Der Airstream, die silberne Zigarre, ist die amerikanische Wohnwagen-Ikone. Der mehr als 60 Jahre alte Troll von Eriba ist das Pendant aus Bad Waldsee. Mit der Übernahme der Erwin Hymer Group durch die US-Firma Thor sind beide Klassiker jetzt Halbbrüder. Eingeschlagen hat diese Nachricht wie eine Bombe. Denn noch im März hieß es bei Hymer, dass man einen Börsengang mit einem strategischen Investor erwäge, da Gerda Hymer und ihre beiden Kinder entschieden hätten, einen bedeutenden Minderheitsanteil zu verkaufen. Offensichtlich sah sich der deutsche Platzhirsch im Freizeitmarkt, der mehr Marken besitzt als der VW-Konzern, trotz eines rasanten Wachstums nicht in der Lage, die Investitionen in Vernetzung und E-Mobilität allein zu stemmen. Noch dazu, da diese Branche generell bei der Integration der Systeme hinterherhinkt. Gleich ob Sie einen Luxusliner kaufen oder einen Troll – Sie bekommen immer einen Aktenorder mit zig Unterlagen, von der Truma-Heizung über den Dometic-Kühlschrank bis hin zur Thetford-Toilette.
Begründet wird der Totalverkauf vom-Hymer-Management mit industrieller Logik. "Mein Vater war stolz auf mich" lautete der Titel des Interviews mit Carolin Hymer in der Jubiläumsausgabe 2017 zum 60-jährigen Bestehen der Firma. Ob er das heute auch noch wäre? Denn hätte man Erwin Hymer in der vergangenen Woche auf der IAA Nutzfahrzeuge wie früher abends noch an der Bar getroffen, hätte der Vollblutunternehmer -bestimmt nicht von industrieller Logik gesprochen. Wohl eher hätte er gesagt, ich habe Thor geschluckt und bin jetzt weltweit die Nummer eins.