Bentley hat angekündigt, bis 2030 zur reine Elektromarke zu werden. Wird dann auch Ihr Werk in Crewe zum E-Standort?
Alle aktuell gebauten Bentleys erhalten elektrische Nachfolger bis 2030. Die Werksbelegung bis dahin ist noch nicht entscheidungsreif und wird im Konzern nach einem Gesamt-Optimum erarbeitet. Wir bauen hier ja jetzt schon die Plug-in-Hybride, haben die Mitarbeiter geschult. Die elektrische Welt beginnt schrittweise.
Was bedeutet das für den Standort? Was sind die Herausforderungen?
In einer hochflexiblen Kleinserienfertigung kann man neue Technologien viel leichter integrieren. Wir entwickeln in unserem Dream Factory Konzept viele innovative Technologien, wie wir einzigartige Produkteigenschaften in der Produktion darstellen können. Das betrifft Antriebskonzepte, aber auch die Personalisierung der Fahrzeuge zum Beispiel durch 3D-Druck.
Was macht bei Bentley in der Produktion anders?
Anders als bei anderen Marken findet bei Bentley ein sehr großer Teil der Wertschöpfung im Interieur und beim Lack statt. Ungefähr die Hälfte der Wertschöpfung in der Produktion entfallen bei uns allein auf Holz, Leder und Lack. Wir lackieren neben den 62 Standardfarben noch einmal 30 Sonderfarben und dann unendlich viele Individualfarben, alle mit exzellenter Oberflächen-Qualität. Das ist einzigartig.
Und in der Montage?
Auch die Montage ist hochkomplex, weil der Anteil an margenstarken Sonderausstattungen oder limitierten Modellen sehr hoch ist. In einer hochflexiblen Kleinserienfertigung können sie solche Dinge relativ leicht umsetzen. Und der Wert für den Kunden ist gigantisch.
Die Karosserien bauen sie aber nicht selbst, sondern beziehen sie komplett von Konzernschwestern in Deutschland. Funktioniert das?
Alle Karosserien kommen aus dem Konzernverbund, von Porsche in Leipzig und von Volkswagen in Zwickau. Die Mitarbeiter dort haben sehr hohe Kompetenz für Leichtbau und können auch extreme Karosserieformen in höchster Qualität umsetzen. Die Zusammenarbeit anhand definierter Prozesse funktioniert richtig gut. Dieses industrielle Konzept reduziert den erforderlichen Kapitaleinsatz und erzeugt Synergien mit Modellen gleicher Plattformen.
Bentley wechselte Anfang März innerhalb des VW-Konzern von Porsche zu Audi. Was ändert sich durch den Wechsel?
Die Zusammenarbeit mit Porsche war extrem wichtig in den letzten drei Jahren, als wir Bentley schon ein Stück weit sanieren mussten. Wir haben mit einer hochmotivierten Mannschaft, unterstützt von Porsche, einen sehr positiven Turnaround hingelegt. Mit Audi bereiten wir uns jetzt auf die elektrische Zukunft vor. Da wird es viele Synergien geben. Audi und Bentley passen wirklich sehr gut zusammen. Und mit Porsche arbeiten wir natürlich weiter zusammen, wie wir auch schon bisher auch mit Audi zusammengearbeitet haben.
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