China - Exporteur statt verlängerte Werkbank

China ist längst der größte Automobilproduzent der Welt. Jedes dritte Fahrzeug weltweit lief 2020 im Reich der Mitte vom Band, mehr als in den USA, Japan und Deutschland zusammen. International spielen Autos "Made in China" bislang jedoch kaum eine Rolle. Das ändert sich jetzt. Hersteller entdecken das Land als weltweiten Produktionsstandort inklusive Export in die Heimatländer.

BMW lässt seit 2020 das neue E-Modell iX3 ausschließlich in China produzieren, für den gesamten Weltmarkt inklusive Deutschland. Tesla exportiert aus dem neuen Werk in Schanghai das Model Y auch nach Europa, bis die Produktion in Grünheide bei Berlin anläuft. Stellantis will noch in diesem Jahr sein neues Oberklassemodell DS 9 aus chinesischer Auftragsfertigung nach Europa bringen. Und auch der EQB von Mercedes soll nach Informationen der Automobilwoche nun ausschließlich in Peking gebaut werden, nachdem der ursprünglich geplante Standort Hambach verkauft wurde.

Noch einen Schritt weiter geht die Tochter Smart, die sogar ganz nach China umzieht. Für den Neustart als reine E-Auto-Marke wurde zusammen mit Geely ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das ab 2022 den kompletten Weltmarkt bedienen soll. An dem Beispiel orientiert sich auch die BMW-Marke Mini: Die neuen E-Modelle sollen ab 2023 vor allem aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit Great Wall kommen, während in England weiter Verbrenner gebaut werden. Auch in China sollen nach Informationen der Automobilwoche zusätzlich Verbrenner der Marke vom Band rollen. Bisher fehlt dafür aber noch die Genehmigung der Behörden.

Einen generellen Trend will Jochen Siebert von JSC Automotive in Schanghai aber noch nicht erkennen. "Das betrifft bisher nur einzelne Modelle, bei denen die Bedingungen gerade passen." Das könne sich aber schnell ändern. Doch nicht etwa bei den bisher favorisierten E-Autos, sondern ausgerechnet bei den Verbrennern. "Wenn die EU bei ihrer Linie bleibt, dass der Verbrenner bald ganz ausläuft, dann werden diese Modelle abwandern", sagt Siebert. Für Länder, die dann noch nicht bereit seien für 100 Prozent E-Mobilität, könnten die europäischen Hersteller dann billige Benziner und Diesel in Fernost bauen lassen. "Die Märkte werden sie dann nicht mehr aus Europa bedienen, sondern aus China."

Qualitätsmängel gebe es dort zumindest bei den Joint Ventures mit ausländischen Konzernen kaum noch."Der Unterschied ist nicht mehr sehr groß", sagt Siebert. Nur beim Stahl gebe es noch Probleme."Aber das wird sich ändern. Da arbeiten sie dran."Dass jetzt erste Konzerne Autos aus China auch in ihre Heimatmärkte exportieren, sei ein gewaltiger Imagegewinn."Für die chinesischen Partner", so Siebert,"ist das natürlich klasse. Die können sich damit schmücken. Das wird den Chinesen helfen."

Und vielleicht werde sich das Image in einigen Jahren komplett wandeln. Siebert:"Made in China wird irgendwann vielleicht zum Qualitätssiegel werden."

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