Shenzhen. Angaben zu den geplanten Stückzahlen macht Denza noch nicht. Aber der Konzern habe zu viel in das insgesamt 300 Millionen Euro teure Joint Venture investiert, um nur ein paar Hundert E-Autos zu bauen: „Wenn China sein Fünf-Millionen-Ziel tatsächlich erreichen kann, soll es an uns nicht scheitern“, sagte Röhringer. Ob es dazu kommt, kann aktuell keiner sagen. „Aber zuletzt hat man ein verstärktes Engagement der Regierung gespürt“, freut sich BYD-Chairman Wang Chuanfu: Weil gerade die Zuschüsse verlängert und die Mehrwertsteuer gesenkt wurden, wird der Denza für den Endkunden ein Drittel billiger und kostet umgerechnet nur noch 26.000 Euro. Parallel startet ein groß angelegtes Infrastruktur- Programm. „Deshalb gibt es gute Chancen, dass China bald tatsächlich der größte EV-Markt der Welt wird“, sagt Daimlers China-Chef Hubertus Troska. Eine Hürde dafür ist aus Sicht von Denza schon genommen: „Mit unserem Auto lösen wir das Henne- Ei-Problem und bieten den Kunden erstmals ein völlig alltagstaugliches E-Fahrzeug“, sagt Entwicklungschef Frank Schweickhardt. Der Fünfsitzer basiert zwar auf der Mercedes B-Klasse, wurde aber in China um- und weiterentwickelt. Die wichtigste Änderung gilt dem Antrieb: Anders als die B-Klasse bedient sich der deutlich längere Denza aus dem Elektro- Baukasten von BYD und speichert dem Strom in weniger sensiblen Lithium-Eisen-Phosphat- Akkus. Obwohl diese größer und schwerer sind, hat Schweickhardt nicht gekleckert, sondern geklotzt: Um tatsächlich eine alltagstaugliche Reichweite zu ermöglichen, hat das Auto eine Kapazität von 48,5 Kilowattstunden. Zwar wiegt das Akkupaket nun 650 Kilo und die Ladezeit beträgt im ungünstigsten Fall über 30 Stunden. Doch auf dem Prüfstand fährt der Denza damit 335 und in der Praxis über 200 Kilometer, so der Entwickler. Dass Daimler mit Denza auf dem richtigen Weg ist, daran hegt Röhringer keinen Zweifel. Erst recht nicht, seit ihm mögliche Vertriebspartner das Büro einrennen. Zwar wird es bis Ende des Jahres erst drei Showrooms geben, und auch 2015 will Denza das Netz nur langsam ausweiten. „Doch das Interesse ist auf allen Ebenen groß: bei potenziellen Kunden und bei Investoren, die unseren Vertrieb übernehmen wollen“, berichtet der Vorstand. Selbst Immobiliengesellschaften wollen mit Denza kooperieren und Ladestationen in Garagen installieren. Entsprechend optimistisch plant Röhringer bereits eine größere Palette: „Denza muss keine Marke mit nur einem Modell bleiben.“
Chinesisches Daimler-Joint-Venture
Der elektrische Ernstfall
Daimler rüstet sich für den elektrischen Ernstfall in China. Während die Regierung in Peking ihr Engagement für die E-Mobilität massiv verstärkt, starten die Schwaben gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner BYD die Markteinführung des E-Autos Denza. „Noch in diesem Monat beginnt der Verkauf in Schanghai, dann kommen wir nach Peking und Shenzhen“, sagte der deutsche Denza-Chef Arno Röhringer im Gespräch mit der Automobilwoche.