München. Die Kugeln werden nicht in Serie gehen, aber das pilotierte Fahren ist im Jahr 2015 eine große Herausforderung für die Designer. Je näher die Ingenieure der Vision vom autonomen Fahren kommen, desto stärker wird der Druck auf die Kreativen, die passenden Konzepte zu erarbeiten. Das komplette Automobildesign ist im Umbruch. Neue Technologien revolutionieren die Möglichkeiten der Gestaltung. Beispiel Elektromobilität: Wird der Verbrenner durch einen E-Motor ersetzt, gewinnen die Designer zusätzlichen Raum für ihre Ideen. Während Tesla seine Elektromodelle elegant, aber wenig innovativ gestaltet, schlägt BMW mit dem i3 einen neuen Weg ein. Die Optik polarisiert, gibt BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk zu. Doch das nehmen die Münchner in Kauf, denn sie wollen eine neue Form von Mobilität demonstrieren. Zwar lässt sich noch nicht abschätzen, wann vollautonome Autos in Serie gehen, erste Studien geben aber einen Vorgeschmack auf ihr Aussehen. Die CES in Las Vegas zeigte Anfang des Jahres, wie weit der Traum vom Roboterauto gediehen ist. Mercedes setzte mit dem Forschungsfahrzeug F 015 ein Statement. Die Marke macht den Innenraum zur Erlebniswelt: Über sechs Displays stehen Fahrzeug, Passagiere und Außenwelt im Kontakt. „Maximale Privatsphäre im autonomen Fahrzeug wird zum Credo“, sagt Peter Naumann, Dekan der Fakultät für Design an der Hochschule München. Die Ideenschmiede Rinspeed hatte schon 2014 auf dem Genfer Auto-Salon in der Studie XchangE einen variablen Innenraum präsentiert. Die beiden Insassen können die Sitzund Blickrichtung wechseln und auf einem Monitor anstatt der Rückscheibe Filme anschauen. Steuert der Wagen eigenständig, muss der Fahrer sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren und kann die Zeit anderweitig nutzen. Lutz Fügener, Designprofessor an der Fachhochschule Pforzheim, entwickelt mit seinen Studenten entsprechende Konzepte. Eine Idee: Die Passagiere können sich in einem geräumigen Fahrzeug, einem kleinen Bus, wie im Zug bewegen. Ist das Auto gestartet, drehen sich Fahrer und Beifahrer zu den Insassen nach hinten um, arbeiten am Tisch oder machen ein Nickerchen im bequemen Sessel. Je nach Größe des Fahrzeugs können sie sich auch die Beine vertreten. Ein anderes Konzept: Da ein autonomes Fahrzeug viel schneller unterwegs sein könnte als bisherige Modelle, schwebt Fügener ein entsprechend ergonomisches, ein Meter hohes Autos vor. In ihm können zwei Passagiere bequem liegen und „sich pfeilschnell über die Autobahn bewegen“. Möblierung, Farben und Materialien stehen bei allen Designern auf dem Prüfstand. Instrumente, Anzeigen und Bediensystem werden komplett erneuert. Lenkrad, Bremse, Fahrpedal? Sie könnten irgendwann überflüssig werden.
Technische Entwicklung
Abgefahrenes Design
Hollywood-Star Will Smith schwingt sich im Science- Fiction-Film „I, Robot“ in einen futuristischen Sportwagen. Er nimmt die Hände vom Lenkrad und lässt das Coupé autonom in hoher Geschwindigkeit über die Straße rasen. Eigens für den Blockbuster, der im Jahr 2035 spielt, hatte Audi Anfang des Jahrtausends den Prototyp RSQ entworfen, der sich auf Kugeln statt Rädern bewegt.