In ihren Konzernstrategien gibt es indes durchaus Unterschiede. BMW verfolgt im Gegensatz zu den Konkurrenten einen Kurs, der weiterhin alle Antriebsformen berücksichtigt, statt sich rein der Elektromobilität zu verschreiben. Vorstandschef Zipse wählt dazu ein anschauliches Bild: „Wer zu lange versucht, auf einem Bein zu stehen, wird merken, dass er ein Problem bekommt.“ In München sieht man sich lieber mit beiden Beinen auf dem Boden.
BMW investiert unbeirrt in Verbrennungsantriebe und erprobt zudem eine Wasserstoff-Pilotflotte. Die für das Jahr 2025 geplanten Top-Modelle Neue Klasse richtet der Autokonzern zwar auf Elektromobilität aus, sie können aber voraussichtlich auch einen wasserstoff-betriebenen Antriebsstrang aufnehmen. Technologieoffenheit – das ist das Mantra für die unternehmerischen Entscheidungen im Vierzylinder-Hochhaus. BMW nennt das „The Power of Choice“.
Mit Blick auf die EU-Vorgaben ab 2035 sagt Zipse: „Es gibt heute fünf Antriebsformen für Automobile: Benziner, Diesel, Hybride, batterieelektrische Antriebe und Wasserstoffantriebe. Wenn Sie heute sagen, in zwölf Jahren wollen Sie nur noch eine davon, schalten Sie vier Technologien ab.“ Umweltorganisationen und kritische Anleger unterstellen BMW, die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben und mit der Unternehmensstrategie in der alten Verbrennerwelt zu verharren. Für die Umwelt sei das zu wenig. BMW kontert diese Anwürfe mit Hinweisen auf das 2022 vorgestellte Konzept der iFactories, mit der alle Produktionswerke klimaneutral und ressourcenoptimiert arbeiten sollen, sowie mit ehrgeizigen Zielen bei der Kreislaufwirtschaft innerhalb der Lieferketten.
Spätestens 2050 will BMW über die gesamte Wertschöpfungskette klimaneutral sein. Die Entwicklung von Verbrennern steht für Zipse dazu in keinem Widerspruch: „Wir bleiben unserem technologisch breiten Ansatz treu, weil wir keine Marktpotenziale vergeben und nur so in allen Märkten einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.“ Mercedes-Benz, der Erfinder des Automobils, hat sich dagegen ganz der Elektromobilität verschrieben. Diesen Weg hält das Unternehmen auch im Hinblick auf den Klimaschutz für besser. Noch 2023 verabschiedet sich die Marke mit dem Stern von der Entwicklung neuer Verbrenner. „Nach heutigem Stand ist die E-Klasse mit ihren Derivaten das letzte Modell von Mercedes-Benz, das auf einer reinen Verbrenner-Plattform entsteht“, sagt Entwicklungschef Markus Schäfer.
Wo es die Marktbedingungen zulassen, will Mercedes – das ist Teil der Konzernstrategie – bis 2030 vollelektrisch werden. Dafür verändert sich das Modellportfolio deutlich stärker als bei den Wettbewerbern BMW und Audi. Bis 2026 soll der Absatz im Top-End-Segment um 60 Prozent gegenüber den aktuell verkauften rund 250.000 Einheiten steigen. Dazu gehören die S-Klasse, der SL, der EQS, alle AMG-Fahrzeuge und natürlich die Luxusmarke Maybach.