Nach fast drei Jahren als Präsident von Bugatti kehrt Stephan Winkelmann, 56, vermutlich bereits am 1. Dezember als CEO zu Lamborghini zurück. Dort war er in gleicher Funktion schon von 2005 bis 2016 tätig. Das erfuhr die Automobilwoche.
Der Aufsichtsrat von Audi – Lamborghini ist der Ingolstädter Premium-Marke zugeordnet – soll schon am 17. November über die Nominierung entscheiden, die einen Tag darauf in Sant´Agata von den Gesellschaftern verkündet werden soll. Der bisherige Lamborghini-Lenker Stefano Domenicali verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch und wechselt am 1. Januar 2021 zum Formel 1-Vermarkter Liberty Media.
Winkelmann leitet Lamborghini und Bugatti zunächst in Doppelfunktion. Eine ähnliche CEO-Doppelfunktion hatte einst Wolfgang Dürheimer inne, der 2011 an die Spitze von Bugatti und Bentley berufen wurde und diese Position nach einem Abstecher zu Audi ab 2014 wieder einnahm.
Stephan Winkelmann hat mit den Kleinserien Divo (40) und Centodieci (10) sowie mit dem Einzelstück La Voiture Noire (für Ferdinand Piech) und der Leichtbaustudie Bolide die Marke lebendig gehalten und gleichzeitig den Absatz des Chiron angekurbelt, von dem 500 Einheiten geplant sind. Die Versuche, eine zweite Baureihe auf die Räder zu stellen - die Rede war unter anderem von einem Frontmotor-Coupé und einem CUV – scheiterten nicht an mangelnder Kreativität und fehlendem Einsatz, sondern am hartnäckigen Veto aus Wolfsburg.
Wenn der in Berlin geborene Kosmopolit an seine frühere Wirkungsstelle zurückkehrt, erntet er zum Teil noch jene Früchte, die er selbst gesät hat, vor allem in Form des erfolgreichen Luxus-SUVs Urus.
Im Schulterschluss mit dem Konzernvorstand, Markus Duesmann und seinem Team vor Ort muss Stephan Winkelmann in den nächsten zwölf Monaten wichtige Weichen stellen. Während der Aventador-Nachfolger so gut wie in trockenen Tüchern ist, stehen die Zeichen für den Huracan 2.0 auf Anfang. Gleiches gilt für die Neuauflage des Urus und für eine vermutlich voll elektrifizierte vierte Baureihe, über die noch nicht entschieden wurde. Nachdem sich Audi wiederholt zu seiner italienischen Luxus & Sport-Tochter bekannt hat, dürfte die technisch näherliegende Querverbindung zu Porsche mittelfristig auf die Komponente beschränkt sein.
Winkelmann wird wohl ein begeisterter Empfang in der Emilia Romagna beschieden sein – schließlich hat der alte und neue Chef mit CTO Reggiani, Personalchef Tossini und dem Einkaufsverantwortlichen Foschini starke Verbündete, mit denen er über lange Jahre erfolgreich zusammengearbeiten durfte.
Was genau plant VW mit Lamborghini? Wie aus Wolfsburg verlautet, sind die Überlegungen, mit Lamborghini, Ducati und Italdesign an die Börse zu gehen, relativ weit gediehen. Wegen Covid und weil die Märkte noch Luft nach oben haben, will man diesen Schritt angeblich erst Anfgang 2022 vollziehen, wobei die Aktienmehrheit im Konzernbesitz verbleiben soll. Die Zeit bis dahin gilt es zu nutzen, um Lamborghini im Markenverbund noch wettbewerbsfähiger zu machen – Stichwort R Next als mögliches Audi-Schwestermodell des nächsten Huracan –, Car.Software.org als markenübergreifende digitale Klammer, und die modular aufgebaute Elektrifizierung im Premium-Segment. Ob dadurch im Bermuda-Dreick zwischen Sant´Agata, Zuffenhausen und Ingolstadt Ruhe einkehrt, wird sich zeigen.