75 Prozent mehr Aussteller auf dem diesjährigen Caravan Salon. Drei zusätzliche Hallen und eine Gesamtbeteiligung nur knapp unter dem Vor-Corona-Niveau. So geht Messe in Düsseldorf. Mit einem glasklaren Konzept, welches das Objekt der Leidenschaft, den Wohnwagen oder Camper, in den Mittelpunkt stellt. Kein Mobilitätspudding also, bei dem schlussendlich das E-Bike die Leitfunktion übernimmt. So holt man Aussteller wie Mercedes- Benz und Volkswagen nach nur einem Jahr zurück. So schafft man es, dass man beim Platzhirsch Hymer insgeheim schon bedauert, dass der Platz erneut an die Wettbewerber geht. Geholfen haben gewiss die Erfahrungen aus 2020 sowie die Tatsache, dass die Branche weiter boomt. Dabei könnten die Rekordzahlen noch höher sein, gäbe es nicht auch hier Lieferengpässe bei Halbleitern, Holz und anderen Materialien. Die Auftragsbücher sind dennoch praller gefüllt denn je. Schon zu Jahresanfang hatten die Knaus-Tabbert-Händler die gesamte Produktion 2021 des Jandelsbrunner Herstellers an die Camper gebracht.
Zustände, von denen Händler und Hersteller im Pkw-Geschäft nur träumen können. Die steigenden Verkaufszahlen erfordern jetzt aber auch eine stärkere Automatisierung in der Produktion der meist mittelständisch geprägten Caravanbranche. Gleichzeitig erhöht der Wandel in der Antriebstechnologie auch hier die Komplexität. An elektrisch angetriebenen Wohnwagen für E-Autos mit schwächelnder Anhängelast wird genauso gearbeitet wie an der Hybridisierung von Campern. Dennoch wird der reine E-Antrieb wohl noch geraume Zeit eine Exotenrolle spielen. Denn bei der Freizeitmobilität sind Reichweite und Zuladung gesetzte Parameter. Wer möchte sich schon den Zorn von Herbert Diess zuziehen, wenn dieser am Gardasee nicht gleichzeitig den Wohnwagen und seinen ID.3 mit Strom versorgen kann? Oder im schlimmsten Fall keinen von beiden, weil das Stromnetz auf dem Campingplatz zusammengebrochen ist? Jeder in der Branche weiß, spätestens dann enden der Boom und die Freiheit.
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