Dieter Zetsches Stern-Stunde als Oberlehrer

Hamburg. Der Vorstandsvorsitzende des Daimler-Konzerns ist Manager und Motivator in Personalunion. Neben der Führung des schwäbischen Autobauers findet er auch immer wieder mal Zeit für ein aufmunterndes Sammelschreiben an die Beschäftigten. So im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Brasilien. "Den Mercedes-Stern nicht mitgezählt, schmücken drei Sterne das Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft", ließ die Führungskraft ihre Mannschaft jüngst wissen. "Es wird Zeit für den Vierten!".

Hernach erinnerte Zetsche in seiner "E-" wie Einstimmungs-Mail strategisch klug daran, dass Daimler "auf dem Weg dorthin als langjähriger Generalsponsor des DFB unser Team nach Kräften" unterstütze. Etwa "mit unserem WM-Online-Special www.bereit-wie-nie.de" und "auf unserer Facebook-Seite Der nächste Stern für Deutschland" sowie "mit unserem aktuellen WM-Song von Mister Santos".

So weit, so geschickt. Marketing gehört nun mal zum Geschäft, Eigenwerbung ebenso. Mit einer burlesken Bemerkung allerdings ist Zetsche nach Auffassung einiger Daimler-Insider in den Fetteimer gestapft. "Dann braucht es nur noch ein bisschen Glück", teilte der Leiter der Stern-Warte im Ländle mit. "Oder wie Lothar Matthäus so unnachahmlich gesagt hat: 'I hope we have a little bit lucky". Aus "Bullshit Castle", dem vom früheren Daimler-Lenker Jürgen Schrempp so titulierten Ex-Hauptsitz in Stuttgart-Möhringen, hat Zetsche die Konzernzentrale längst zurück nach Untertürkheim verlegt. Dennoch soll über ihn ob der süffisant zitierten Sentenz des DFB-Ehrenspielführers ein böiger "Shitstorm" hinweggezogen sein, wie geballte Unmutsbekundungen im Internet genannt werden. Es stehe Zetsche schlicht nicht zu, sich wie ein Oberlehrer über die mangelhaften Fremdsprachenkenntnisse von Zeitgenossen zu mokieren, lautet der Tenor seiner Kritiker. Das kann man so sehen. Muss man aber nicht. Der Mann wollte einen Volltreffer landen – und hat dabei eben leicht über das Tor gezielt. "Shit happens", wie Daimler-Vorstandsmitglied Wolfgang Bernhard einst Schrempp belehrt haben soll.

"Ich wünsche Ihnen viel Spaß und jede Menge Gründe zum Jubeln!", schloss Zetsche sein Schreiben. Das nun ist zweifelsohne mehrheitsfähig. Zetsche ist nicht nur Manager und Motivator. Er hat auch "Matthäus-Passion" bewiesen, auf seine ganz eigene Weise. Und Einsatz für "unsere" Elf gezeigt. "Abseits" oder nicht – eine knifflige Entscheidung.