Wie sich seine Rolle als VW-Einkäufer verändert, bekam VW-Beschaffungsvorstand Murat Aksel hautnah zu spüren. Als vor zwei Jahren die Chipkrise ausbrach, reiste er zum Waferhersteller TSMC nach Taiwan und bekam dort nach langem Bitten auch einen Termin beim Chef, berichtete Aksel auf dem Automobilwoche Kongress in Berlin. "Ich brauche eine Million Chips", habe er dort dann gesagt. Der TSMC-Chef habe dann nur gefragt: "Pro Tag oder pro Woche?" Und habe dann nur entgeistert geschaut, als Aksel "pro Jahr" antwortete.
Schon das habe deutlich gemacht: In der neuen Welt der Halleiter sei die Autoindustrie nur ein kleiner Player. Und auch TSMC habe von einem direkten Liefervertrag mit VW lange nichts wissen wollen. Erst jetzt, im Juli 2022, habe er es geschafft, einen Direktvertrag mit dem weltgrößten Chiphersteller abzuschließen. Denn, so Aksel: Die Zeiten, in denen man sich blind auf die großen Tier-1-Zulieferer verlassen konnte, seien vorbei.