VW sucht neue Aufgabe für Hiltrud Werner

Ihren Posten im VW-Konzernvorstand muss Hiltrud Werner wohl Ende Januar räumen. Nach Informationen der Automobilwoche soll das Compliance-Ressort, das Werner verantwortet, dann aufgelöst werden. Der Vertrag mit der 55-Jährigen, der Ende Januar ausläuft, werde nicht verlängert. Ganz verzichten will VW auf die bisher einzige Frau im Konzernvorstand aber nicht. Sie soll eine neue Führungsposition erhalten, hieß es. Aber nicht mehr auf oberster Ebene.

Offiziell hält sich VW bei dem Thema noch bedeckt. "Ob und inwiefern sich die Aufstellung des Vorstandes ab 1.2.2022 verändert, hat der Aufsichtsrat noch nicht beschlossen", sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch auf der Hauptversammlung. Doch intern rechnet niemand mehr damit, dass Werner auf ihrem bisherigen Posten bleibt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Vertragsverlängerung "geht gegen null", heißt es in Wolfsburg.

Grund seien aber nicht Unstimmigkeiten mit Konzernchef Herbert Diess. VW wolle das Ressort, das nach dem Dieselskandal neu geschaffen wurde, schlicht abwickeln. Nachdem US-Kontrolleur Larry Thompson seine Arbeit abgeschlossen hat und VW ein gutes Zeugnis ausstellte, brauche man es nicht länger. Intern laufen bereits Planungen, wie die Werner unterstellten Abteilungen aufgeteilt werden könnten. Die meisten dürften bei Personalvor- stand Gunnar Kilian landen.

Werner dagegen würde ihre Arbeit am liebsten fortsetzen. Anders als der Konzern sieht sie ihre Aufgabe noch lange nicht als abgeschlossen an. Durchsetzen konnte sie sich mit ihrem Wunsch aber nicht. Stattdessen sucht VW nun eine neue Aufgabe für die Diplom-Ökonomin. Nicht mehr im Konzernvorstand, aber auch nicht niedriger als ein Vorstand bei einer Marke, heißt es in Wolfsburg. Zu besetzen wäre etwa das Personalressort bei Bentley. Astrid Fontaine wechselt im September in gleicher Funktion zu VW Nutzfahrzeuge, ihre Nachfolge in Crewe ist noch offen.

Dass VW die Zukunft Werners offiziell so lange offenhält, dürfte vor allem dran liegen, dass sie die einzige Frau im Konzernvorstand ist. Eigentlich hätte ihre Vertragsverlängerung schon im Februar auf der Tagesordnung stehen müssen. Doch VW wollte vermeiden, ganz ohne Frau im Vorstand dazustehen.

Lösen sollte das Problem eigentlich die neue IT-Vorständin, nach der VW seit Monaten sucht. Ursprünglich sollte der neue Posten bis Ende Juni besetzt werden. Doch bisher fielen alle Kandidatinnen im Aufsichtsrat durch. Jetzt muss neu gesucht werden. Pötsch: "Der Sondierungsprozess läuft noch."

Lesen Sie auch:

Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch: VW lässt Vorstandsfrau Werner weiter warten - "Entscheidung noch nicht gefallen"

Top-50-Frauen - Hiltrud Werner, Volkswagen: "Compliance hat keine Ziellinie"

VW sucht IT-Vorständin: Komplizierte Damenwahl

Aus dem Datencenter:

Umsatz und Ergebnis der Marken des VW-Konzerns 2020