"Ich hoffe es ist rüber gekommen, dass wir einen klaren Plan haben", beendet Leoni-Chef Aldo Kamper die Telefonkonferenz mit Journalisten, in der er die Ergebnisse des zweiten Quartals vorgestellt hat - und die haben vor allem eins: Ein negatives Vorzeichen.
Diesen klaren Plan braucht Leoni auch dringend. Seit 2015 ist der traditionsreiche Bordnetz- und Kabelspezialist immer wieder in Schwierigkeiten, denn Pleiten, Pech und Pannen verfolgten die Nürnberger: 2016 wurde der Mittelständler Opfer einer Betrugsmasche, die ihn 40 Millionen kostete, kurz darauf lief die neue Produktion in Rumänien aus dem Ruder und konnte nur mit teurem zusätzlichen Personal auf Kurs gebracht werden.
Dem Chaos folgte ein Kahlschlag im Management. Der damalige Chef der Bordnetzsparte, Andreas Brand, musste gehen. Auch sein Nachfolger Frank Hiller – bis dato verantwortlich für die Sparte Draht & Kabel – verließ nach nur einem Jahr auf dem neuen Posten das Haus.
Ende 2017 entschloss sich auch Vorstandschef Dieter Bellé, das Unternehmen Anfang 2018 vorzeitig zu verlassen. An der Spitze steht nun Aldo Kamper, ehemals Osram Opto Semiconductors, der mit dem Willen zum Durchgreifen anrückte.
Der gebürtige Niederländer steht vor einem großen Aufgabe: Die Kosten müssen runter. Leoni wird sich von 2000 Mitarbeitern trennen. "Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern laufen, wir hoffen, dass wir sie Ende September, Anfang Oktober abgeschlossen haben", so Kamper.
Der Stellenabbau werde auch in Deutschland "spürbar" sein, wie viele der 500 abzubauenden Stellen in "Hochlohnländern" auf Deutschland entfallen, könne man mit Blick auf die laufenden Verhandlungen nicht sagen. Kamper mühte sich zu betonen, es gehe "nicht nur" um Deutschland. Als Hochlohnländer sehe man zum Beispiel auch Frankreich, Italien, Nordamerika oder Südkorea.
Kampers "klarer Plan" sieht rund 300 Einzelmaßnahmen zum Geldsparen vor. Bis Ende 2019 wolle man rund die Hälfte davon umgesetzt haben. Aktuell hat Leoni von den 500 Millionen Euro, die man bis 2021 einsparen will, nach eigener Aussage im zweiten Quartal rund zehn Prozent erreicht.
Beim Sparen helfen soll auch der renommierte Restrukturierungsexperte Hans-Joachim Ziems, der unter anderem durch Fälle wie die Sanierung der Werkstattkette ATU, Kirch Media, dem Pharma- und Baustoffriesen Merckle, oder dem Holzverarbeiter Pfleiderer bekannt geworden ist.
Kamper betonte, man habe Ziems eben nicht als Sanierer und Restrukturiere an Bord geholt ("Herr Ziems hat hier ein ganz anderes Aufgabengebiet", sondern wegen der Größe des Programms und wolle von seiner Expertise profitieren.
Ob Leoni Ziems auf Druck der Gläubiger an Bord geholt hat, ließ Kamper offen.