 77 kWh-Batterie trägt künftig den Beinamen Tour und kostet dann 56.500 Euro.

Und wie fährt sich der Neue? Ausprobieren kann man das noch nicht. Aber Überraschungen wären kaum zu erwarten. Er fahre sich genauso wie bisher, heißt es bei VW. Schließlich habe man an Fahrwerk, Antrieb und Batterie nichts verändert. Auch die Reichweite bleibt wie gehabt: Rund 420 Kilometer mit der kleine 58-kWh-Batterie, gut 540 Kilometer mit dem großen 77-kWh-Akku im Pro S.

Bestellen kann man den Neuen bereits: Alle, die seit 1. Dezember bestellen, erhalten bereits das Facelift. Und das, ohne es jemals gesehen zu haben. Denn enthüllen will VW das Facelift erst im kommenden Frühjahr. Ausgeliefert werden die ersten Autos aber erst in rund einem Jahr. Denn so lang ist inzwischen die Wartezeit. Bis dahin braucht VW noch, um den Auftragsstau beim bisherigen Modell abzuarbeiten. Im Werk in Zwickau läuft parallel zum bisherigen Modelle bereits die Vorserienproduktion der Facelift-Version. Im Frühjahr soll sie dort dann in Serie gehen, ab Herbst dann zusätzlich auch in Wolfsburg montiert werden.

Abgesegnet wurde das Facelift vor einem Jahr noch vom damaligen VW-Markenchef Ralf Brandstätter, inzwischen VW-China-Chef in Peking. Das Modell, das dem Chef damals gezeigt wurde -seither liebevoll „das Brandstätter-Auto“ genannt - hatte bereits eine ganz besondere Farbe: Dark Olivine Green. Sie soll mit dem Facelift nun neu ins Programm kommen. Bestellen kann man sie aber noch nicht. Den neuen Lack will VW erst nach der Weltpremiere freischalten.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den VW ID.3