Hamburg. So geht das nicht weiter. So darf man bei VW schlichtweg nicht weitermachen. Der Machtkampf zwischen Aufsichtsratspräsident Ferdinand Piech und dem Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn hat beide Granden schon weit über die Maßen beschädigt. Der eine VW-Obere erklärt zunächst streng, er sei auf Distanz zu Winterkorn. Und hernach milde, er betreibe dessen Ablösung nicht. Das lässt Raum für Interpretationen, viel Raum für Fragen. Etwa diese: Wenn nicht Piech, wer dann betreibt Winterkorns Ablösung? Und wenn nicht Winterkorns Demission, was sonst führt Piech im Schilde? Der andere VW-Stratege wiederum sieht sich neben seinem schlachterprobten Frondeur aus dem Ratsgremium stets aufs Neue Gerüchten ausgesetzt, ihn könnten Porsche-Lenker Matthias Müller oder Skoda-Vormann Winfried Vahland an der operativen VW-Spitze schon bald ersetzen. Das hinterlässt tiefe Kratzer an der persönlichen Reputation, tiefe Kratzer auch am VW-Gesamtbild in der Öffentlichkeit.
Wozu das alles? Und warum so kurz vor der nun mit allergrößter (An-)Spannung erwarteten Hauptversammlung der Volkswagen AG am 5. Mai in der niedersächsischen Landeskapitale Hannover? Wenn Piech und Winterkorn ihre vor viel zu großem Publikum – und immer schroffer über die Medien ausgetragene – Fehde nicht schleunigst beenden, werden Zutrittskarten für die VW-HV alsbald auf Ebay zu Wucherpreisen offeriert. Nahezu 600.000 Beschäftigte des VW-Konzerns haben Antworten verdient: Wer soll nach Piechs Abschied als Aufsichtsratschef ab 2018 den Vorsitz des entscheidenden Gremiums innehaben? Warum eigentlich nicht Ursula Piech, die Ehefrau des Patriarchen? Wer überhaupt könnte im Amt des Vorstandsvorsitzenden noch besser als Martin Winterkorn geeignet sein, den komplexen Zwölf-Label-Laden für die mittel- bis langfristigen Herausforderungen der Fahrzeugbranche zu rüsten? Und ist das Arbeitsverhältnis zwischen Piech und Winterkorn unwiderruflich zerrüttet – oder könnte sich das Duo unter Aufbietung aller Kräfte doch noch irgendwie und befristet zusammenraufen? Der Westfälische Friede hat 1648 längst nicht alle Konflikte gelöst. Ein vernünftige "Arbeitsgrundlage" für die streitenden Parteien ist er dennoch gewesen. 367 Jahre später muss ein Niedersächsischer Friede her. Notfalls gestrickt mit heißer Nadel und nicht ausgehandelt bis ins letzte Detail. Aber so wie bisher geht es eben nicht weiter. Die Zeit drängt. Und wie: 5. Mai!