Ingolstadt. Hackenberg ist vielen Audianern gut bekannt. Der zurückhaltend auftretende promovierte Fahrzeugtechniker startete seine Karriere 1985 in Ingolstadt, 1998 wechselte er zu VW. Nur vier Jahre später kehrte er zu Audi zurück und ging 2007 mit Winterkorn, der damals zum VW-Chef aufstieg, wieder nach Wolfsburg. Hackenberg ist ein enger Vertrauter Winterkorns, gemeinsam haben sie den Modularen Quer- und den Modularen Längsbaukasten eingeführt, die den Einsatz gleicher Teile in vielen Fahrzeugen ermöglichen und so Milliarden sparen. Von den 2500 Managern in der Münchner Messehalle erhält Hackenberg nach seiner Rede lange Applaus: „Ein guter Start“, sagen Teilnehmer anerkennend.
Ein Hoffnungsschimmer für die zunehmend verunsicherten Audi- Entwickler: Erst wurde der beliebte Technikvorstand Michael Dick im Alter von 60 Jahren überraschend in Rente geschickt, um Wolfgang Dürheimer (55) Platz zu machen. Nun, nach zehn Monaten, erneut ein Wechsel. Der frühere Porsche-Entwickler und Ex-Chef von Bentley und Bugatti habe die Aufgabe bei Audi dramatisch unterschätzt, heißt es in Konzernkreisen. „Bei Porsche und Bentley standen nicht annähernd so viele Töpfe und Pfannen gleichzeitig auf dem Herd“, so ein VW-Insider. „Dürheimer ist an seinem Perfektionismus gescheitert“, berichtet ein Audi-Manager. „Er wollte jedes Produkt bis in die letzte Schraube hinein verstehen – das ist bei bald 60 Modellen nicht so schnell zu schaffen.“ Mangelnde Kommunikation und Sensibilität werden dem erfolgsverwöhnten Ingenieur innerhalb des Unternehmens nachgesagt, für den derzeit eine neue Aufgabe im VW-Konzern gesucht wird. Einen Tag nach Dürheimers Abberufung wirkt Audi-Chef Rupert Stadler beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans erstaunlich entspannt: „Als Trainer will ich für meine Mannschaft die besten Spieler.“Die Kritik, Audi habe den „Vorsprung durch Technik“ eingebüßt, prallt an ihm ab. Die Gelassenheit ist nicht gespielt: In Wolfsburg gilt der wirtschaftlich erfolgreiche Stadler nach dem Scheitern Dürheimers nun als letzter Favorit auf die Nachfolge Winterkorns. Dessen Vertrag endet 2016. Der Betriebswirt Stadler ist zwar kein „Car- Guy“, dafür aber gut vernetzt mit der Familie von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und wohlgelitten bei Winterkorn. Zudem kann Stadler bei Audi eine beispiellose Erfolgsbilanz vorweisen: Absatz plus 50 Prozent, Belegschaft plus 15 Prozent, Gewinn verdreifacht. Hackenberg, der zum 1. Juli bei Audi gestartet ist, übernimmt auch die markenübergreifende Entwicklungssteuerung im VWKonzern – damit ist Audi enger in Entscheidungsprozesse eingebunden. Stellt Stadler mit Hackenbergs Hilfe die richtigen technischen Weichen für die Zukunft, steht seinem Aufstieg an die Konzernspitze nichts mehr im Weg. Den noch neuen Audi- Vorständen – Vertriebschef Luca de Meo und Einkaufschef Bernd Martens – drohe nicht das Schicksal Dürheimers, hört man bei Audi. Martens bringe seine Erfahrung in den Aufbau eines Lieferantennetzwerks für das neue Werk in Mexiko ein. Und de Meo setze „völlig neue Impulse“.Als Trainer will ich die besten Spieler
Im Saal der Messe München herrscht gespannte Stille. Beim diesjährigen Audi- Management-Meeting sind alle Augen auf den nächsten Redner gerichtet: Ulrich Hackenberg. Die Erwartungen sind hoch: Der 63-Jährige wurde in einer Blitzaktion von VW-Chef Martin Winterkorn nach Ingolstadt entsandt. Er gilt als Geheimwaffe und soll Audi das zurückbringen, was die Marke zunehmend verliert – Vorsprung durch Technik.