Das Angebot ist knapp

Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie bringt das Jahr 2021 dem Gebrauchtwagenmarkt mindestens eine weitere Unbekannte: Autohero. Das bereits 2016 gegründete Portal, mit dem Auto1 Fahrzeuge an Privatkunden verkauft, will Gründer Christian Bertermann nun kräftig voranbringen. Ein Großteil des durch den angekündigten Börsengang eingenommenen Geldes soll in den Aufbau der Privatkunden-Plattform investiert werden.

Aus diesem kleinen Pflänzchen könnte tatsächlich mittel- und langfristig ein gewaltiger Wettbewerber für den etablierten Handel entstehen, sagt Stefan Reindl, Professor am Institut für Automobilwirtschaft. Ein Wettbewerber, der aus Sicht der Händler das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt dieses Jahr weiter verknappen könnte. Denn auch die Corona-bedingten Produktionsengpässe führen dazu, dass die taktischen Zulassungen aus 2020 fehlen, die üblicherweise innerhalb eines Jahres den Besitzer wechseln.

"Für 2021 wird es in dem Alterssegment der sehr jungen Gebrauchtwagen zwar eine leichte Erholung geben, aber immer noch einen Angebotsengpass. Es werden aus dieser Quelle über 200.000 Fahrzeuge weniger als üblich am Markt verfügbar sein", sagt Andreas Geilenbrügge, Analyst bei Schwacke. Auch aus Flottenzulassungen dürften etliche Fahrzeuge auf dem Markt fehlen. Das stabilisiert die Restwerte. "Wir gehen aktuell von einer Erholung im Schnitt von etwa 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus", prognostiziert der Experte. Unter Vorbehalt, natürlich. Die Corona-Krise sorgt nach wie vor für Unsicherheit.

"Derzeit ist das noch viel Kaffeesatzleserei", sagt Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesverbands freier Kfz-Händler. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe rechnet zumindest mit einer stabilen Nachfrage bei leicht positiver Tendenz und letztlich 7,05 Millionen verkauften Gebrauchtwagen. Mehrmarkenhändler Arne Joswig geht davon aus, dass die Entwicklung auf dem Gebrauchtwagenmarkt aus dem Vorjahr ähnlich positiv weitergehen wird. "Bei Jahreswagen könnten wir aufgrund des knapperen Angebots durchaus ordentliche Preise sehen", sagt Joswig.

Einzig die Restwertentwicklung von E-Autos macht vielen Experten Sorgen. Die taktischen Zulassungen von Stromern und Plug-in-Hybriden haben sich 2020 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Laut Schwacke konnte aber bisher gerade mal ein Drittel der taktischen Zulassungen aus dem Jahr 2019 wiedervermarktet werden. Verbrenner sind nach dem gleichen Zeitraum üblicherweise vollständig über den Gebrauchtwagenmarkt abgeflossen."Diese Mengen werden kaum ein adäquates Ventil und Abnehmer im Markt finden", sagt Geilenbrügge mit Blick auf die verlängerte Förderung der E-Fahrzeuge. Die weiter wachsenden Zahlen an gebrauchten E-Fahrzeugen ohne entsprechend wachsende oder geförderte Nachfrage"erzeugen zwangsläufig Preisdruck, dem keiner langfristig ausweichen kann".

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