Die Wurst wird teurer. Die Schokolade knapp. Jetzt fehlt in Großbritannien auch noch die Pappe. Alles Meldungen, mit denen wir seit Wochen überschwemmt werden. Denn die Briten haben es gewagt, aus dem europäischen Club auszutreten. Selbst der Einbruch der britischen Autoindustrie 2020 soll als Beleg für diesen "Fehler" herhalten. Obwohl das nicht primär dem Brexit, sondern der Pandemie geschuldet ist. Dass CEO Thierry Bolloré bei Jaguar Land Rover im Gegensatz zu Audi, Opel oder VW keine Engpässe bei Halbleitern hat, liest man lediglich in der Fachpresse. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Die Briten werden die Prozess-Wehwehchen ihres Brexits in den Griff bekommen. Auch die Kosten. Als die Grenzen in Europa fielen, sprachen Ökonomen von 1,5 Prozent niedrigeren Transaktionskosten. Die nun entstehenden Mehrkosten werden in digitalen Zeiten eher geringer sein. Aber wer von uns würde für mehr Impfstoff jetzt nicht lieber auf Pappe verzichten? Zehn Millionen Impfungen in Großbritannien per Ende Januar nagen irgendwie am deutschen Selbstverständnis. In Downing Street No. 10 waren sie diesbezüglich einfach agiler, schneller, und haben die richtigen Entscheidungen zur rechten Zeit getroffen. Und eines konnte der Brite schon immer: "thinking outside the box". Das zeigt nicht nur die "unkonventionelle" Impfung in der Apotheke um die Ecke.